Testbericht: Hidden Mysteries: Titanic
Was fällt euch spontan ein, wenn ihr Namen wie „Leonardo Di Caprio“ oder „Kate Winslet“ hört? Ihr denkt vermutlich an das bekannteste Schiff der Welt und das ist schon mal genau richtig. Fast 100 Jahre nach ihrem tragischem Untergang, wird die Titanic nämlich noch immer gerne als Vorlage für Filme oder Bücher verwendet. Auch die Spieleindustrie nimmt sich diesem Thema von Zeit zu Zeit an und nun schickt euch Entwickler Astragon in seiner Reihe „Hidden Mysteries“ auf den legendären Dampfer. Ob das Spiel ein ähnliches Schicksal erleidet wie die Titanic selbst, oder sich souverän über Wasser hält, klären wir im folgenden Review.
Willkommen an Bord!
In Hidden Mysteries: Titanic übernehmt ihr die Rolle der verwitweten Margaret Ashley, die ursprünglich aus armen Verhältnissen stammt. Da sie aber nach Höherem strebt, heiratet sie nach dem Tod ihres ersten Mannes erneut und steigt in die britische Oberschicht auf. Robert Ashley ist ein wohlhabender, aber unzufriedener Mann und möchte nach Amerika auswandern.
Deshalb gehen die beiden, frisch verheiratet, auf die Titanic um in der „Neuen Welt“ bald ein glücklicheres Leben zu führen. Zur Seite steht ihnen dabei ihr Kammerdiener Montague.
Noch bevor das Schiff in See sticht, tauchen bereits im Southamptoner Hafen erste Schwierigkeiten auf: Die Boardkarte ist verschwunden und ihr macht euch als Margaret sogleich auf die Suche nach dem Ticket. Natürlich alleine, denn Hilfe von eurem leicht egoistischen Ehemann braucht ihr keinesfalls zu erwarten.
Damit ihr euch am Hafen sowie später auf dem Schiff, durch die verschiedenen Räume bewegen könnt benutzt ihr eine Karte. Durch diese wechselt man zwischen den entsprechende Locations. Alle Orte im Spiel werden ausschließlich als einzelne, unbewegte Bilder dargestellt und Charaktere, die sich auf dem Bild befinden, bewegen sich daher auch nicht. Deshalb wird am unteren Bildrand lediglich die gerade sprechende Person, sowie der Text zum Mitlesen angezeigt. Es ist zwar nicht möglich sich in der Ego-Perspektive durch das Schiff zu bewegen, jedoch sollte man berücksichtigten, dass es sich bei Hidden Mysteries: Titanic hauptsächlich um ein Wimmelbildspiel handelt. Das bedeutet, dass ihr durch „Point & Click“ gut versteckte Gegenstände in einem Bild finden müsst. Die Palette reicht von Spielkarten, über Kartoffeln bis hin zu Schrauben. Ihr seid aber nicht nur zum ewigen Klicken verdammt, sondern dürft dank der Wii-Steuerung, außerhalb der Suchbilder, Seile durchschneiden oder Handkurbeln betätigen, indem ihr die entsprechende Bewegung mit der Wiimote ausführt.
Unterhaltung auf der Titanic: Cocktails mixen und Shuffleboard spielen
Während der Reise warten neben den Wimmelbildern über 20 weitere Rätsel auf euch, die gelöst werden wollen. Da tauchen dann solch „alltägliche“ Probleme wie das Zusammenbauen einer Krücke, oder das Löschen eines Feuers durch provisorischen Löschschaum auf. Um die Aufgaben zu lösen, müssen die passenden Gegenstände auf der gesamten Titanic gefunden und später miteinander kombiniert werden. Diese puzzleartigen Rätsel sind recht unterhaltsam. Zwar sind nicht immer alle auf den ersten Blick lösbar, und man langt sich manchmal angesichts der unlogischen Lösung an den Kopf, aber der große Frust bleibt zum Glück aus. Typisch Adventure, sprecht ihr immer mal wieder mit andern Passagieren und Crew-Mitgliedern die einen nützlichen Tipp für euch haben.
Solltet ihr einmal keinen Lösungsweg finden, könnt ihr den „Puzzle überspringen“-Button drücken. Wie aber bereits angesprochen sind die Rätsel insgesamt machbar, sodass man diese Hilfe kaum benötigt. Das Gleiche gilt übrigens auch bei den Wimmelbildern, wenn ihr z. B. neun von zehn Gegenständen gesammelt habt, ihr aber den letzten einfach nicht finden könnt. Dann reicht ein Klick auf die Lupe und das Objekt wird deutlich hervorgehoben. Bewegt ihr den Wiimote-Zeiger übrigens außerhalb eines Wimmelbildes über ein interaktives Objekt, wird dieses durch Glitzern sichtbar gemacht.
Ein entscheidender Punkt, welcher das Spiel noch einfacher werden lässt, ist die Tatsache, dass ihr grundsätzlich wild durch die Gegend klicken könnt, da es keine Zeitstrafen gibt. Auch sonst müsst ihr kein „Game Over“ befürchten, denn jedes Rätsel könnt ihr so oft versuchen, bis ihr es erfolgreich gelöst habt.
Tausche Ehemann gegen Emanzipation
Während man als Spieler also eine Aufgabe nach der anderen erfüllt, entdeckt Margaret viele verschiedene, bisher wohl verborgene Talente, an sich. Zu Beginn der Story wird sie als eher unsicher und zurückhaltend beschrieben. Stattdessen bekommt man aber den Eindruck einer eher selbstbewussten Frau die sich sehr gut zu helfen weiß. So kommt es vor, dass sie einmal in die Kabine des Captains hineinplatzt – natürlich ohne anzuklopfen. Dieses widersprüchliche Image wird auch anhand der Dialoge vermittelt, die aber zumindest bis zur Hälfte des Abenteuers sehr treffend sind. Man bekommt einen guten Eindruck von der anfangs ausgelassene Stimmung auf dem Luxusdampfer. Spätestens jedoch, ab dem Zeitpunkt an dem Margaret ahnt, dass das Schiff untergehen wird, sind ihre teils lockeren Sprüche eher unpassend und lassen die Situation wenig dramatisch erscheinen.
Auch die Möglichkeit, dass ihr ab und zu zwischen Margarets Antworten wählen könnt ändert daran wenig. Es bleibt euch lediglich die Wahl, ob ihr lieber nett und freundlich daherkommt oder alles direkt und ohne Umschweife ansprecht. Tatsächliche Auswirkungen auf den weiteren Spielverlauf haben diese Antworten kaum. Nur ziemlich zum Ende stellt sich dann die Frage, ob Margaret ihre herzkranke Mutter oder lieber ihren korrupten Ehemann begleitet… Solltet ihr euch bei dieser Entscheidung schwer tun, könnt ihr euch ein zweites Mal auf die Jungfernfahrt begeben. Die gesamte Geschichte läuft allerdings bis zu diesem Punkt genau gleich ab und das nochmalige Spielen lohnt sich kaum.
Grafik und Sound
Grafisch ist der Titel akzeptabel, auch wenn sicherlich mehr hätte herausgeholt werden können. Trotzdem sind überall schöne Details zu sehen, die den Dampfer realistisch wirken lassen. Die immerhin animierten Zwischensequenzen, bei denen man beispielsweise die R.M.S. Titanic beim Auslaufen aus dem Hafen beobachtet, sowie das aktuelle Datum und die Uhrzeit erfährt, sind schön umgesetzt und bringen ein wenig mehr Leben in das Spiel.
Der Hintergrundsound ist auch vollkommen in Ordnung und nicht nervig. Ist dieser am Anfang des Spiels noch beschwingt, wird er im Verlauf eher dramatisch – ganz im Gegensatz zu den bereits vorhin erwähnten, etwas unpassenden, Dialogen. Die Umsetzung der deutschen Sprachausgabe ist hier noch positiv zu erwähnen. In den Optionen lassen sich die Lautstärke der Musik sowie der Dialoge anpassen. Dort kann außerdem die Helligkeit geregelt werden.
Der größte Schwachpunkt bei Hidden Mysteries: Titanic ist eindeutig die Gesamtspielzeit. Obwohl ich jedes Rätsel erfolgreich und ohne es zu überspringen gelöst habe, betrug die reine Spielzeit nur ca. drei Stunden. Auch das durchaus interessante Bonuskapitel konnte das Abenteuer nur um einige Minuten verlängern.
Fazit
Nachdem sich Entwickler Astragon mit seinem Wii-Debüt WaterSports nicht gerade von der besten Seite gezeigt hatte, war ich gegenüber dieses Spiels natürlich skeptisch. Allerdings wurde ich positiv überrascht. Die Story um das Schiff macht durchaus Spaß und auch die Wimmelbildspiele sind gelungen. Gut genutzt wurde außerdem die Steuerung mit der Wii Remote. Sie dient nicht nur als Pointer, sondern beispielsweise auch schon mal als Salzstreuer, indem sie geschüttelt wird. Grafisch ist der Titel zwar nicht herausragend, geht jedoch in Ordnung. Die verschiedenen Rätsel sind zwar einfallsreich und machen Spaß, aber eine wirkliche Herausforderung sind sie selten. Das trägt leider wesentlich zu der sehr kurzen Spielzeit von ungefähr drei bis vier Stunden bei. Alle, die mit einer Mischung aus Wimmelbildspielen und Adventure etwas anfangen können, werden dennoch kurze Zeit Freude daran haben.
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