Testbericht: Guitar Hero 3: Legends of Rock

Seit geraumer Zeit ist es angekündigt gewesen und nun ist es endlich soweit: das wohl bekannteste Musikspiel findet den Weg auf Nintendos Wii. Die Rede ist natürlich von Guitar Hero 3. Was alle Konsolen-Rocker im neusten Ableger der Serie erwartet, könnt ihr in unserer Review nachlesen.

Let’s rock!

Wer die Vorgänger von Guitar Hero 3: Legends of Rock kennt, der weiß, dass es sich hier um die wohl am besten gelungene Instrumentsimulation aller Zeiten handelt. Für all jene, die noch nie was von Guitar Hero gehört haben eine kurze Beschreibung des Gameplays:
Bewaffnet mit einem Gitarrencontroller steht man vor seinem TV und hat die Aufgabe zu rocken.
Der Controller, welcher in Form der berühmten Gibson Les Paul gehalten ist, sieht aus wie eine Gitarre und wird auch so gehalten, nämlich über die Schulter gehangen und möglichst tief, damit man nicht aussieht wie einer der Beatles. Am Hals der Plastikgitarre befinden sich 5 verschiedenfarbige Grifftasten, welche die Bünde einer echten Gitarre ersetzen. Zum Anschlagen der Saiten benutzt man den Anschlagschalter, welcher sowohl nach Oben als auch nach Unten angeschlagen werden kann. Wer gerne verzerrte Töne hört, der darf sich noch am Tremolo versuchen. Das sind die Tasten und Schalter, die man zum Spielen braucht, die + und – Tasten sind nur zum Pausieren des Spiels oder Aktivieren der Starpower (dazu später mehr) gedacht. Zum Navigieren im Wii-Home-Menü verpasste man der Gitarre noch einen Analogstick, da man seine Wiimote ja in der Gitarre versenken muss.
Nun wisst ihr schon mal wie der Controller aussieht, aber was zum Geier soll man mit den vielen Tasten und dem Schalter machen??? Eine Frage, die sehr schnell beantwortet ist.
Beim Spielen eines Songs sieht man auf dem Bildschirm ein Griffbrett einer Gitarre auf dem Punkte in den Farben der Grifftasten erscheinen. Als angehender Rocker soll man nun die verlangte Taste drücken und den Anschlagschalter betätigen. Klingt einfach, braucht aber anfangs etwas Übung, doch schon nach einigen Songs erwacht der Rocker in einem und man kann loslegen.

Wii will rock you!

Nachdem wir uns nun genug mit dem Gitarrencontroller befasst haben können wir losrocken und uns als Rockstar beweisen. Also wollen wir uns mal unserer Kariere widmen. Als allererstes sollten wir unserer Band einen Namen geben, danach noch unseren Gitarristen auswählen; leider stehen hier anfangs nur erfundene Charaktere zur Auswahl, denn die zwei „echten“ Rockstars Tom Morello von Rage Against The Maschine und Slash von Guns’n’Roses lassen sich erst im Laufe der Karriere erspielen und anschließend kaufen. Wenn wir uns für einen der acht Rocker entschieden haben, können wir uns nach einem kurzen Comic-Intro dem ersten Auftritt widmen. Auf der Gartenparty eines Kollegen rocken wir nun los. Von den ersten vier Liedern müssen wir drei meistern um eine weitere Sprosse der Karriereleiter zu erklimmen. Wenn wir uns nach drei Liedern gut angestellt haben, verlangt das Publikum nach mehr und wir können noch eine Zugabe spielen. Insgesamt besteht eine Karriere aus 42 Liedern, welche gespielt werden müssen. Wem dies noch zu wenig ist, der kann sich weitere 25 Songs im Laden kaufen.
Wer sich nun fragt nach welchen Kriterien bewertet wird, ob man nun ein Rockstar ist oder ob man die Klampfe lieber an die Wand hängen sollte, dem möchten wir nun nicht weiter in Dunkeln tappen lassen. Für jede getroffene Note gibt es Punkte. Bei langgezogenen Noten kann man mit Hilfe des Tremolos die Punkte noch etwas in die Höhe treiben. Wenn man eine bestimmte Anzahl von Noten trifft, bekommt man einen Multiplikator, welcher bis zu vierfach ansteigen kann. Wenn man sich nun noch etwas geschickt anstellt und alle speziellen Sternnoten trifft, sammelt man Starpower.
Mit Starpower kann man seinen Multiplikator nochmals verdoppeln und in brenzligen Situationen damit auch die Stimmung der Zuschauer wieder in den grünen Bereich treiben. Ja richtig gelesen, das Publikum hat was zu sagen in diesem Spiel. Na gut, eigentlich ist es das Rock-O-Meter, welches die Stimmung des Publikums anzeigt, aber sobald dieses in den roten Bereich abfällt wird es knapp für den Gitarrenhelden, denn wenn man sich nicht konzentriert und wieder die richtigen Töne trifft wird man knallhart ausgepfiffen und im Song unterbrochen. Wenn man sich jedoch gut angestellt hat und einen Song beenden durfte bekommt man eine Note in Form von Sternen. Ein bis drei Sterne sind dabei Mittelmaß, wer vier Sterne schafft, der ist auf dem richtigen Weg. Rocker mit fünf Sternen können sich bereits etwas auf ihre Leistung einbilden, denn nur diejenigen mit fünf goldenen Sternen dürfen sich einen Guitar-Hero nennen. Für fünf goldene Sterne darf kein einziger Fehler unterlaufen, was gerade bei schnellen Notenfolgen sehr schwer ist.

Ich bin ein Guitar-Hero! Und jetzt?

Nach einer gelungenen und vollendeten Karriere stehen uns nun noch eine Koop-Karriere zur Verfügung. Für diese brauchen wir aber einen Freund und eine zweite Gitarre. Wem es an Freunden oder einer zweiten Gitarre mangelt, der kann sich im Punktekloppen versuchen und seine Lieblingssongs im so genannten „Schnellen Spiel“ spielen.
Wem die gebotenen 42 Songs zu wenig sind, der gibt sein hart erspieltes Geld im Laden aus und kann sich dort auch weitere Lieder kaufen, unter anderem auch von zwei deutschen Bands. Die toten Hosen haben es mit „Hier kommt Alex!“ und Revolverheld mit „Generation Rock“ in die Songliste von Guitar Hero 3: Legends of Rock geschafft. Wem Lieder nicht reichen, der kann noch weiter shoppen und sich neue Gitarren, Lackierungen für diese, neue Charaktere oder neue Outfits für seinen Helden kaufen. Jedoch muss man hier dazusagen, dass man sich Tom Morello, Slash und Lou (Sohn des Teufels und bekennender Hundefreund) erst nach einem gewonnenen Battle in der Karriere kaufen kann.
Für alle, die mal einen Blick hinter die Kulissen des Spiels werfen möchten, gibt es im Laden noch das ein oder andere Video zu ergattern, welches man sich im Optionen-Menü anschauen kann.
Wenn wir schon bei den Optionen sind, dann wollen wir hier auch einmal einen Überblick erstellen.
Neben Grundeinstellungen wie Ton und Co. können stolze Besitzer eines HDTV hier die Latenz kalibrieren. Für die Minderheit der Linkshänder bekam das Spiel nun endlich die Möglichkeit spendiert, die Noten auf rechts zu drehen. Mir als Rechtshänder stellt sich hier allerdings die Frage, wie man dann noch ordentlich spielen soll, wenn einem der Tremolo plötzlich im Weg ist, da sich dieser dann auf de Oberseite der Gitarre befindet und somit auf direktem Weg zum Anschlagschalter.

Auf dem Weg ins Internet…

…hat man wohl die ein oder andere Idee links liegen lassen. Zwar bietet Guitar Hero 3: Legends of Rock einen Onlinemodus, jedoch scheint der etwas mager. Nachdem wir uns ein Profil erstellt haben, finden wir uns im Online-Hauptmenü wieder. Leider brauchen wir uns hier auch nicht lange umsehen, denn außer der Möglichkeit, selbst ein Spiel zu eröffnen, nach einem Spiel zu suchen oder sich mit einem Freund zu duellieren, steht nichts weiter zur Auswahl. Wer die Xbox360 Version kennt, der wird sich fragen wo denn der Liederladen ist. Naja der fehlt eben noch, soll aber über Wii-Ware nachgereicht werden. Was aber an dem Onlinemodus doch sehr zu loben ist, ist die Tatsache, dass man für die Duelle kein Geld bezahlen muss, denn Microsoft-Billy verlangt für jedes gespielte Duell Moneten.
Auch ist uns bei dem Test recht positiv aufgefallen, dass es die Onlineduelle sehr flüssig laufen und auch die Verbindung nicht abreißt oder ähnliches. Vielleicht habt ihr euch ja auch schon umgehört bevor ihr euch unseren Test durchlest, dann seid ihr eventuell auch ab und an auf Worte wie „Konsolenabsturz“ getroffen. Wir können euch dazu sagen, dass wir einige Stunden online gespielt haben und keine Konsole sich dabei das Leben genommen hat.

Ich bin ein Star, schaut mich an!

Wer sich Videos und Bilder der PS3- und Xbox360-Version des Spiels angesehen hat, der hat deutliche Verbesserungen zur PS2-Fassung gesehen, jedoch ist man als Wii-User Leidtragender, denn hier lebt die PS2-Grafik wieder auf. Lichteffekte fehlen, die Charaktere wirken sehr leblos, das Publikum kennt seine Choreographie auswendig und lässt sich auch nicht auf neue Schritte ein. Als Spieler kann man sich immerhin damit trösten, dass man sich ja sowieso auf seine Noten konzentrieren muss und somit nicht viel von der Grafik mitbekommt, jedoch ist es für Zuschauer ein sehr trauriges Bild, im Gegensatz zu den Versionen bei der Konkurrenz.
Was den Sound angeht, so ist es lobenswert, dass mal etwas Geld für Lizenzen ausgegeben wurde und nun meist die Originalstimmen erklingen und nicht mittelmäßige Coverversionen wie bei den Vorgängern. Im Training bekommt man auch deutsche Sprachausgabe zu hören, auch wenn es sich um wenige Sätze handelt, die man an seinen Händen und Füßen abzählen kann. Der angebotene Surround-Sound entpuppt sich beim Ausgeben aus einem 5.1 Boxensystem als aufgeteiltes Stereo, denn aus allen Lautsprechern dröhnt der selbe Ton.

Fazit

Seit Teil I bin ich Guitar Hero- Fan und habe mich gefreut wie ein kleines Kind, als ich hörte, dass es nun auch eine Version für Wii geben wird. Jetzt, da ich mich sehr ausgiebig mit dem Spiel befasst habe muss ich sagen, dass ich mehr erwartet hätte als einen PS2-Port.
Zwar ist es für mich sehr erfreulich, endlich mal Originale zu hören und nicht immer nur Cover, aber der doch etwas magere Onlinemodus, der ja nur Duelle anbietet und keinen Laden mit weiteren Liedern, der ja angeblich in Wii-Ware eingefügt werden soll (wir werden sehen), mäßigt meine anfängliche Freude doch etwas.
Im Großen und Ganzen ist Guitar Hero 3: Legends of Rock aber wiedermal ein super Spiel mit Suchtfaktor, und mich hat es sogar dazu gebracht, mir eine echte E-Gitarre zu kaufen, obwohl ich nicht mal spielen kann.

Fazit von Stefan Pietraszak alias JT Firefly

Die Vorfreude war groß, als Guitar Hero 3 für die Wii angekündigt wurde. Wer noch keinen der Vorgänger auf einer anderen Konsole besitzt, kann guten Gewissens zugreifen – allen anderen sei empfohlen, ihrer bisherigen Version treu zu bleiben, denn wer noch keine zweite Gitarre besitzt, käme nun in diesen Genuss, wenn man sich das Bundle zulegen würde. Die Gitarre ist wie üblich grundsolide verarbeitet und hält auch pausenlosem Abrocken mühelos stand – und die Les Paul scheint einen Tacken leiser im Anschlag zu sein als ihre Vorgänger. Und nicht nur das: Gitarrenhals und Front lassen sich abtrennen. Ersteres zum platzsparenderen Aufbewahren und Transportieren, zweiteres um die Gitarre mit neuen (separat erhältlichen) Frontblenden zu verschönern.
Dass hin und wieder Grafikfehler auftauchen, ist ärgerlich (aber, wie oben beschrieben, nicht wirklich dramatisch). Beispiele gefällig? Die Münder der Wachleute im Knast scheinen im Dunkeln zu leuchten, und Gitarrist Axel wirft sein Gitarre auf manchen Bühnen entweder in die Monitorbox oder gleich ins Leere (wo sie dann schwebt, als läge sie auf festem Untergrund). Und über die Animation der Zuschauer und des Drummers hüllen wir den Mantel des Schweigens (denen gehört eigentlich eine gehörige Altersfreigabe verpasst, so gruselig sind die). Schwamm drüber – wer Guitar Hero der Grafik wegen spielt, ist selber schuld.
Das „Mono-Stereo“ (laut Activision kein Feature, sondern ein Bug, der hoffentlich noch behoben wird) ist da schon ärgerlicher, stört aber nur Leute, die ihren Sound über die Anlage genießen. Jedenfalls noch ein Grund, im Zweifel zur Version für eine andere Konsole zu greifen.
Das Spiel als solches ist grandios wie immer, und nach dem 80er-Ableger des Gitarrenhelden endlich wieder mit ordentlichen Songs ausgestattet, die man auch im 21. Jahrhundert noch gerne hören mag. Dass einige der (subjektiv) besten nur dann freizuschalten sind, wenn man zu zweit im Koop-Modus auf die Saitentasten drescht, ist auch weniger nett. Aber immerhin kann auch online der Koop-Modus gespielt werden, und zur Not (aber wirklich nur dann) reicht auch eine zweite Remote.
Nach so viel Abraten von der Wii-Version möchte ich zwei Vorzüge nicht vorenthalten. Der erste ist das Vibrieren der Gitarre beim Einsatz von Star Power, dank Rumblefunktion der Remote. Das zweite ist der Sound der Fehlgriffe, die bei der Wii nicht aus den Fernseh-, sondern aus den Remote-Lautsprechern hallt. Das ist gerade beim Spiel zu zweit ein großes Plus, weiß man doch auf Anhieb, wer sich da gerade verspielt hat.
Insgesamt bleibt Guitar Hero auch im dritten Anlauf eine klare Empfehlung. Und wer bisher die Reihe noch gar nicht kennt, dem gehört die Videospiellizenz entzogen.

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Packshot Guitar Hero 3: Legends of Rock

Guitar Hero 3: Legends of Rock

Release: 22.11.2007
Publisher:
Entwickler:
Anzahl Spieler: 2
USK: