Testbericht: Geometry Wars: Galaxies
„Old School“. Damit wäre Geometry Wars: Galaxies mit einem Begriff zusammengefasst. Ein anderer Begriff wäre „Retro-Shooter“. Doch lohnt sich das Spiel? Und was ist das überhaupt, ein „Old School“-„Retro-Shooter“?
Galaxies Evolved
Geometry Wars begann seine Existenz als verstecktes Bonusspiel bei Project Gotham Racing 2 auf der Xbox. Es folgte ein separater Release über Xbox Live Arcade, wo es sich zum veritablen Megaseller mauserte.
Wer diese Versionen noch nicht kennt, dem sei kurz das Grundprinzip des Spiels vorgestellt. Es ist denkbar einfach: man steuert ein stilisiertes Raumschiff, welches unabhängig von seiner Flugbahn in alle Richtungen schießen kann, und ballert auf ebenfalls stilisierte Gegner (Kreise, Vierecke und Rauten in zahlreichen Variationen). Je mehr Gegner man erledigt, desto höher wird der Multiplikator auf der Jagd nach dem Highscore. Das war es auch schon; kein Plot und keine Cutscenes trüben das Vergnügen.
Doch die Wii-Version ist mehr als ein Aufguss des Immergleichen. Die Entwickler gönnten dem Spiel einen neuen, kampagnenartig aufgebauten Spielmodus namens „Galaxies“, packten auch noch das bereits bekannte Spielprinzip in leicht erweiterter Form in einen Modus namens „Retro Evolved“ und garnierten es mit einem Multiplayer-Modus mit zwei Varianten.
Das Herzstück von Geometry Wars: Galaxies ist der „Galaxies“-Modus und hier finden sich die meisten spielerischen Neuerungen. Zunächst fällt auf, dass es neun Level gibt. Anstatt in immer gleicher Umgebung zu spielen, bieten die Level einiges an Abwechslung – jeder Level hat ein eigenes Flair (der „Mix“ an Gegnern, die Form des Spielfelds nebst eventuellen Hindernissen, die Anzahl an Leben und Smart Bombs und selten sogar Gravitationszentren), und immer ist eine andere Strategie vonnöten.
Eine neue taktische Komponente ist die Drohne. Diese begleitet das Raumschiff des Spielers und legt je nach Typ ein anderes Verhalten an den Tag. Zu Beginn besitzt man nur eine „Angreifen“-Drohne. Diese bleibt in der Nähe des Raumschiffs und schießt in die gleiche Richtung wie der Spieler, was die eigene Feuerkraft erhöht. Andere Drohnenarten, die man erst freischalten muss, sind beispielsweise „Feger“ (die Drohne kreist um das Raumschiff und dient so als Schutz) oder „Köder“ (Gegner fliegen regelmäßig nicht in Richtung des Raumschiffs, sondern zur Drohne). Vor jedem Level kann man frei wählen, welche bisher freigeschaltete Drohnenart man benutzen möchte.
Die Drohnentypen sammeln im Laufe der Zeit Erfahrung und werden besser. Wer also häufig die „Feger“-Drohne einsetzt, wird schnell feststellen, wie diese effektiver wird: ihre „Umlaufbahn“ um das Raumschiff wird enger, und sie fliegt schneller.
Doch nicht nur die Drohne sammelt Erfahrung. Zudem sammelt der Spieler im Spielverlauf eine Währung namens „Geom“. Jeder abgeschossene Gegner hinterlässt eine „Geom“-Münze in unterschiedlicher Wertigkeit (1, 2, 5 oder 10). Diese „Geoms“ werden benutzt, um Level und Drohnenarten freizuschalten. Sie erfüllen aber noch einen weiteren Zweck: ist es in früheren Fassungen von Geometry Wars und dem „Retro Evolved“-Modus so, dass sich der Punktmultiplikator selbständig erhöht, nachdem man eine gewisse Menge Gegner abgeschossen hat, erhöht sich der Multiplikator im „Galaxies“-Modus durch das Einsammeln der „Geoms“.
Das Sammeln der „Genoms“ erweitert das Spiel um eine weitere taktische Komponente: spiele ich auf Nummer Sicher und halte mich von den Feinden fern, oder stürze ich mich ins Getümmel um meinen Bonus in die Höhe zu schrauben? Allzu oft wird letzteres die Antwort sein, was zum einen oder anderen vermeidbaren Dahinscheiden führen wird. Selber schuld.
Desweiteren stellt man fest, dass im Vergleich zur Urfassung die Anzahl der unterschiedlichen Gegner knapp verdoppelt wurde. Das macht die Sache nicht leichter – und das ist gut! Geometry Wars wird im Spielverlauf knackig schwer, aber gerade dies sorgt für Motivation, denn zu keiner Zeit ist es unfair. Man hat immer das Gefühl, selber verantwortlich zu sein, wenn man alle Leben verloren hat.
Steuerung? Kontrolle!
Die Standardkonfiguration lässt das eigene Raumschiff mit dem Analogstick bewegen und mittels Pointer schießen (wobei man mit dem Pointer nur die Richtung vorgibt in welche geschossen wird und nicht etwa einen genauen Punkt), was mit dem A- oder B-Knopf erledigt wird. Z- oder C-Knopf aktiviert eine Smart Bomb. Das war es auch schon.
Wer mag, kann die Steuerung umkehren. Dann wird mit dem Analogstick die Schussrichtung bestimmt und mittels Pointer der Remote gesteuert.
Auch möglich ist der Einsatz des Classic Controllers, womit Bewegung und Schießen mittels Analogsticks möglich wird – ganz wie bei der Originalfassung. Für alte Hasen wird dies sicher die bevorzugte Steuerungsvariante sein, doch auch mit Remote und Nunchuck kommt man nach kurzer Eingewöhnungszeit gut zurande.
Der direkte Vergleich der Steuerungsvarianten zeigt, dass mit Classic Controller mehr Punkte zu holen sind, im Schnitt ca. zehn bis 15 Prozent. Zumindest, wenn erfahrene Spieler, die ihr Lehrgeld bei der XBLA-Fassung bezahlt haben, den Controller schwingen. Bei Neulingen scheint der Unterschied kaum spürbar: sie sterben oft und früh, was eine wirkliche Vergleichbarkeit schwierig macht.
Der einzige wirkliche Nachteil der Steuerung mit Wii-Remote ist die Übersichtlichkeit. Zu den Hundertschaften an Gegnern und Myriaden Explosionspartikeln gesellt sich nun der Zielpunkt der Remote und ein „Laserpointer“, der das Raumschiff mit diesem Punkt (und darüber hinaus) verbindet, damit man weiß, in welche Richtung man gerade zielt.
Etwas schade ist es, dass GameCube-Controller nicht unerstützt werden. Einen guten Grund gibt es hierfür eigentlich nicht, wenn man bedenkt, dass beispielsweise Super Smash Bros. Brawl die Steuerung per GC-Controller zulassen wird. Mehr als eine kleine Nachlässigkeit ist dies jedoch nicht.
Knalleffekte
Die Grafik wirkt, als würde ein wahnsinniger Pyromane mit zünftigem Feuerwerk das neue Jahrtausend begrüßen, nachdem er Hab und Gut verkauft hat, um sich genügend Raketen leisten zu können. Es rummst und knallt an allen Ecken, dass es nur eine Freude ist. Partikeleffekte ohne Ende, die Zahl der bewegten Objekte ist Legion. Trotzdem bleibt es zu jeder Zeit übersichtlich.
Der Stil mag auf den ersten Blick ein wenig altbacken wirken (bis man von den Explosionen aus dem Sofa gekickt wird), doch sind die Gegner auch schlicht, sind sie sehr wohl zweckmäßig. Das Design der Gegner vermittelt in manchen Fällen selbst ohne Vorkenntnisse, wie sie sich verhalten werden.
Der Soundtrack besteht aus unaufdringlichen Technogedudel. Nichts besonderes, aber wenigstens nervt es nicht. Die Soundeffekte bieten ebenfalls übliche Kost, sie sind zweckmäßig, mehr nicht. Vermutlich ist es aber auch gut, dass die massenhaften Explosionen nicht durch ähnlich fulminante Sound-Effekte begleitet werden.
Multiplayer, WiFi und DS
Wer mag, kann Geometry Wars: Galaxies zu zweit spielen, entweder gemeinsam oder gegeneinander. Beide Spielarten haben ihren Reiz und bringen durchaus Laune. Eine dritte Möglichkeit sind die Multiplayer-Galaxien. Diese laufen prinzipiell gleich ab wie im „Galaxies“-Singleplayer, nur eben zu zweit – und ohne Drohnen.
So oder so geht es im Multiplayer um Punktejagd. Im gemeinsamen Spiel arbeitet man zu zweit am Highscore und teilt sich sogar die Leben. Gegeneinander hat jeder seinen eigenen Satz Leben und sammelt nur für sich Punkte, um am Ende mehr zu haben als der Gegner.
Einen richtigen Online-Modus gibt es bei Geometry Wars: Galaxies nicht, doch den wird kaum jemand wirklich vermissen: das Spiel ist viel zu abstrakt, als dass es wirklich Sinn machen würde, gegen oder mit Fremden übers Internet zu spielen. Wer alleine vor der Konsole hockt, hat ohnehin alle Hände voll zu tun. Beim Evolved-Modus gilt es schließlich, den Highscore zu knacken. Hierfür kann man auch online gehen, um seine eigene Bestwertung auf dem zentralen Server zu parken und mit den Ergebnissen anderer Spieler zu vergleichen. Mit dieser Art „Online-Modus“ wird also eine Art Spielhalle simuliert – es ist fast so, als würde man sich an einen Automaten stellen und sein Ergebnis nachher öffentlich eintragen. Und genau das ist die Art, wie Geometry Wars im Evolved-Modus zu spielen ist – „Old School“, ich sag’s ja.
Wer einen Nintendo DS sein Eigen nennt, den erwartet ein besonderes Schmankerl: der Evolved-Modus lässt sich auf das Handheld übertragen und dort spielen.
Doch warum gibt es dann noch eine eigene Fassung fürs DS? Nur für DS-Besitzer ohne Wii? Natürlich nicht. Erstens bietet die DS-Fassung alle Spielmodi der Wii-Version, zweitens kann man dann das Spiel auf ein zweites DS für Multiplayer-Action spawnen.
Echte Fans des Spiels werden sich im Zweifel beide Versionen, Wii und DS, zulegen. Und dann wartet eine weitere Besonderheit: werden die Fassungen verbunden, wird auf beiden Plattformen weiteres Material in Form einer weiteren Galaxie freigeschaltet. Da mag man sich im ersten Moment vielleicht veräppelt vorkommen, doch wer dies als reinen „Treue-Bonus“ sieht, wird es verkraften können. Und vielleicht kennt man ja jemanden, der das Spiel auf dem DS besitzt, dann sind die Level im Nu freigeschaltet – ein dauerhafter Besitz ist natürlich nicht nötig.
Fazit
Ein ehemaliges Bonusspiel (in Project Gotham Racing 2 für die Xbox), welches anschließend als separater Download auf Xbox Live Arcdae für fünf Euro erschien – kann es sich da lohnen, nun die Wii-Version zum Vollpreis zu erwerben? Das kommt ganz darauf an. Zunächst muss man feststellen, dass Geometry Wars: Galaxies das ursprüngliche Spielprinzip ausgiebig erweitert. Es ist nun kein netter Zeitvertreib für zwischendurch mehr, sondern ein vollwertiges Spiel. Andererseits sieht man dem Spiel seine Wurzeln an.
Letzten Endes muss jeder selber wissen, ob er sich mit Geometry Wars: Galaxies anfreunden kann. Wer den Vorgänger auf der Xbox mochte, wird nicht enttäuscht – ganz im Gegenteil. Wer sich in die Spielhallenzeit der Highscore-Jagden zurück wünscht, gebe dem Spiel auf jeden Fall eine Chance. Und wer sich beschwert, dass so viele Spiele für Casual Gamer auf der Wii erscheinen, muss sich dieses Game zulegen, denn eines ist Geometry Wars sicher nicht: Casual.
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