Testbericht: Für immer Shrek
Nach bereits drei erfolgreichen Abenteuern ist jedermanns Lieblingsoger wieder hier mit seinem finalen Kampf gegen ein paar finstere Märchenfiguren. Ob das ein Grund zur Freude ist oder wir uns selbst in eine alternative Realität wünschen sollten, um diesem Spiel zu entkommen, erfahrt ihr hier.
Eine Anmerkung bevor ich mit dem Review beginne: Eigentlich wollte ich testen, wie viele shrek-lich Witze ich einbauen kann, bevor ein wütender Mob mit Mistgabeln vor meiner Haustür steht um meinem shrek-lichen Dasein ein Ende zu setzen. Da ich aber beschlossen habe, dass ein Spiel, in das so wenig Arbeit gesteckt wurde meine grandiosen Wortwitze nicht verdient, habe ich sie alle wieder gestrichen. Wer nun traurig ist, soll einfach jedes verwendete Adjektiv ersetzen. Quasi wie früher die Schlümpfe. Nur in Grün.
Es war einmal in Weit Weit Weg
Shrek ist unglücklich. Eigentlich hat er ein perfektes Leben: Eine liebende Frau, putzige Kinder, treue Freunde, viele Fans, … Zumindest könnte es ein perfektes Leben sein, wenn er kein Oger wäre. Denn Oger sind bekanntlich große, grüne Monster, die besser mit mistgabelschwingenden Bauern klarkommen, als mit Autogrammjägern.
In dieses Leben wünscht sich Shrek für einen Tag zurück, indem er einen Vertrag mit Rumpelstilzchen abschließt. Der bösartige Gnom führt jedoch etwas im Schilde und so landet der grüne Held in einer Welt, in der seine Frau und Freunde ihn nicht kennen, seine Kinder nicht existieren und Oger einen Aufstand planen gegen König Rumpelstilzchen! Nun bleiben Shrek 24 Stunden um seinen Wunsch rückgängig zu machen oder es sieht finster aus für Weit Weit Weg.
Mit diesem Hintergrundwissen startet man in das Abenteuer, in Begleitung von Fiona, Kater und Esel, zwischen denen man entweder hin und her switchen oder auch im Multiplayermodus zu viert spielen kann. Warum die Figuren unseren Helden begleiten, obwohl niemand von ihnen ihn kennt, ist mir schleierhaft, da ich den Film nicht gesehen habe und das Spiel uns diese Informationen vorenthält. So entstehen leider ein paar Logiklücken, die nie wirklich geschlossen werden. Jede der Figuren hat besondere Talente, die er im Kampf einsetzen kann: Shrek erschüttert Gegner mit seinem Ogerschrei, der Esel singt (zu dieser Grausamkeit später mehr), der Kater verzaubert mit seinem berühmten Blick und Fiona ist zu einer echten Kriegerbraut geworden, die weiß mit dem Schwert umzugehen.
Auch beim Lösen von den nicht besonders schwierigen Rätseln bringt jede Figur eigene Fertigkeiten ein. Egal ob Ölfässer tragen, Fackeln in Brand stecken, Dinge verrutschen oder Hindernisse erklimmen, Teamwork wird großgeschrieben. Jeder Charakter muss mal ran und man hat immerhin eine gewisse Abwechslung, die sonst sowohl in Spiel als auch Steuerung etwas fehlt.
Falls man alleine spielen muss, weil sich die eigentlichen Koop-Partner nach einer halben Stunde weigern den Controller noch einmal anzufassen, außer man ist bereit das Spiel zu wechseln, dauern bestimmte Parts etwas länger, sind aber durchaus zu meistern.
Die Gegner, die von einfachen Menschen bis hin zu verzauberten Kürbissen und Krebsen alles sein können, sind leider keine sonderliche Herausforderung, genauso wenig wie die Rätsel, bei denen es eigentlich schon eine Schande ist, sie als solche zu bezeichnen. Hier merkt man, dass es ein Spiel ist, das sich an Kinder richtet. Trotzdem hätte man auch diesen etwas mehr zutrauen können, um den Spielspaß zumindest ein bisschen zu steigern. Zwar werden am Anfang interessante Ansätze eingeführt, jedoch muss man jeden Vorgang so oft durchführen, dass es irgendwann keinen Spaß mehr macht.
Der Muffinmann soll sie holen!
Ich habe versucht etwas Positives zu finden, das ich über Grafik und Sound sagen kann. Ich habe es wirklich versucht. Aber ich bin gescheitert. Vor allem die audiovisuelle Gestaltung ist für mich wie ein rotes Tuch für einen Stier: Ich will den Verantwortlichen aufspießen.
Wenn ein Spiel für ein erfolgreiches Franchise wie Shrek herausgebracht wird, für das auch noch ein Schweinegeld verlangt wird, dann sollte man doch zumindest erwarten können, dass die Originalstimmen aus dem Film aus den Lautsprechern erklingen, oder? Falsch. Statt dem Synchro-Team (englisch oder deutsch wäre mir sogar egal gewesen), erklingen Stimmen von denen ich bete sie nie mehr hören zu müssen. Ich habe noch nie so eine schlechte, unpassende, teilweise zeitversetzte und vor allem nervtötende Synchro erlebt. Zumindest nicht, wenn man von Dauerwerbesendungen absieht, aber da kann man zumindest noch lachen. Vor allem der Esel hat meine Ohren fast Bluten lassen. Und damit meine ich noch nicht einmal das furchtbare Gesinge, das zurecht eine Waffe ist, sondern vor allem die völlig sinnfreien, Nerven raubenden Kommentare, die ständig abgegeben werden, sowohl von ihm als auch den anderen Charakteren. Wer dieses Skript geschrieben hat gehört verklagt und sei es nur wegen Urheberrechtsverletzung, weil so gut wie jeder Dialog (schlecht) abgeschrieben wurde.
Was passiert, wenn man Joan Jett zu wörtlich nimmt?
Kläglich gescheitert ist leider auch der Versuch Musik aus den Filmen in die Kampfszenen einzubauen. Bei „Bad Reputation“ von Joan Jett And The Blackhearts musste ich noch grinsen, zumindest so lange, bis ich bemerkt habe, dass das „Damn“ herausgeschnitten und durch eine Sekunde Stille ersetzt wurde. Zumindest manchmal.
Ich bin mir bis jetzt nicht sicher, ob es ein äußerst unglücklicher Soundfehler ist oder einfach nur die beknackteste Zensur aller Zeiten. Ich glaube, ich will es auch gar nicht wissen. Von den Aggressionen, die ein Lied mit dem aufschlussreichen Titel „Do you like Waffles?“ in mir auslösen, möchte ich gar nicht sprechen. Dieser Ohrwurm des Grauens verfolgt mich noch heute in meine Albträume. Ich hoffe die Verantwortlichen schmoren in einer ganz speziellen Hölle.
Die Grafik beschreibt man am besten mit „lieblos hingeklatschter Standard“. Mehr Worte verdient sie gar nicht. Hier wird wieder einmal das Wii- Klischee bedient, obwohl man mittlerweile weiß, wie viel besser es geht. Zwar gibt es immerhin eine recht abwechslungsreiche Kulisse, aber diese wurde einfach schlecht umgesetzt. Schade.
Für immer Shrek? Hoffentlich…
Beworben wurde der vierte Teil des grünen Ungeheuers mit „Das große Finale“. Da ich Optimist bin, und versuche an das Gute im Menschen zu glauben, rede ich mir ein, dass die Verantwortlichen wissen, dass sie Mist gebaut haben und den ehemaligen Überraschungserfolg von DreamWorks nun in Frieden ruhen lassen. Sollte ich mich jedoch irren, hoffe ich, dass sie von einer Horde tollwütiger Oger mit Keulen zu Mus gematscht und anschließend mit Strohhalmen als Menschenfleisch-Smoothie geschlürft werden. Shrek der Vierte ist Lizenzmüll, wie er im Märchenbuche steht. Kinder mögen vielleicht ihren Spaß daran haben, sofern sie jung genug sind, um keine Erwartungen zu stellen, aber selbst Shrek-Fans würde ich von diesem Spiel abraten. Schade, jedermanns Lieblingsoger hätte es verdient mit einem Knall zu gehen. So ist es einfach nur eine Bauchlandung im Spielesumpf. Hoffen wir, dass er schnell unter geht.
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