Testbericht: Final Fantasy Fables: Chocobo’s Dungeon
Der japanische Hersteller Square Enix ist bereits seit vielen Jahren ein Garant für spannende Rollenspiele. Vor allem die „Final Fantasy“-Reihe ist bei Spielern auf der ganzen Welt beliebt. Nun bringen die Japaner einen Ableger der Serie namens „Final Fantasy Fables: Chocobo’s Dungeon“ exklusiv auf die Wii. Wir haben uns gemeinsam mit dem gelben Federvieh Chocobo in das Abenteur begeben und möchten euch davon berichten.
Vergiss mein nicht
Das vorliegende Rollenspiel war ursprünglich für den Nintendo DS vorgesehen. Während der Entwicklung entschied man sich allerdings für eine Umsetzung auf Nintendos stationärer Konsole anstatt auf dem Handheld. So wurde das Entwicklerteam zu diesem Zweck kurzerhand komplett umgekrempelt. Aber nun genug der Hintergrundinformationen, richten wir den Fokus lieber auf die Story. Die beiden Schatzsucher Cid und Chocobo, letzterer ist ein gelbgefiedertes Vogelwesen aus dem Final Fantasy-Universum, geraten eines Tages auf der Suche nach einem verbogenen Schatz in eine sehr eigenartige Stadt mit dem Namen „Losttime“, also „Verlorene Zeit“ übersetzt – und der Name ist Programm. Die Bewohner der Stadt vergessen bei jedem Glockenschlag der Turmuhr einen Teil ihrer Erinnerungen, manchmal sogar ihren eigenen Namen. Urplötzlich jedoch taucht ein kleines Baby namens Rafaello auf. Dieser kleine Junge besitzt ganz eigenartige Kräfte, denn er ist in der Lage in die Erinnerungen der Menschen einzudringen und ihnen somit helfen, ihre Vergangenheit zu ergründen und die vergessenen Gedanken wieder ans Licht zu bringen. Nach und nach wird somit im Spielverlauf das große Geheimnis dieser merkwürdigen Stadt gelüftet.
Während ihres Abenteuers treffen Cid und Chocobo neben Rafaello auch auf Shirma und ihre Tante Stella, die ihnen eine Unterkunft sowie tatkräftige Unterstützung leisten und zum anderen sich um das Baby Rafaello kümmern. Die Erinnerungen, in die Rafaello eindringen kann, werden im Spiel als Dungeons visualisiert. Diese Dungeons werden per Zufallsgenerator erzeugt, sprich ergründet man die Erinnerungen eines Bewohners ein zweites Mal, so wird man einen völlig anderen Dungeon betreten als beim ersten Mal. Auch wenn Rafaello die Erinnerungen zugänglich macht, die Ergründung dieser übernimmt der Spieler in der Rolle von Chocobo, wie auch das übrige Spiel. In den Dungeons verbergen sich natürlich diverse Gegner, die es zur Strecke zu bringen gilt. Hierbei haben wir es mit einem gefühlten Echtzeit-Kampfsystem zu tun, jedoch verbirgt sich hinter dem ganzen ein Rundensystem: die Dungeons sind mit einem Raster überzogen auf dem sich unser gefiederter Freund sowie die Gegner bewegen können. Nach jedem Schritt bzw. nach jeder Attacke ist der Computer am Zug, sodass sich Spieler und K.I. ständig abwechseln. Durch diese Spielweise ist auch eine taktische Komponente enthalten.
Weitere Rollenspieltypische Elemente erhält das Spiel durch die Möglichkeit des Levelns. Jeder Kampf bringt Erfahrungspunkte ein und somit steigt Chocobo nach und nach in seinen Fähigkeiten. Des Weiteren lassen sich Gold und Items einsammeln. Letztere können verwendet oder verkauft werden. Da Chocobo nur eine bestimmte Anzahl an Items mit sich tragen kann, lässt sich in der Stadt eine Lagermöglichkeit verwenden. Auch eine Bank zum Sparen des Goldes ist vorhanden. Die Verwendung beider macht auch durchaus Sinn, denn sollte der gelbe Vogel in einem Dungeon besiegt werden, verliert er alles, was er mit sich trug. So sollte man sich gut überlegen, mit welchen Gegenständen die Erinnerungen der Bewohner erkundet werden. Später erhält Chocobo zudem die Möglichkeit aus verschiedenen Berufen zu wählen. Hierdurch lassen sich gewisse Eigenschaften steigern und Sonderfähigkeiten erlernen, da auch die Berufe aufgelevelt werden können.
Das Spiel im Spiel
Square Enix integrierte in das Spiel gleich mehrere Minigames. Zum einen lässt sich an geeigneten Stellen angeln, um die Fische anschließend je nach Fang Gewinn bringend zu verkaufen. Eine weitere Möglichkeit zusätzliches Gold zu verdienen ist die Zucht von Blumen in Stellas Garten. Hierzu bedarf es der Saat, Überprüfung, Bewässerung und Pflege. Besondere Aufmerksamkeit verdient jedoch das Moghaus. Hier stehen diverse Arcade-Automaten zur Auswahl, die alle gespielt werden können. Neben Dartwerfen und einem Shooterspiel ist das Spiel „Pop-Up-Duell“ besonders interessant. Im Laufe der Story lassen sich nämlich durch zahlreiche Quests bzw. Nebenquests diverse Spielkarten sammeln. Mit diesen Karten lässt sich dann in einer Art Trumpfkartenspiel ein individuelles Kartendeck zusammenstellen und speichern. Mit diesem Deck darf dann gegen den Computer angetreten werden oder, und nun kommt der Clou des Ganzen, online gegen andere Spieler weltweit angetreten werden – natürlich auch mittels Freundescode gegen auserwählte Freunde.
Steuerung
Final Fantasy Fables: Chocobo’s Dungeon steuert sich auf drei Arten – entweder per quer bzw. senkrecht gehaltener Wii-Remote oder per Classic Controller. In unserem Test haben wir uns sehr schnell für den Classic Controller entschieden, da wir hiermit durch die weiteren Buttons auf vielerlei Funktionen zurückgreifen können, die per Remote teils nicht oder umständlich erreichbar sind. Wir möchten deshalb hier auch die Steuerung per Classic Controller näher erläutern. Bewegt wird Chocobo mittels Steuerkreuz oder linkem Analogstick. Mit dem rechten Analogstick lässt sich die Blickrichtung ändern. Ein Angriff erfolgt mittels A-Knopf. Um sich das Gitternetz anzeigen zu lassen in den Dungeons, reicht ein Druck auf den Y-Button. Das Menü öffnet sich mit dem X-Knopf. Dies soweit die grundlegenden Belegungen, alle weiteren Feinheiten führen an dieser Stelle vermutlich zu weit. Insgesamt lässt sich das Spiel einwandfrei mit dem Classic Controller steuern. Ebenfalls gelungen ist die Steuerung mit horizontaler Remote. In der vertikalen Position sind manche Buttons einfach zu umständlich zu erreichen.
Grafik und Sound
Die Optik dieses Rollenspiels zeigt an manchen Stellen deutlich den Ursprung als geplanter DS-Titel. Manche Texturen wirken extrem unscharf und manche Objekte extrem kantig – fast so, also wären sie direkt aus einem DS-Spiel entsprungen. Andere Objekte und Details wiederrum machen einen recht ordentlichen Eindruck. Insgesamt jedoch erzeugen die Entwickler bzw. Grafiker eine tolle Fantasy-Umgebung, die eine tolle Atmosphäre vermittelt und manchmal sogar ein wenig an die glorreichen RPGs aus Super Nintendo-Zeiten erinnern. Unter dem Strich geht die Optik durch ihre Liebe zum Detail in jedem Fall in Ordnung, technische Grenzen werden aber nicht erreicht.
Der Sound des Spiels ist wirklich sehr gelungen. Die vielen schönen Melodien, die teilweise auch aus älteren Final Fantasy-Teilen stammen, untermalen die Spielatmosphäre sehr harmonisch. Die Soundeffekte sind gelungen und passend, die englische Sprachausgabe sauber und überzeugend.
Fazit
Final Fantasy Fables: Chocobo’s Dungeon ist ein gelungener Spin-Off der Final Fantasy-Reihe. Durch den knuddeligen Protagonisten, dem sehr simplen Kampfsystem und der einfachen Steuerung ist das Spiel sehr einsteigerfreundlich. Dies könnte eingefleischte Rollenspielprofis ein wenig abschrecken. Die Dungeons sind zwar durch den Zufallsgenerator ständig unterschiedlich, leider jedoch vom Look stets identisch. Hier hätten wir uns mehr Abwechslung gewünscht. Die Story, die liebevolle Optik und der sehr gelungene Soundtrack können aber punkten. Das Spiel im Spiel, also das „Pop-Up-Duell“ samt Onlinefunktion sorgt für zusätzliche Motivation abseits der eigentlichen Story. Unter dem Strich liefert uns Square Enix einen schönen Titel ab, auch wenn dieser leider komplett in Englisch gehalten wurde. Dennoch, wer Rollenspiele mag und schon immer ein Herz für Chocobo übrig hatte, der darf ruhig zugreifen!
Schreibe einen Kommentar