Testbericht: FIFA 09 All-Play
Dieses Jahr dürfen sich Wii-Spieler auf eine zweite Umsetzung der Fußballreihe aus dem Hause EA Sports für ihre Konsole freuen. Das letztjährige „FIFA 08“ konnte in unserem Test nicht wirklich überzeugen – gute Ansätze waren vorhanden, aber unter dem Strich einfach nicht ausgereift genug. Ob die aktuelle „09er“-Version Besserung mit sich bringt, haben wir für euch auf’m Platz herausgefunden.
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel…
…dieses Motto gilt mit Sicherheit auch für die Entwickler der FIFA-Reihe, die jedes Jahr aufs Neue die Spieler überzeugen müssen, zumal vor allem mit dem Konkurrenzprodukt aus dem Hause Konami bereits erfolgreich vorgemacht wurde, wie ein Fußballspiel auf Wii zu funktionieren hat. Der große inhaltliche Vorteil liegt dabei zweifelsohne bei EA, denn mit der Nutzung zahlreicher Lizenzen kann das neue FIFA 09 All-Play mit insgesamt 30 Ligen aufwarten – inklusive aller originaler Vereins- und Spielernamen, Trikots, Bälle sowie Vereinswappen. Hinzu gesellen sich originale Turniere, Stadien und ein umfangreicher Soundtrack. Aber an üppigem Lizenzmaterial hat es der Serie ja noch nie gefehlt. Erfreulich ist aber die Tatsache, dass nun auch die Wii-Version mit einem Manager-Modus daher kommt und zusätzlich exklusive Inhalte im Gegensatz zu den übrigens System-Umsetzungen erhält. Ein weiterer Kritikpunkt an der letzten Version unsererseits war die Tatsache, dass keine weiteren Controller unterstützt wurden außer Wii-Remote und optionalem Nunchuk. Hier wurde ebenfalls nachgebessert, denn FIFA 09 bietet nun auch die Möglichkeit, mit Classic Controller sowie Gamecube-Controller zu spielen. Und darüberhinaus wurde die Remote-Steuerung komplett überarbeitet. Ob diese Neuerungen überzeugen können? Dazu später mehr – schauen wir uns zunächst die Spielmodi einmal näher an.
Turnier
Hier lässt sich entweder aus den zahlreichen vorhandenen Turnieren auswählen, sprich eine Meisterschaftssaison beispielsweise in der ersten Bundesliga. Aber auch individuelle Turniere lassen sich vom Spieler selbst erstellen. Eine insgesamt umfangreiche Auswahl steht zur Verfügung.
Managermodus
Dieser Modus ist neu und bietet die Möglichkeit, eine Karriere als Manager zu starten. Hierzu wählt man zunächst einen Club aus und muss nun von Spielzeit zu Spielzeit die Erwartungen des Vorstands erfüllen. Diese sind recht vielfältig und erstrecken sich von der Verlängerung der Spielerverträge über das Erreichen bestimmter sportlicher Ergebnisse bis hin zum Auffüllen des Kontos auf einen definierten Mindestbetrag. Statusleisten geben jede Woche Aufschluss über Beliebtheit und Jobsicherheit, sodass auf einen Blick erfasst werden kann, welche Auswirkung eure Managertätigkeit hat. Zu diesen Tätigkeiten gehört das Team-Management, sprich welche Aufstellung und welche Taktik sollen gespielt werden. Transfers können getätigt, Sponsorenverträge ausgehandelt und Eintrittspreise festgelegt werden. Darüberhinaus gibt es aber noch viele weitere Details, die eben zu einem Managerspiel dazu gehören.
Bei Spielen eures Teams kann ausgewählt werden, ob der Computer eine schnelle Simulation durchführen soll. Hierbei errechnet er alle Spielereignisse in Schnellform und präsentiert anschließend binnen weniger Sekunden das Spielergebnis. In der visuellen Simulation wird eine umfangreiche Grafik eingeblendet inklusiver eines Zeitstrangs. Hier kann nun interaktiv auf das Spiel eingewirkt werden – Auswechslungen und taktische Maßnahmen können geregelt werden. Wer möchte, kann jedoch auch das Spiel komplett selbst spielen. In der visuellen Simulation lässt sich ebenfalls zu einem beliebigen Zeitpunkt ins Geschehen eingreifen, um selbst die Tore zu schießen oder zu verhindern, was jedoch natürlich ein klein Wenig „gemogelt“ ist.
Herausforderungen
Hier werden in drei unterschiedlichen Schwierigkeitsbereichen diverse Aufgaben an den Spieler gestellt. Beispielsweise muss ein Rückstand egalisiert werden, wobei das Spiel bereits 70 Minuten gelaufen ist. Oder aber es muss ein Spiel mit einer vorgegebenen Toranzahl gewonnen werden. Viele solcher Herausforderungen stehen zur Auswahl und müssen mit den unterschiedlichsten Teams bewältigt werden.
Trickii-Party
Die sogenannte „Trickii-Party“ ist exklusiv in der Wii-Version zu finden und beinhaltet verschiedene Minispiele, die für den Mehrspielerspaß optimiert sind und mit einem comicartigen Erscheinungsbild daherkommen – Mii-Unterstützung inklusive. Die meisten dieser Spiele sind jedoch 1:1 aus der letztjährigen Version übernommen worden. Somit darf dieses Mal wieder „Ball hochhalten“ (sprich der Ball muss jonglieret werden), „Boot it“ (eine Art Elfmeterschießen jedoch mit zusätzlichen Zielscheiben im Tor) und „Tischfussball“ (der Name ist Programm) gespielt werden. Neu ist jedoch der „8 gegen 8″-Modus. Mit den speziell für den Trickii-Party-Modus gestalteten Charakteren im Wasserkopflook darf auf dem Platz gekickt werden und das Spielgeschehen ist insgesamt sehr Arcade-lastig gehalten.
Online
Dieses Jahr ebenfalls wieder im Aufgebot ist der Online-Modus, der EA-typisch auf Freundescodes verzichtet und stattdessen auf den EA-Nation-Service setzt. Hierzu können Online-Accounts auch aus anderen EA-Spielen verwendet werden. Habt ihr euch erfolgreich mit dem Server verbunden, so lässt sich entweder ein Spiel in der Lobby erstellen bzw. einem Spiel beitreten. Auch möglich ist das Spiel außerhalb der Lobbys, welches entweder bewertet und unbewertet gespielt werden kann. Lasst ihr euch auf eine bewertete Partie ein, so könnt ihr Punkte für euer Ranking verdienen bzw. verlieren. In unseren Tests jedoch lief das Onlinespiel nicht sonderlich stabil. Verbindungen wurden häufig unterbrochen oder das Spielgeschehen lief mit spürbaren Lags. Da die EA-Spiele ansonsten jedoch sehr gut mit der Wii online spielbar sind, hoffen wir lediglich auf ein temporäres Problem.
Ich zeig‘ dir, wohin ich spielen werden!
Die allergrößte Neuerung in FIFA 09 All-Play ist die Steuerung. Diese wurde großzügig überarbeitet und bietet nun Unterstützung der Pointerfunktion. Das bedeutet, dass ich mit der Wii-Remote einen Cursor auf dem Spielfeld bewegen kann, mit dessen Hilfe ich Pässe und Schüsse markieren kann. Sprich, bin ich in Ballbesitzt, so lässt sich nun mittels Pointer festlegen, welchem Spieler ich den Ball passen möchte. Natürlich muss nicht zwingend ein Mitspieler ausgewählte werden, es kann auf diese Weise auch in den freien Raum gespielt werden. Die übrige Steuerung orientiert sich ansonsten an der letztjährigen Version – mit dem Analogstick steuert man den ausgewählten Spieler, mit A wird gepasst, mit gedrücktem B- oder Z-Knopf legt der Spieler einen Sprint hin. Ohne Ballbesitzt wird mit A der Spieler gewechselt, mit B getackelt und mit C abgedrängt. Grätschen lassen sich mittels Bewegung ausführen.
Um einen Torschuss auszuführen muss die Remote ruckartig bewegt werden. Je intensiver dies durchgeführt wird, desto kraftvoller der Schuss. Ebenfalls wird diese Bewegung für Frei- und Strafstöße eingesetzt. Mit dem Pointer und B kann dabei zunächst die Schussrichtung festgelegt werden. Dieses Prinzip kommt auch bei Ecken zum Einsatz.
Insgesamt funktioniert die neue Steuerung sehr gut und erhöht deutlich den Spielspaß im Gegensatz zur Vorjahresversion. Die Pointerfunktion ermöglicht ein individuelleres Passspiel und die Bewegungssensorik für Torschüsse reagiert nun viel präziser.
Damit man dem Untertitel All-Play gerecht wird, wurde selbstverständlich ebenso eine stark vereinfachte Steuerung mit Wii-Remote only integriert, die nur die wichtigsten Aktionen dem Spieler selbst überlässt. Dies funktioniert gut, kommt jedoch für Profis selbstredend nicht in Frage.
Sehr erfreulich, dass unsere Kritik bezüglich alternativer Steuerungsmethoden erhört wurde, denn durch die Unterstützung von Classic- sowie Gamecube-Controller lässt sich FIFA 09 auch auf ganz klassische Art und Weise steuern, was ebenfalls gut funktioniert. Die Variante mittels Gamecube-Controller scheint dabei allerdings ausgereifter und durchdachter zu sein, da die Tastenbelegung hier intuitiver gestaltet wurde. Mit dem Classic-Controller scheint dies nicht ganz so optimal gelöst – aber mit ein wenig Übung ist auch das kein Problem. Auf die Pointerfunktion wird also mit beiden Varianten komplett verzichtet.
Grafik und Sound
Optisch hat sich im Menü im Vergleich zur 08er-Version einiges getan, denn hier wurde kräftig aufgeräumt und überarbeitet. Die einzelnen Menübuttons sind schön groß dargestellt und ermöglichen eine bequeme Bedienung mit und ohne Pointer. Auf dem Rasen jedoch ist kaum eine optische Verbesserung zu sehen. Hier scheint die Engine des Vorgängers übernommen worden zu sein, welche sich jedoch durchaus sehen lassen kann. Auch die Slow-Motion-Szenen gelungener Aktionen und Tore wurden Fernsehtypisch in Szene gesetzt. Die Spieler sind insgesamt recht sauber animiert und tragen ihren Teil zur realistischen Fußball-Stimmung bei. Äußerst unschön hingegen sind die Zuschauer, die als matschige 2D-Texturen auf ihren Stadionsitzen platziert wurden. Durch 16:9-Modus und 480p-Unterstützung kommen „HD ready“-Freunde auf ihre Kosten – im Rahmen der Wii-Möglichkeiten natürlich.
In Sachen Soundkulisse haben wir die altbekannten Pros und Contras in der EA-Reihe zu bieten. Sehr schön ist die musikalische Untermalung durch zahlreiche bekannte, teils auch unbekannte Songs. Die Stadionatmosphäre ist bis zu einem gewissen Grad ebenfalls gelungen. Bei Toren der Heimmannschaft wünscht man sich jedoch deutlich mehr Stimmung in der Bude, vor allem bei Unterstützung von „Dolby Pro Logic II“. Hier wirkt der Jubel der Zuschauer viel zu mager und ist meist auch viel zu kurz. Gut hingegen ist die Tatsache, dass sich die Kommentatoren in den Optionen abschalten lassen. Diese kommentieren gewohnt an der Situation vorbei und wiederholen sich viel zu oft.
Fazit
EA Sports hat mit FIFA 09 All-Play einen deutlichen Sprung nach oben auf unserer Bewertungsskala hingelegt. Die neue Steuerung mittels Pointerfunktion funktioniert überwiegend hervorragend und auch die Bewegungssensorik für Schüsse ist diesmal deutlich präziser und hebt den Spielspaß. Die zahlreichen Lizenzen, die unterschiedlichen Spielmodi samt dem neuen Managermodus und die alternative klassische Steuerungsvariante mittels Classic- und Gamecube-Controller können unter dem Strich überzeugen und sorgen für einige vergnügliche Stunden auf dem virtuellen Rasen. Bleibt für die kommende Version zu hoffen, dass man nun in Sachen Sound noch ein paar Stellschrauben dreht, denn hier scheint jetzt das größte Verbesserungspotential zu liegen. Fußballfans können in jedem Fall dieses Jahr bedenkenlos zugreifen.
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