Testbericht: Family Ski
Nintendo bringt mit Family Ski von Namco das erste 3rd Party-Spiel auf den europäischen Markt, welches Gebrauch vom Wii Balance Board macht. Dabei ist das Spiel nicht zwingend mit Nintendos Waage zu spielen, will das Spielerlebnis aber dadurch maßgeblich erhöhen. Ob dies Namco gelungen ist oder nicht, erfahrt ihr in folgendem Testbericht.
Skiiiii foahrn!
Family Ski versetzt den Spieler in eine winterliche Bergkulisse, welche diverse Abfahrten unterschiedlicher Länge und Schwierigkeit bietet. Bevor es jedoch auf die Piste geht, erstellt der Spieler zunächst einmal sein virtuelles Abbild. Hierzu kann zum einen bereits auf der Konsole gespeicherte Miis verwenden, zum anderen ist es aber auch möglich eine komplett neue Figur zu erstellen, die aber auch nur in Family Ski zur Verfügung steht. Hat man sich für eine Figur samt passendem Outfit entschieden, so stehen direkt verschiedene Spielmodi zur Auswahl, wobei die Ski-Schule für alle Anfänger erstmal Pflicht sein dürfte. In vielen Tutorials erklärt der virtuelle Skilehrer nun, wie genau die Steuerung des Spiels funktioniert. Teils sehr textlastig und teils auch etwas verwirrend, denn die Ski-Schule wurde lediglich auf die Steuerung ohne Balance Board zugeschnitten. Hier hat man zwar recht schnell heraus, wie man sich bewegen muss und welche Erklärungen bezüglich Wii-Remote- und Nunchuk-Bewegungen überflüssig sind, bei Nicht-Spielern und absoluten Anfängern könnten hier jedoch bereits einige Fragezeichen aufleuchten.
Ist man der Meinung, genug Erklärungen des Lehrers erhalten zu haben, so lässt sich im Hauptmenü der Freestyle-Modus starten. Hier kann beliebig auf den verschiedenen Pisten gefahren werden – ein Freischalten der Strecken ist nicht nötig, es steht bereits von Beginn an sämtliche Abfahrten zur Auswahl. Man lässt sich entweder vom Ski-Lift zu den Pisten transportieren, oder wählt sie im Pausenmenü direkt aus. Um nicht nur für sich alleine fahren zu müssen, stehen diverse weitere Ski-Fahrer auf den Pisten herum wobei einige bestimmte Symbole über dem Kopf tragen. Spricht man diese Figuren an, so stehen unterschiedliche Herausforderungen auf dem Plan. Beispielsweise gilt es in einem Wettrennen als Erster die Ziellinie zu überqueren oder es muss eine vorgegebene Anzahl bestimmter Moves in einem Zeitlimit ausgeführt werden. Am Ende werden bei erfolgreich absolvierten Aufgaben Punkte gutgeschrieben von denen im Shop neue Ausrüstungsteile gekauft werden können um das Aussehen der eigenen Spielfigur verfeinern zu können. Auch ein Bewertungssystem wurde integriert, welches nach jeder Freestyle-Abfahrt eure Leistung benotet. Hier werden die Wertungen S+, S, A, B, C und D vergeben. Neben diesen sportlichen Herausforderungen gibt es aber auch eher spielerische Aufgaben, die einen starken Minispiel-Charakter haben. Zum Beispiel trifft man eine Imbiss-Inhaberin, die leider aktuell zu wenige Mitarbeiter für ihren Lieferservice hat. Hier lässt sich Abhilfe schaffen indem man selbst die Burger ausliefert, allerdings natürlich in angemessener Zeit damit die hungrigen Ski-Fahrer keine kalten Burger verzehren müssen. Am Ende gibt es auch hierfür dann wieder Punkte für das Konto.
Neben dem Freestyle-Modus auch Rennen zur Auswahl. In diesem Menü gibt es noch die Unterscheidung in normale und Abfahrts-Rennen, Buckelpiste oder Slalom. Hier fällt sehr schnell auf, dass diese Rennen genau den Rennen entsprechen, die es im Freestyle-Modus zu entdecken gibt, indem man mit entsprechenden Figuren wie oben beschrieben gesprochen hat. Im Rennen-Modus werden jedoch keine Punkte gutgeschrieben, dafür aber die Bestzeiten gespeichert. Hier lassen sich übrigens auch von vornhinein alle Rennen auswählen – ein Freispielen ist auch hier nicht erforderlich.
Ein zusätzliches Gimmick ist das Fotoalbum. Im Spiel gibt es Fotografen, die von euch ein Bild machen können. Hier lassen sich dann Posen per Analogstick auswählen, wobei nach einigen Sekunden der Auslöser betätigt wird. Gefällt euch das Foto, könnt ihr es in das Album übertragen und im Menü ansehen. Ebenfalls möglich ist die Übertragung an die Wii-Pinnwand, um das Foto im Wii-Menü außerhalb des Spiels betrachten zu können.
Gruppenabfahrt
Family Ski hieße nicht Family Ski, wenn man nicht auch mit mehreren (Familienmitgliedern) auf die Piste gehen könnte. Hier gibt es dann jedoch die gewohnte Kost – die drei Rennmodis stehen zur Auswahl, sprich Rennen, Slalom und Buckelpiste. Gefahren wird im Splitscreenmodus, wobei die Slalomrennen abwechselnd absolviert werden müssen. Auch möglich ist das Bestreiten des Freestyle-Modus mit mehreren Spielern. Verwirrend hierbei ist aber, dass neue Spieler erst einmal die üblichen ersten Tipps und Hinweise auf dem Schirm präsentiert bekommen, die anderen Spieler hier leider geduldig abwarten müssen, bis die Dialoge durchgeklickt wurden. Danach kann jeder Spieler frei umherfahren. Unterbrochen wird jedoch wenn jemand ein Gespräch mit einer Spielfigur anfängt. Die folgenden Herausforderungen und Rennen werden dann mit allen Mitspielern zusammen durchgeführt, wobei alle Mitspieler dabei fleißig Punkte sammeln können (außer die Herausforderungen wurden bereits zuvor schon absolviert). Der Fotograf kann natürlich ebenfalls besucht werden um ein Gruppenfoto für das Album zu schießen.
Letztendlich lässt sich festhalten, dass der Splitscreen-Modus das Sichtfeld leider teils sehr einschränkt, sodass die Strecke nur schlecht erfasst werden kann. Insgesamt sind die Rennen zwar ganz nett mit mehreren Spielern zu absolvieren, der Freestylemodus ist hingegen nicht wirklich optimal gelöst.
Die Steuerung
Family Ski lässt sich durch Wii-Remote und Nunchuk steuern, wobei mit dem Einsatz des Balance Boards diese noch optional erweitert werden kann. Das Controller-Pärchen bildet die Ski-Stöcke, sprich durch parallele Schwungbewegungen in horizontaler ebene stößt man sich auf dem Schnee ab – wie auf echten Skiern eben auch. Durch die Bewegungen auf dem Balance Board lässt sich die Figur entsprechend nach rechts und links lenken. Ein hartes Bremsmanöver lässt sich entweder durch extreme Gewichtsverlagerung in eine Richtung ausführen oder aber der Analogstick wird nach unten gezogen. Dreht man Nunchuk und Remote nach außen, so klemmt sich das virtuelle Abbild die Stöcke unter die Arme und geht leicht in die Hocke um somit schnelle Abfahrten zu ermöglichen. Fährt man nun in dieser Position über eine Rampe, so können per Analogstick und Buttons diverse Tricks in der Luft ausgeführt werden, z.B. 360°-Drehungen. Darüberhinaus sind noch weitere Moves möglich: Schneepflugbogen (C-Knopf drücken plus Gewichtsverlagerungen), Wedeln (B- und Z-Knopf drücken sowie Gewichtsverlagerungen nach rechts und links), Treppenschritt (seitlich drehen und abwechselnd Nunchuk und Remote nach oben und unten bewegen). Stürzt die Figur, so gilt es möglichst schnell Remote und Nunchuk nach oben und unten zu schlagen.
Ist kein Balance Board vorhanden, lässt sich das Spiel natürlich trotzdem spielen. Für diesen Zweck ist es notwendig, Remote und Nunchuk parallel nach rechts oder links zu bewegen um entsprechend die Spielfigur lenken zu können (Parallelschwung). Alle anderen Moves bleiben jedoch größtenteils unverändert, wobei es natürlich viel angenehmer ist, den virtuellen Skifahrer mit dem Board zu lenken.
Grafik und Sound
Grafisch haben wir es hier abermals mit einem Mittelklasse-Spiel zu tun. Die Schneepisten sehen zwar nett aus, Bäume am Streckenrand z.B. bestehen jedoch lediglich aus niedrigaufgelösten 2D-Objekten, sodass diese keinen schönen Anblick bieten. Auch die Figuren und Gebäude im Spiel wirken leider recht detailarm.
Die akustische Gestaltung von Family Ski bietet immerhin ein paar nette Tunes in den Menüs und adäquate Sounds auf der Piste. Die Figuren bieten leider keine Sprachausgabe bzw. nur kurze Samples in englischer Sprache. Die meist langen Texte müssen allesamt abgelesen werden.
Insgesamt ist die technische Darbietung des Spiels mittelprächtig mit sehr viel Luft nach oben.
Fazit
Die Spielidee von Family Ski ist ganz nett und lässt sich per Balance Board auch schön steuern. Insgesamt jedoch fehlt durch zu wenig Abwechslung und fehlende anspruchsvolle Herausforderungen die Motivation, das Spiel über einen längeren Zeitraum zu spielen. Hinzu kommt die schwache Optik und die Tatsache, dass die Ski- und Snowboard-Spiele in Wii Fit sogar in allen Belangen besser funktionieren und im Gegensatz zu Family Ski den Eindruck einer hohen Geschwindigkeit vermitteln können. Ebenfalls sehr nervig sind die vielen Dialoge mit den anderen Spielfiguren. Unter dem Strich liefert uns Namco leider einen sehr durchschnittlichen Titel, der lediglich für anspruchslose Casual-Gamer kurzzeitig interessant sein könnte.
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