Testbericht: Endless Ocean
Die Spiele aus Nintendos „Touch Generations“-Reihe sollen dem Spieler nicht nur einen besonders leichten Einstieg in das Gameplay ermöglichen, sondern auch eine komplett neue Spielerfahrung bieten. Den neuesten Zuwachs in dieser Reihe stellt nun „Endless Ocean“ für Nintendos Heimkonsole Wii dar. Hier wird dem Spieler eine reinrassige Tauchsimulation versprochen, mit der es sich in die unendlichen Weiten des Ozeans abtauchen lässt. Wir haben uns die Sauerstoffflaschen für euch umgeschnallt und berichten von unseren Erfahrungen in den Tiefen des virtuellen Meeres…
Auf ins Meer!
Eine Tauchsimulation? Ja, ihr habt in der Tat richtig gehört. Nachdem wir uns in Trauma Center: Second Opinion schon an den OP-Tisch stellen durften, geht es nun hinab in die Tiefen des Meeres und dort auf Erkundungstour. Endless Ocean, welches in Japan unter dem Namen Forever Blue erschienen ist, richtet sich dabei bewusst an eine erwachsenere Klientel. In erster Linie soll der Titel dem Spieler Entspannung vermitteln, soll es ermöglichen bei einem virtuellen Tauchgang komplett abzuschalten und den Stress im Alltag zu vergessen. Das klingt soweit nicht verkehrt, immerhin kann der ein oder andere ruhige Moment in unserem hektischen Alltag immer gelegen kommen. Dieses Konzept wurde dabei von Anfang an verfolgt und spiegelt sich in der gesamten Präsentation wieder. Nach der Erstellung eines imaginären Ichs, mit welchem der Spieler künftig auf Tauchgang geht, wird in Endless Ocean nach und nach die Steuerung in einem Tutorial erklärt. Ohne Hektik und mit viel Zeit zum Ausprobieren werden so die Feinheiten der Steuerung vermittelt. Wann immer neue Elemente im Spiel hinzukommen, werden diese ebenfalls erläutert und dürfen ausprobiert werden. Verantwortlich ist dafür eure Gefährtin Catherine, die auf dem Boot auf euch wartet und euch dort gelegentlich Instruktionen gibt.
Prinzipiell ist Endless Ocean in zwei Bereiche aufgeteilt: Auf dem Boot selbst kann man sich Tipps von Catherine geben lassen, darf dort das Spiel speichern, die gesammelten Gegenstände durchforsten, Infos über die bereits entdeckten Tiersorten noch einmal betrachten, das Boot zu einer anderen Tauchstelle im Meer navigieren, sich neu einkleiden, seine tierischen Freunde wie Delfine & Co trainieren und dergleichen mehr. Wenn man es so mag, darf man sich das Boot auch wie eine Art großes Optionsmenü vorstellen, in welchem man mit seiner Figur aktiv unterwegs ist. Den anderen Bereich stellt das Meer dar und hier werdet ihr auch den Großteil eurer Zeit unterwegs sein. Dabei ist es euch frei gestellt, ob ihr einfach nur so aus purer Lust am Tauchen vom Boot geht oder ob ihr einen Auftrag angenommen habt und diesen erfüllen wollt. Die Aufträge erreichen euch dabei per E-Mail von eurem virtuellen Arbeitgeber und wer im Spiel vorwärts kommen will, sollte diese natürlich auch erfüllen. Meist handelt es sich dabei um Tauchaktionen in bestimmten Gebieten, wo dann entweder Gegenstände gefunden oder gewisse Tiere entdeckt werden wollen. Teils kommt euch aber auch ein Tauchschüler besuchen und möchte eine Erkundungstour mit euch unternehmen. Auch hier ist euch frei überlassen, ob ihr den Auftrag annehmt oder nicht, bzw. wie ihr den Tauchausflug gestaltet, wo und auf welcher Route ihr taucht. Allerdings haben die Kunden in der Regel schon genaue Vorstellungen, was sie erleben und sehen möchten. Wer sich durch ausgiebige Erkundungstouren bereits mit der Umgebung vertraut gemacht hat, kann so eine interessante Tauchroute zusammenstellen und kassiert im Anschluss an den Tauchausflug eine entsprechend gute Bewertung.
Natürlich wird der Spieler schon in gewisser Weise zum Erfüllen der verschiedenen Missionen angeregt, aber ein wirkliches „Game Over“ im traditionellen Sinne gibt es nicht. Selbst um die Anzeige der Sauerstofftanks muss man sich keine Gedanken machen, da eure Gefährtin Catherine im Zweifelsfall den Tauchgang von sich aus beendet. Ein Absaufen unter Wasser gibt es ebenso wenig wie den Angriff eines Hais. Denn wenngleich neben vielen anderen Fischen und etlichen anderen Meeresbewohnern auch diese Raubfische im Spiel auftreten, so verhalten sie sich dennoch friedlich und neigen nicht zu wütenden Bissattacken. Manch einer mag dem Game an dieser Stelle Eintöngikeit und Langeweile vorwerfen. In der Tat ist es so, dass sich Endless Ocean beim Thema „Action“ deutlich zurückhält. Im Vordergrund steht das Erkunden des Meeres, das Genießen der Atmosphäre. Nebenbei lassen sich die unzähligen Arten von Meeresbewohnern kennenlernen, streicheln, füttern und fotografieren. Auch versteckte Gegenstände wie geheimnisvolle Artefakte wollen gefunden werden. Auf Wunsch kann man übrigens auch zusammen mit einem Freund einen gemeinsamen Tauchgang starten. Zu diesem Zweck unterstützt der Titel Nintendos WiFi Connection, was ähnlich wie bei Mario Strikers: Charged Football über einen dem Spiel eigenen Freundescode geregelt wird. Zwar wäre hier eine zentrale Lösung über den Wii-Code eleganter gewesen, aber immerhin muss auch der Spiel-spezifische Freundescode nur einmalig eingetragen werden. Später lassen sich diverse Meeresbewohner auch in einem großen Aquarium arrangieren, was aber eher einer zusätzlichen Spielerei im Game selbst entspricht.
Nimm die Flossen in die Hand!
Nachdem man das Spielerlebnis in Endless Ocean für den gestressten Zocker möglichst entspannend gestalten wollte, hat man auch in Sachen Steuerung ein einfaches und schnell zu erlernendes Konzept bevorzugt. Entgegen allen Vermutungen bleibt der Nunchuk somit der Wii-Mote fern und wird nicht zum Steuern eurer Tauchbewegungen genutzt. Nein, es genügt das Nutzen der Pointerfunktion der Wii-Mote um die gewünschte Richtung anzuzeigen, in welche es gehen soll. Mit einem Druck auf den B-Button werden dann die Schwimmflossen aktiviert und ihr setzt euch in Bewegungen. Die meisten anderen Aktionen wie das Beobachten von Tieren, das Bestätigen einer Auswahl, etc. wird über den A-Button geregelt. Über den Minus-Knopf lässt sich eine Art „automatisches Schwimmen“ aktivieren, so dass euer Taucher von alleine Gas gibt und ihr nur noch die Schwimmrichtung bestimmen müsst, was vor allem beim Zurücklegen längerer Strecken von Vorteil sein kann. Der Plus-Knopf dient zum Zoomen, mit dem 1-Button wird die Karte eingeblendet und der 2-Button dient für Einstellungen während dem Hantieren mit der Kamera. Mit dem digitalen Steuerkreuz verwaltet man das Hilfemenü, wo sich die wichtigsten Tätigkeiten unter Wasser (Füttern, Fotografieren, Tauchgang beenden, etc.) auswählen lassen.
In bestimmten Situationen werden auch die Fähigkeiten der Wii-Mote gefordert. Neben dem Einsatz der Pointerfunktion zum Schwimmen selbst ist das vor allem immer dann der Fall, wenn man mit den Lebewesen des Meeres in Kontakt tritt. Sind diese durch einen Druck auf den A-Knopf anvisiert worden, lassen sie sich streicheln, indem man den A-Button gedrückt hält und die Wii-Mote leicht schüttelt. Inwiefern dies realistisch sein mag oder nicht sei an dieser Stelle dahin gestellt, jedenfalls wird die Aktion präzise ausgeführt. Leider nicht ganz so präzise reagiert euer Taucher, wenn ihr die Wii-Mote kurz nach oben schnippt. Dann nämlich soll er eine Rolle im Wasser vollführen und so einen schnellen Wechsel der Schwimmrichtung ermöglichen. Dies funktioniert leider nicht immer zu 100%, aber da das Spielgeschehen ohnehin nie hektisch wird, ist das zu verkraften.
Unendliche Weiten…
In technischer Hinsicht bietet der Titel eine Licht- und eine Schattenseite. Die Schattenseite ist leider die „Oberwelt“ auf dem Boot, denn hier fühlt man sich sofort in seelige Gamecube-Zeiten zurückversetzt. Egal ob man sich nun die platten Texturen oder die teils etwas hölzernen Animationen betrachtet, die Optik wirkt wie aus der letzten Spielegeneration. Selbst das glitzernde Wasser wurde schon vor Jahren in Wave Rave: Blue Storm schöner gesehen. Das Gegenstück dazu ist die Unterwasserwelt, die in der Tat gelungen ist. In den unendlichen Weiten trifft man auf Korallenriffs und Höhlen, Lichteinbrüche spiegeln sich im Wasser und wunderschön animierte Meeresbewohner erfreuen euer Auge. Auch wenn das Meer an manchen Stellen etwas unbelebt wirkt und man sich noch mehr Effekte wie aufgewirbelten Sand und dergleichen mehr gewünscht hätte, so macht der Ausflug in die Tiefen der Meere dennoch einen guten optischen Eindruck. Auch das Kantenflimmern hält sich hier in Grenzen, was an Deck eures Schiffes noch verstärkt störend wirkt und nur selten kommt es zu Clipping-Fehlern. Die gesamte Präsentation des Titels ist ansprechend und wirkt in sich stimmig.
Einen großen Teil dazu trägt auch der stimmungsvolle Soundtrack bei. Vor allem die sphärischen Musikstücke mit der neuseeländischen Sängerin Hayley Westenra am Mikrofon sorgen dabei für eine unvergleichliche Atmosphäre, die den Spieler in der Tat in eine komplett andere Welt abtauchen lässt. Herausstechend ist hierbei vor allem der stimmungsgewaltige Titelsong, doch auch die weiteren Musikstücke passen perfekt zur ruhigen und entspannenden Atmosphäre des Titels. Doch auch in dieser Beziehung hat Nintendo mitgedacht und ermöglicht über die SD-Karte sogar die Funktion eigene MP3s abzuspielen. Wer die Teufelsrochen also lieber zu den Klängen von Sepultura und Konsorten verfolgt, ist dazu herzlich eingeladen. Er muss allerdings die etwas umständliche Verwaltung der Songs an Bord des Schiffes über sich ergehen lassen und es lässt sich auch immer nur ein Song pro Tauchgang in der Dauerrotation abspielen. Schade, Nintendo, das wäre eindeutig einfacher und unkomplizierter für den User möglich gewesen! Ein wenig unter gehen übrigens die Soundeffekte, die recht spärlich im Spiel eingesetzt wurden. Nur ab und an vernimmt man die Geräusche von Meeresbewohnern wie Delfinen oder Walen, diese können sich dagegen hören lassen.
Fazit
Insgesamt präsentiert uns Nintendo mit Endless Ocean eine willkommene Abwechslung vom Action-Einerlei in der heutigen Konsolenwelt. Der Ausflug in die Tiefen der Meere überzeugt mit seiner durchdachten Steuerung und dem ruhigen, atmosphärischen Gameplay. Egal ob man die gestellten Aufgabe erfüllen und seine tierischen Freunde dressieren mag oder einfach zwanglos in die Tiefen taucht, schnell sind ein paar Stunden vergangen, weil es einfach viel zu entdecken gibt. Auch wenn der Titel technisch noch hätte ausgereifter sein dürfen, so machen die virtuellen Tauchgänge immer wieder Spaß und dürfen dank Support der WiFi Connection sogar online mit einem Freund bestritten werden. Wer also auf der Suche nach einem ganz anderen Spielerlebnis ist, macht mit Endless Ocean sicherlich kaum etwas verkehrt, zumal das Game als Budget-Titel über die Ladentheke geht.
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