Testbericht: Eldar Saga
Die Auswahl an Rollenspielen für Nintendo Wii ist nicht gerade üppig – zumindest nicht in unseren Breitengraden. Denn während Japaner noch auf Xenosaga und Arc Rise Fantasia zurückgreifen können, schaut man in Europa nach wie vor in die Röhre was den Release dieser Titel betrifft. Immerhin hat sich Rising Star Games erbarmt und mit Eldar Saga den dritten Teil der Valhalla Knights-Reihe auf den Markt gebracht. Wir haben für euch zu Schwert und Schild gegriffen und herausgefunden, ob sich der Ausflug in die fantastische Welt von Eldar Saga lohnt.
Erwecke eine alte Allianz wieder zum Leben!
Seit Jahrhunderten galt eine finstere Macht als zerstört. Doch sie hat sich erneut erhoben und böse Monster ziehen durch das Land. So ist es nun an euch, um die vier Völker der Menschen, Zwerge, Elben und Halblinge zu vereinen und das Böse zu besiegen. Euch erinnert die Geschichte an „Der Herr der Ringe“? Mich auch. Allerdings startet ihr in Eldar Saga nicht als kleiner Hobbit mit einem zauberhaften Ring, sondern als ganz normaler Mensch in der kargen Stadt Vestlia. Bevor es soweit ist, müsst ihr zuerst allerdings euren Charakter erstellen. Zu Beginn lässt sich nur das männliche Geschlecht und die Rasse der Menschen wählen. Neben wenigen Gesichtern und Frisuren zur Personalisierung eurer Optik dürft ihr euch auch für einen von fünf verschiedenen Berufen entscheiden: Kämpfer, Dieb, Priester, Magier oder Barde – weitere Klassen werden später auswählbar. 33 Fertigkeitspunkte habt ihr ebenfalls zur Verfügung, die auf die verschiedenen Werte wie Stärke, Vitalität, Intelligenz, Widerstand, Gewandtheit, Glück, etc. verteilt werden wollen. Hat man dies erledigt, darf man sich endlich in das Abenteuer stürzen.
Eldar Saga entpuppt sich dabei als sehr klassisches und lineares Action-RPG, das dem Spieler gerade im Bezug auf die Charakterentwicklung unglaublich viele Freiheiten lässt. Eure anfangs gewählte Berufsklasse kann nämlich in eurer Heimatstadt gegen Bezahlung jederzeit gewechselt werden. So erlernt ihr die für die jeweilige Klasse vorgesehenen Waffenfertigkeiten und könnt euch auch im späteren Spielverlauf noch entscheiden nun verstärkt auf Zauber zu setzen, obwohl ihr mit einem Krieger begonnen habt. Einmal verteilte Fertigkeitspunkte dagegen, die eure Statuswerte mit jedem Levelaufstieg verbessern, sind fest und können natürlich nicht mehr geändert werden. In Shops dürft ihr euch von eurem im Kampf verdienten Geld mit neuen Waffen, Gegenständen sowie Rüstungen ausstatten. Neben vielen verschiedenen Waffenklassen wie Messern, Schwerter, Äxte, Zauberstäbe und Bögen gilt es auch die passenden Rüstungsteile für den Oberkörper, die Arme, die Beine, etc. zu erwerben. Eure Waffen halten dabei nicht ewig, sondern werden im Kampf nach und nach beschädigt. Da ihr diese nur beim Schmied wieder reparieren lassen könnt, ist die Fähigkeit eure zweite Hand mit einer alternativen Waffe auszurüsten immens wichtig. Neben dem Schmied, der eure Waffen auch upgraden kann, findet ihr in der Stadt noch den Priester, der euren Spielstand speichert und euch zu bereits entdeckten Portalen im ganzen Land transportiert, damit die Laufwege gering gehalten werden. In der Taverne dagegen könnt ihr Söldner treffen sowie verschiedene Quests annehmen. Diese können entweder den Verlauf der Story vorantreiben oder auch nur dem Zeitvertreib sowie der Goldbeschaffung dienen.
Außerhalb der Städte lauft ihr dabei in Echtzeit durch die Landschaft. Gegner begegnen euch dabei direkt im Gelände, was nervige Zufallskämpfe vermeidet. Zudem seht ihr die Gegner schon aus der Ferne und könnt entscheiden, ob ihr in den Kampf gehen wollt oder nicht. Gekämpft wird dann relativ simpel mit nur zwei Buttons (A und B) für verschiedene Angriffe, die sich zu Combos kombinieren lassen. So weit – so gut. Doch was bis hierhin in der Theorie als recht brauchbares Rollenspiel klingt, entpuppt sich in Wahrheit als ein spielerischer Krüppel von einem RPG mit einigen guten Ansätzen, jedoch mindestens dreimal so vielen schlechten Ausführungen der Ideen. Denn euer Charakter steuert sich dermaßen steif, dass das Kämpfen eine Qual wird. Eure Schläge werden im Zeitlupentempo ausgeführt und sobald ihr eine Combo einmal begonnen habt, könnt ihr diese weder abbrechen noch die Richtung ändern. Da eure Feinde euren Schlägen in fast der Hälfte aller Fälle ausweichen, schlagt ihr immer wieder an ihnen vorbei in die Luft, während sie euch in Seelenruhe von hinten aufschlitzen. Die Menüverwaltung in Echtzeit ist brauchbar und klappt mit einiger Übung recht gut. Das ist jedoch aus bitter notwendig, da ihr euch immer wieder im Kampf heilen müsst. Den Rest der Menüs, der Verwaltung und der Steuerung im Kampf müsst ihr selbst herausfinden, da euch weder die Anleitung eine große Hilfe dabei ist, was wo zu machen ist noch im Spiel erklärt wird, wozu manche Funktionen gut sind. Die Tastenbelegung erscheint ebenfalls fragwürdig, denn mit einem Druck auf den B-Knopf löst ihr beispielsweise eine starke Attacke aus. Haltet ihr B dagegen länger gedrückt, seid ihr im Item-Menü. Da ihr auch mehrmalig Buttons drücken müsst um aus dem regulären Menü und zurück in den Kampf zu kommen, werden in der Hitze eines Gefechts schnell einige Heiltränke verschwendet. Damit ihr euch nicht alleine durch die Landschaften schlagen müsst, ist das Anheuern von Söldnern eine sinnvolle Angelegenheit. Nicht alle Quests erlauben das, denn teils müsst ihr auch nur alleine oder unter Zeitdruck unterwegs sein. Neben dem Besiegen von bestimmten Feinden gehört dabei auch das Finden von Gegenständen zu den an euch gestellten Quests.
Eldar Saga spielt sich somit unglaublich zäh und es dauert eine Weile, bis man erste Fortschritte macht. Ausreichend Heiltränke solltet ihr bei euren Ausflügen ins Umland somit immer im Gepäck haben. Die Story selbst nimmt nur langsam Fahrt auf, wobei die großartigen Überraschungen im Prinzip aus bleiben. Als wirklich treibende Kraft im Spiel voranzukommen dient sie somit leider nicht wirklich. Stattdessen ist es eher der Reiz die verschiedenen Berufsklassen auszuprobieren und neue Fertigkeiten zu erlernen, die einen weiter spielen lassen. Einen interessanten Aspekt bietet Eldar Saga dennoch: Nach gut der Hälfte der Geschichte startet ihr quasi mit einem eurer Nachkommen in die Fortsetzung der Geschichte. Eure Entscheidungen in der Geschichte beeinflussen dabei nun die weitere Story und geben euch unter anderem die Möglichkeit aus verschiedenen Rassen zu wählen. Ob man sich jedoch dafür viele Stunden durch das eher dröge Gameplay quält ist fraglich. Wer nicht gerade ein fanatischer Anhänger von klassischen Rollenspiele ist, wird die Disc sicherlich schon nach kurzer Zeit wieder aus dem Laufwerk seiner Konsole verbannen.
Dabei bietet das von Xseed entwickelte Game noch eine weitere Besonderheit. Wer einen Freund mit dem Spiel kennt, darf sich sogar online kooperativ in die Schlachten stürzen. Mit einfachen Symbolen verständigt ihr euch dabei. Nur lassen sich diese auch im regulären Spiel alleine auswählen und sorgen anfangs – ihr erinnert euch, in der Anleitung steht nichts davon – für Verwirrung. Mangels zweitem Game konnte ich den Onlinemodus allerdings nicht auf seine Funktionen sowie seine Stabilität testen. Schade, dass gerade ein technisch so schwaches Game wie Eldar Saga einen Spielmodus bietet, den man sich für so manch anderen Titel gewünscht hätte.
Der Nebel des Grauens…
Wie schwach Eldar Saga dabei genau auf der Brust ist, kann man kaum in Worte fassen. Dabei ist der Titel nicht direkt technisch gesehen Grütze, denn das Game läuft stabil ab und muss nicht mit Slowdowns und Rucklern kämpfen. Den Grafikdesigner sollte man dagegen sofort entlassen und dafür sorgen, dass er nie wieder für die optische Gestaltung eines Videospiels verantwortlich ist. Natürlich ist es nachvollziehbar, dass eine Welt im Chaos nicht vor Farben und bunten Blumen strahlt. Warum aber nahezu die komplette Spielwelt Grau in Grau gehalten wurde, ist nicht zu verstehen. Schon die triste und graue Stadt Vestlia erscheint öde im Design und weist ausgenommen einer netten Mauertexturen keine Besonderheiten auf. Seid ihr doch endlich im Umland unterwegs, traut ihr euren Augen kaum. Und das ist wörtlich zu nehmen, denn ihr erkennt mit einem Mal kaum noch etwas auf dem Screen. Die braun-grauen Feinde (Hasen, Pilze, Kängurus, Gnome, etc.) sind vor den braun-grauen Hintergründe oft erst spät zu erkennen. Kommt dann noch Nebel auf oder fängt es an zu regnen, habt ihr nicht selten nur noch eure Karte zur Orientierung. Alles wirkt wie ein einziger Brei aus grauen Farben, Matsch und Schlamm. Dabei wären die Charaktere teils sogar einigermaßen ansehnlich geworden. Nur sieht man sie teils kaum auf dem Bildschirm. Die Zwischensequenzen in Spielgrafik sind passabel, können aber hier auch nichts mehr retten.
Der Sound hinterlässt ebenfalls einen bestenfalls passablen Eindruck. Denn wo die selten aufkeimende Musikuntermalung meist passend erscheint und dunkle Orchestertöne aus den Boxen drückt, sind die Soundeffekte eine mehr oder weniger große Qual. Dies gilt vor allem für die Laufgeräusche eures Helden. Wer den klirrenden Sound von Links Eisenstiefel kennt, darf sich dieses Geräusch in dreifacher Lautstärke vorstellen, das euch quasi durch das gesamte Spiel begleitet. Unaufhörlich. Wieder. Und immer wieder. Die restlichen Soundeffekt sind in Ordnung, allerdings auch kein großer Wurf. Auf eine Sprachausgabe wurde bis auf einige Sätze weitgehend verzichtet. Dafür gibt es deutsche Untertitel, bei denen es einer Sau graust. Schon im dritten Satz findet sich ein Rechtschreibfehler, was sich durch die komplette Lokalisierung fortsetzt. Und da man das Wort „Quest“ für so kurz und prägnant hielt, findet man es ebenfalls in jedem zweiten Satz wieder. Gruselig.
Fazit
Wer sich nach langer Durststrecke auf ein tolles Rollenspiel gefreut hat, sollte von Eldar Saga die Finger lassen. Wer sich davon überzeugen möchte, wie das tiefgründige Levelsystem, die vielfältigen Möglichkeiten der Berufswahl, das Söldner- und Questsystem sowie das Upgraden der Waffen mit einem lahmen Gameplay in den Sand gesetzt wurde, darf einen Blick riskieren. Wer allerdings sehen möchte, mit welch hässlicher Braun-in-Grau-Optik man quasi ein Spiel komplett ruiniert, weil man immer wieder fast nichts auf dem Bildschirm erkennt, der muss sich Eldar Saga unbedingt zulegen.
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