Testbericht: EA Sports Active 2
Zocker sind Sportmuffel. So heißt es doch immer wieder. Bereits zum zweiten Mal will EA beweisen, dass das nicht der Fall ist, und lässt den Personal Trainer auf uns los. Ob sich das hartnäckige Gerücht damit widerlegen lässt oder ob wir uns doch lieber hinter dem Sofa verstecken, verraten wir euch in diesem Test.
Turnschuhe angezogen und los geht’s!
Viel zum Grundprinzip bei diesem Titel muss man, glaube ich, gar nicht sagen. Der Name verrät eigentlich alles. Wie bei seinem Vorgänger handelt es sich bei EA Sports Active weniger um ein Spiel, als ein Sportprogramm fürs Wohnzimmer, welches über die Konsole betrieben wird. Sobald man sich erst mal an den Gedanken gewöhnt hat, dass man für Außenstehende gleich völlig Banane wirken wird, kann der Spaß auch schon losgehen.
Im Startmenü hat man die Wahl, ob man ein paar kurze Übungen alleine, oder mit einem Partner machen, sich einer Onlinesportgruppe anschließen oder ein mehrwöchiges Training absolvieren will, um die videospielgeschädigte Fitness zu steigern.
Nach der Eingabe der persönlichen Daten darf man zwischen einem männlichen und einem weiblichen Trainer wählen, der einen über die nächsten Wochen hinweg traktieren und motivieren soll. Wie schon in Teil 1 gibt es ein Fitnesstagebuch, das die Fortschritte speichert, Buch über die Erfolge führt und Fortschritte anzeigt. Für besondere Errungenschaften (X Kalorien verbrannt, Y Körbe geworfen, Z Schritte gemacht, …) gibt es Trophäen. Diese haben keinen Sinn, aber da Gamer ja bekanntlich virtuelle Goodies mögen, wurden die Erfolgsmeilensteine eingebaut.
Neben den Programmeingaben gibt es die Möglichkeit auch eigene sportliche Aktivitäten jenseits der Konsole aufzulisten und eine Art Nahrungstagebuch zu führen. Wie im gesamten Programm bekommt man auch hier immer wieder Tipps für einen gesünderen Lebensstil. Es gibt sogar zwischen den einzelnen Aktivitäten Hinweise darauf, wann man etwas trinken sollte.
Training mit Plan
Für den Anfang bietet sich das 9-Wochen-Programm an, das darauf abzielt, den gesamten Körper mit aufeinander abgestimmten Übungen zu trainieren.
Die Intensität, Länge und Komplexität der Übungen steigert sich dabei mit jedem Workout. Während es am Anfang recht gemächlich zur Sache geht, wird es relativ schnell anspruchsvoll – zumindest falls man, wie ich, normalerweise nur gelegentlich läuft oder sich anderen relativ einseitigen sportlichen Betätigungen widmet.
Wer eine Wii hat, der ist mit Muskelkater vertraut. Ich kenne niemanden, der nicht nach den ersten paar Tagen Fuchteln geglaubt hat, ihm müssten die Arme amputiert werden.
Jedoch hätte ich nie gedacht einmal sagen zu können, dass die Wii mich dazu bringt, Schmerzen beim Einatmen zu haben. Man lernt Muskeln kennen, die man vorher nicht kannte. Ob das nun gut oder schlecht ist, soll jeder für sich selbst entscheiden …
Vor jedem Workout gibt es eine kleine Statistik, die berechnet, wie stark man sich anstrengen muss und wie viele Kalorien man schätzungsweise verbrennen wird.
Das Training wird im 9-Wochen-Programm vorgegeben und der Schwierigkeitsgrad steigt mit jedem Tag und jedem Fortschritt, den man macht. Während ich mich anfangs noch relativ unausgelastet gefühlt habe, und jedem Training mindestens ein weiteres im Menü selbst erstelltes, angehängt habe, war ich später dafür viel zu ausgepowert.
Insgesamt gibt es über 70 Übungen in einer Vielzahl an Kombinationen und Schwierigkeitsstufen, die sich allen Bereichen des Körpers widmen, egal ob Beine, Arme oder Rumpf. Besonders Letzteres muss ich positiv hervorheben, da das im Vorgänger komplett ignoriert wurde.
Allgemein ist sowohl das Training selbst als auch sein Verlauf ausgewogener. Während man in Teil 1 noch vor und nach jedem Workout sinnfrei vor dem Fernseher auf der Stelle joggen musste, um sich abzukühlen, haben sich in EA Sports Active 2 die Übungen weiterentwickelt. Neben Basisübungen wie Squats, Lunges und Curls gibt es auch Aktivitäten wie Step-Aerobic, Seilspringen ohne Seil, Boxen, Mountainbiking ohne Mountainbike und einiges mehr.
Es gibt eine Aufwärm- und eine Abkühlungsphase, die durch Dehnübungen, die jeder wohl noch wage aus dem Sportunterricht kennen sollte, durchgeführt werden. Diese dienen dazu, den Puls, der während des gesamten Trainings gemessen wird, zu beruhigen. An wieder anderen Stellen wird er in die Höhe getrieben, was man, sofern man sich noch genug konzentrieren kann, am Bildschirm beobachten kann. Ob der Pulsmesser tatsächlich exakt funktioniert, konnte ich leider nicht überprüfen, jedoch hat er einen recht glaubhaften Eindruck gemacht.
Kein Kabelsalat
EA Sports Active 2 kommt vollkommen ohne Nunchuk und sogar fast ohne Remote aus. Durch das beigelegte Body Tracking-System, das direkt am Körper (linker Unterarm und rechter Oberschenkel) getragen wird, werden die klassischen Controller der Wii nur relativ selten benötigt. Während ich mich bei Teil 1 noch öfter im Nunchukkabel verheddert habe und somit teilweise Übungen abbrechen musste, kommt das im zweiten Teil gar nicht mehr vor. Jedoch hat die relativ seltene Nutzung der Remote auch einen entscheidenden Nachteil: Sobald man diese länger nicht verwendet, schaltet sie sich ab. Das hat geschieht natürlich bevorzugt, wenn man sich gerade durch eine besonders schwere Übung quält oder sich richtig schön verknotet hat. Das Programm stoppt und man muss sich erst entheddern, die Remote suchen und ein Knöpfchen drücken, bevor es weiter gehen kann. Das hat zur Folge, dass man aber völlig aus dem Rhythmus ist und sich erst wieder hinein finden muss.
Trotzdem funktioniert das Body-Tracking-System sehr gut, um Längen besser als die Nunchuk-in-Beinschlaufe-Variante aus dem Vorgänger. Die Bewegungen werden sofort erkannt und ohne Verzögerung durch das Bildschirm-Ich dargestellt.
Kein Controller, aber trotzdem erwähnenswert ist das grüne Gummiband, das vor allem bei Arm- und Dehnübungen verwendet wird. Was ich daran erwähnenswert finde? Es riecht nach Minze. EA, ich bin beeindruckt. Irritiert und etwas amüsiert, aber beeindruckt.
Wüstenstaub und Coyotengeheul … Na ja, fast
Die Grafik von EA Sports Active 2 ist clean und schlicht gehalten. Man befindet sich in einer Art künstlich angelegtem Wellnesszentrum in einer Wüstenregion. Es ist nett anzusehen und gut gemacht, aber doch relativ unspektakulär und auf Dauer langweilig. Es wäre schön gewesen, wenn man für etwas Abwechslung gesorgt hätte. Die Möglichkeit, die Umgebung auswählen oder zumindest ab und zu einmal wechseln zu können fehlt leider. Optisch solide, aber man hätte mehr daraus machen können. Die Animationen sind geglückt und die Videos, die jeder neuen Übung vorangehen und die genaue Ausführung zeigen, sehr präzise, anschaulich und ausführlich.
Die vorinstallierte Musik kann auf Dauer extrem nerven. Zwar unterstützt sie rhythmustechnisch beispielsweise Step-Aerobic, trotzdem hat man relativ schnell die Nase voll. Das schien EA klar gewesen zu sein, daher hat man nicht nur die Möglichkeit zwischen verschiedenen Musikrichtungen (die meiner Meinung nach jedoch alle ziemlich gleich klingen) zu wählen, sondern auch, jegliche Musik abzuschalten und nebenbei eine eigene CD laufen zu lassen. Das ist besonders insofern praktisch, da man nicht auf die Kommentare und Anweisungen des übermotivierten Personal Trainers verzichten muss (auch wenn man das manchmal möchte), wie wenn man gezwungen gewesen wäre, den Ton ganz abzustellen, um den pseudofröhlichen Klängen zu entkommen. Die installierte Musik ist, wie gesagt, gar nicht mein Fall, aber das ist ja bekanntlich immer Geschmackssache. Dass man aber zu eigener Musik trainieren kann, ist eindeutig ein Plus.
Fazit
Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich schon EA Sports Active mochte, mir aber durchaus bewusst war, dass es seine Fehler hat. Ein Großteil dieser wurde, wie es sich gehört, durch Teil 2 korrigiert, währen Stärken, wie die ausführlichen Videoclips, weiter ausgebaut wurden. Das Workout ist abwechslungsreicher und macht mehr Spaß, es werden wirklich alle Körperteile trainiert und man muss keine Angst mehr haben sich selbst mit dem Nunchukkabel zu strangulieren oder vor Scham im Boden zu versinken, wenn jemand das Zimmer betritt, und einen erwischt, wie man auf der Stelle joggt (auch wenn Seilspringen ohne Seil eventuell einen ähnlich peinlichen Effekt hat. Oder Sumo-Squats. Keine Fragen, bitte …)
Perfekt ist das Programm natürlich noch immer nicht. Gerade die Boxübungen bestechen darin, dass die Abfolgen immer gleich sind und keinerlei Überraschung bieten. Kleinigkeiten wie die korrekte Daumenhaltung werden oft gar nicht erwähnt, was zwar für das Programm nicht wichtig ist, aber doch gut wäre zu wissen. Während Nebeninformationen wie korrekte Atmung an einigen Stellen gegeben sind, fehlen sie an wieder anderen, was ich etwas unausgewogen finde, wenn auch nicht tragisch.
EA Sports Active 2 hat noch immer ein paar Fehler, aber für ein Wohnzimmersportspiel doch sehr nahe am Optimum des Genres. Natürlich ersetzt es kein richtiges Training oder Bewegung an der frischen Luft (Fenster aufmachen zählt nicht). Man ist danach sicherlich kein Fitnessexperte oder Profisportler, aber das erwartet auch niemand. Resultate spürt man definitiv nach den neun Wochen und auch nach den einzelnen Trainingseinheiten. Für Fitnessstudiomuffel oder Leute, die sich einfach mal für eine Stunde am Tag bewegen wollen, anstatt nur auf der Couch herumzulümmeln, ist es genau das Richtige. Wer Interesse an dieser Art Programm oder sportlichen Betätigung hat oder seine Fitness einfach etwas verbessern möchte, dem kann ich EA Sports Active 2 bedenkenlos empfehlen.
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