Testbericht: Dream Pinball 3D
Flipperspiele gibt es schon seit unzähligen Jahren für den PC und die Konsole. Das ist an sich noch nichts Schlechtes, denn mitunter kann ein Flipper in der Softwareversion durchaus interessante Ideen bieten, die sich bei einem realen Gerät einfach nicht umsetzen lassen. Wir haben einige Stunden am virtuellen Flippertisch verbraucht und für euch herausgefunden, inwiefern „Dream Pinball 3D“ das durchaus vorhandene Potenzial ausnutzt kann oder ob man es mit einer uninspirierten Kugelballerei zu tun hat…
Fight again!
„TopWare Entertainment“ zeichnet sich für Dream Pinball 3D verantwortlich und man muss zugeben, dass es sich nicht um einen exklusiven Wii-Titel handelt, sondern dass das Vorbild für den PC erschien und man nun lediglich Versionen für den Nintendo DS und die Wii portierte. Wer sich also ein von Grund auf für die Wii konzipiertes Flippergame erhofft hat, muss diese Hoffnungen erst einmal begraben. Das muss allerdings nicht heißen, dass Dream Pinball 3D von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen wäre. Vollmundig werden auf dem Backcover sechs verschiedene Tische, Flipperkugeln aus sechs Materialien angepriesen und die HDR-Technologie verspricht ein brillantes Bild. „HDR“? „Herr der Ringe“? Nein, Frodo und Konsorten haben nichts damit zu tun. „HDR“ bedeutet vielmehr „High Dynamic Range“ und ist ganz simpel ausgedrückt eine Bezeichnung für ein sehr hohes Kontrastverhältnis in einem Bild.
Dass Dream Pinball 3D jedoch die in es gesetzten Erwartungen nicht halten kann, merkt man schon sobald der Titelscreen über den Bildschirm flackert. Schlichter hätte es kaum sein können und auch das potthässliche Menü ist alles andere als ein Hingucker. Zwar lässt es sich so übersichtlich aus den verschiedenen Tischen wählen und die Einstellung des Schwierigkeitsgrades ist ebenfalls überschaubar zu treffen, doch obwohl die Pointerfunktion der Wii präzise anspricht, wählt man nicht immer den gewünschten Punkt aus. Woran das liegt? Schlicht und ergreifend daran, dass der Schriftgrad viel zu klein gewählt wurde und das Menü gedrungen und hässlich wirkt – ein Patzer, den man sich nicht hätte erlauben dürfen. Gut dagegen ist die Unterteilung der insgesamt vier Schwierigkeitsgrade. Dem Spieler stehen dabei nämlich nicht nur eine verschiedene Anzahl an Bällen zur Verfügung, in den niedrigen Schwierigkeitsgraden bekommt man zusätzlich dazu mehr Zeit um Boni freizuschalten, erreicht mit weniger Punkten bereits den ersten Ballchange und darf zudem einige Sekunden nach dem Start von einem Ballsave profitieren, sollte euch der Ball zu schnell ins Nirvana rollen.
Hat man sich für einen der Tische entschieden, wird man nach kurzer Ladezeit mit einer Kamerafahrt über den gewählten Tisch mit dem Objekt der Begierde vertraut gemacht. Jetzt erst wählt man die Anzahl der Spieler (bis zu vier Flipperfreunde dürfen sich vor der Konsole tummeln), was jeweils von einer mehr oder weniger gut zum Ambiente des Tisches passenden Stimme untermalt wird. Damit der Spaß nun losgeht, muss der A-Button gedrückt und die Wiimote gerade nach hinten gezogen und A wieder losgelasen werden, so dass der Ball ins Spiel gebracht wird. Die Flipperarme werden mit dem C-Button auf dem Nunchuk sowie dem B-Button der Wiimote betätigt. Wer die Laufbahn des Balls beeinflussen und wie an einem realen Flippertisch rütteln möchte, schüttelt einfach kurz die Wiimote. Doch sollte man das Schütteln nicht übertreiben, denn wie es sich gehört, so wurde auch in Dream Pinball 3D eine Tilt-Funktion integriert, die nach zu heftigen Stößen alle Funktionen des Tisches zum Erliegen bringt. Die Steuerung spricht an sich sehr gut an, jedoch werden an sie im Falle eines Flippergames ja auch keine allzu hohen Anforderungen gestellt.
Ganz anderes sieht es dagegen mit der Gestaltung der Tische aus, denn hier ist ein hohes Maß an Kreativität gerne gesehen. Leider herrschte in dieser Beziehung bei den Programmierern offenbar gerade eine große Flaute, denn über die zu erwartenden Standards kommt leider keiner der Tische hinaus: „Knight Tournament“ versetzt den Spieler in die Welt der Ritter, lässt die Schwerter im Hintergrund klirren und bietet einige nette Rampen. Der stimmungsvolle Sprecher ist zusammen mit den Soundeffekten eines der Highlights des Games und sorgt somit dafür, dass „Knight Tournament“ einer der Tische ist, der sicher mehr als einmal gespielt werden wird. Zu diesem illustren Kreis darf auch „Spinning Rotors“ gezählt werden, an dem es weitaus technischer zur Sache geht und man sich im Prinzip mit alten Propellormaschinen beschäftigt. Der auf dem Papier recht interessant klingende Flipper „Monsters“ weist zwar schnelle Rampen auf, kann abgesehen davon von seiner Anordnung her nur bedingt gefallen. Ebenso verhält es sich mit „Aquatic“, welcher eigentlich durch sein ozeanisches Setting vor allem auch dank seiner Soundeffekte sonst recht interessant gewesen wäre. Richtig daneben gegriffen im Design hat man dagegen bei „Dino Wars“, dessen Name schon so schlecht klingt, wie der Tisch tatsächlich auch ist. Eine designtechnische Katastrophe jagt die nächste und man ist froh, wenn die letzte Kugel endlich verspielt wurde. Nicht ganz so schlimm, allerdings immer noch im spielerischen Niemandsland angesiedelt ist der letzte Tisch, der das halbe Dutzend komplettiert: „Amber Moon“. Eine schwarzhaarige Hexenlady begrüßt euch hier in einem „Swords & Serpents“-ähnlichen Setting, welches klischeehafter kaum sein könnte. Schade ist nur, dass der Tisch offenbar etwas unmotiviert gestaltet wurde und dass immer wieder ein Vogelschrei ertönt, der eher einem Zoo als einer Fantasylandschaft zuzuordnen ist und somit die Stimmung immer wieder zerstört.
Der nächste Patzer ist den Entwicklern mit der Integration der Ballphysik gelungen, denn wirklich realistisch rollt die Kugel keineswegs. Viel zu leicht fliegt sie über die Tische und macht nicht den Eindruck, als würde sie sich wie im echten Leben bewegen. Hinzu kommt, dass man zwar Flipperkugeln aus sechs verschiedenen Materialien verspricht und nach Erreichen einer bestimmten Punktzahl die Kugel in der Tat eine andere Optik bekommt, am Verhalten der Kugel ändert sich dabei jedoch nichts. Ob man also mit der Standardkugel spielt oder das Objekt gerade aus Elfenbein, Eiche, Stahl oder Gold besteht, wirkt auf das Verhalten im Spiel selbst nicht einmal ansatzweise aus. Wurde die Funktion vielleicht integriert, aber beim Programmieren schlicht und ergreifend nicht aktiviert? Man weiß es nicht. Immerhin funktioniert das Eintragen in die im Speicher der Konsole hinterlegte Highscoreliste einfach und unkompliziert.
Brillant mit Brillenrand?
Wenn auf der Packungsrückseite schon die brillante Ausleuchtung der Tische entsprechend angekündigt wird, möchte man rein optisch gesehen auch etwas vom Spiel geboten bekommen. In dieser Hinsicht ist Dream Pinball 3d eine kleine Enttäuschung. Die Optik des Games wirkt zwar nicht schlecht, man merkt allerdings ganz deutlich, dass hier die PC-Version den Ausgangspunkt darstellte und man das Game lediglich auf die Wii umgesetzt hat. Während der anfänglichen Kamerafahrt mögen manche Tische noch ansprechend wirken, während des Spielgeschehens selbst ist von der brillanten Ausleuchtung dagegen nicht mehr viel zu bemerken. Die Grafik bewegt sich eher auf einem bestenfalls durchschnittlichen Niveau. Tische wie „Dino Wars“ dagegen sind einfach nur hässlich, Grafik hin oder her. Der 60Hz- sowie der 480p-Modus werden zwar unterstützt, an der generell eher mittelprächtigen Optik des Titels ändert sich dadurch jedoch nichts.
Ein zweischneidiges Schwert ist auch der Sound geworden. Die Hintergrundmusik ist dabei generell eher zu vernachlässigen. Zwar wurde sie jeweils auf die Thematik eines Tisches abgestimmt, kann allerdings zu keinem Zeitpunkt Akzente setzen und wird schnell nach dem Ausschalten des Spiels wieder vergessen sein. Eher im Gedächtnis bleiben dagegen die Sprachsamples und Soundeffekte. Im Falle von Tischen wie „Knight Tournament“ aufgrund ihrer atmosphärischen Dichte, bei Tischen wie „Dino Wars“ eher deshalb, weil sie einfach nur unpassend, billig und schlecht sind.
Fazit
Ein Griff ins Klo ist Dream Pinball 3D zwar nicht gerade geworden, von einem traumhaften Spiel ist es allerdings ebenfalls meilenweit entfernt. Es ist schlicht und ergreifend eine Flipper-Umsetzung mit gut funktionierender Steuerung, kaum Innovationen sowie ein paar guten und ein paar schlechten Tischen. Flipper-Freaks dürfen einen Blick riskieren. Alle anderen überlegen sich, ob sie dafür wirklich ihr Geld ausgeben wollen.
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