Testbericht: Donkey Kong Country Returns

Nintendos neue Politik Spiele erst kurz vor dem Release anzukündigen sorgt immer wieder für Überraschungen. Eine davon war die Rückkehr des wohl bekanntesten Affen der Videospielwelt, Donkey Kong. In „Donkey Kong Country Returns“ kehrt der haarige Geselle nach vielen Jahren Jump’n’Run-Abstinenz in dem Genre wieder zurück, in dem er einst so berühmt wurde. Auf der E3 in diesem Jahr wurde der Titel angekündigt, gerade mal ein halbes Jahr später finden wir ihn bereits in den Regalen der Händler. Wir haben für euch zur Banane gegriffen, in den Controller gebissen und den Titel auf Herz und Nieren getestet.

Der König des Dschungels ist zurück!

Mit Donkey Kong Country auf dem Super NES gelang dem damaligen Second Party-Studio Rare eine kleine Sensation. Gerenderte Grafik sorgte auf dem 16 Bit-Klassiker von Nintendo für offene Münder. Gepaart mit einem knackigen Gameplay war ein Klassiker geboren, der noch zwei Nachfolger fand und bis heute als eine der stärksten Serien aus dem Genre gilt. Nachdem die Retro Studios zuletzt der Metroid-Reihe neues Leben einhauchten und für die unter Kritikern und Fans gleichermaßen beliebte Metroid Prime-Trilogie verantwortlich waren, hat Nintendo ihnen nun das Schicksal von Donkey Kong in die Hände gelegt. Donkey Kong Country Returns ist dabei allerdings keine vollkommene Neuinterpretation des Klassikers, sondern vielmehr als eine Fortsetzung in der zweiten Dimension mit einigen neuen Ideen im modernen Gewand. Wer also bereits einen Teil der Reihe kennt, fühlt sich sofort heimisch. Das gilt auch für die Geschichte, die – natürlich – in gewisser Weise an den Haaren herbeigezogen, aber auch typisch für das Genre ist. Ein Fiesling hat den Vulkan auf der Kong-Insel zum Ausbruch gebracht und mit Hilfe von obskuren Masken durch deren Gesang die Tiere auf der Insel hypnotisiert. Diese fallen sofort in Trance und schleppen die gesamten Bananen der Insel hinfort – inklusive Donkey Kongs geheimen Bananenvorrat. Natürlich kann das der muskulöse Affe nicht auf sich sitzen lassen und macht sich gleich daran seine geliebten Früchte zurückzuerobern und die verantwortlichen Schurken zur Rechenschaft zu ziehen.

An dieser Stelle übernehmt ihr die Kontrolle des Affen und dürft euch nach Erstellung eines Spielprofils auch direkt in das erste Level stürzen. Ein paar Hinweisschilder eines Tutorial-Schweins verraten euch dabei noch ein paar Kniffe zur Steuerung, die sich generell aber eigentlich von selbst erklärt. Ihr könnt laufen, springen, Fässer tragen, etc. – eben alles, was ein Affe im Dschungel so können muss. Euch ist dabei frei gestellt, ob ihr mit der Kombination aus Wiimote und Nunchuk spielen wollt oder lieber zur quer gehaltenen Wiimote greift. Da in Donkey Kong Country Returns teils recht präzise Sprünge gefordert werden, ist die Variante mit der quer gehaltenen Wiimote dabei zu bevorzugen, da das digitale Steuerkreuz einfach exakter reagiert als der Analogstick. Auch ein paar neue Aktionen beherrscht euer selbst ernannter König des Dschungels nun. Schüttelt ihr die Wiimote kurz, trommelt Donkey Kong mit seinen Fäusten auf den Boden. So kann er nicht nur Feinde kurzzeitig betäuben, sondern auch Blüten zum Platzen bringen, die teils Bananen und weitere Extras enthalten sowie Steine zertrümmern oder wackelige Bodenplatten zerstören, um in neue Areale des Levels zu gelangen. Auch die Kraft seiner Lungen kann sich der Bananenfresser zu nutze machen und so Pusteblumen oder Schilf anpusten und Kerzen ausblasen. Auch hier verstecken sich teils wieder Extras, teils werden auch bestimmte Mechanismen ausgelöst, die euch entweder im Level vorankommen lassen oder geheime Areale zugänglich machen. Brennende Gegner werden ebenfalls einfach ausgepustet und können dann durch einen Kopfsprung erledigt werden. In einem DK-Fass verbirgt sich wie gehabt mit Diddy Kong euer kleiner Sidekick, der sofort auf euren Rücken springt und eure anfänglich zwei Herzen umfassende Energieanzeige mal eben verdoppelt. Doch Diddy bringt noch weitere Eigenschaften mit sich. Dank seines Jetpacks könnt ihr bei Sprüngen noch kurzzeitig in der Luft schweben und so besonders heikle Sprungpassagen besser meistern. Zudem beherrscht ihr nun eine besonders schnelle Rolle, mit der ihr selbst nach dem Absturz in einen Abgrund noch einen finalen Rettungssprung auslösen könnt.

Der von den SNES-Vorgänger bekannte Wechsel mit Diddy Kong ist für den Einzelspieler dagegen nicht möglich. Stattdessen darf ein zweiter Spieler die Kontrolle des kleinen Affen übernehmen. Allerdings wird nicht wie damals abwechselnd gespielt, sondern ihr seid mit beiden Gorillas gleichzeitig auf dem Screen unterwegs. Der langsamere Spieler wird dabei auf den aktuellen Screen zurück geholt, sollte er einmal abgehängt werden. Je nach spielerischem Können eures Mitspielers kann das eine recht amüsante Spielerei, aber auch ein absolutes Chaos sein. In den bekannten Lorenfahrten, die es auch in Donkey Kong Country Returns wieder gibt, sind nämlich beide Spieler für das Springen verantwortlich. Stürzt man in den Abgrund, sind Schuldzuweisungen an der Tagesordnung. Zudem gehen in diesem Fall gleich zwei Extraleben verloren, was beide Spieler frustriert. Donkey Kong Country Returns ist somit in erster Linie für den Einzelspieler geeignet und entfaltet hierbei auch sein komplettes Potenzial. Man merkt förmlich, wie viele Mühe sich die Entwickler der Retro Studios gegeben haben um dem Spieler ein möglichst authentisches Spielerlebnis zu präsentieren, indem man den Flair der Originale beibehielt, das Spiel jedoch mit einigen neuen Ideen anreicherte. Ihr schwingt euch an Lianen umher, klettert an den Wänden hoch, hüpft über die Planken, erledigt Krabben, Geier und allerlei anderes Getier, weicht tierischen Raketen aus, reitet auf dem Rücken eines Wals, müsst euch vor beißenden Haien in Acht nehmen, werdet von riesigen Wellen beinahe vom Bildschirm gespült und seid dem Angriff eines riesigen Kraken ausgesetzt. Bereits in den ersten Levels bietet Donkey Kong Country Returns somit mehr Ideen, als andere Entwickler in ihr gesamten Spiel packen. Die Liebe zum Detail merkt man dem Game zu jeder Sekunde an, da jede Sprungpassage perfekt geplant und jeder Feind passend positioniert ist. Immer wieder wird man an einer Stelle scheitern, weil man in einen Abgrund gestürzt oder mit dem letzten Kraftpunkt in einen Gegner gerannt ist. Die Schuld ist dabei jedoch immer bei einem selbst zu suchen, da man mit genug Geduld, Geschick und dem richtigem Timing jede anfangs noch so verflixt anmutende Stelle meistern kann. Zur Not gibt es allerdings auch noch den aus anderen Nintendo-Titeln bekannten Super Guide, mit dem sich scheinbar nicht zu schaffende Stellen umgehen lassen und Frustmomente vermieden werden.

Allerdings ist Donkey Kong Country Returns so vollgepackt von Ideen und Spielwitz, dass man auf magische Art und Weise jedes Problem selbst lösen, jedes Extra erkunden und jede Banane auf dem Weg zum Ziel mitnehmen möchte. Immerhin versteckt sich in der Regel hinter dem nächsten Abgrund schon wieder eine neue Idee, die sich die Entwickler für euch haben einfallen lassen. Das Rad wird auch von den Retro Studios selbstverständlich nicht neu erfunden. Aber ohne die Bananen, die in Form von Luftballons auftauchenden Extraleben, die wilden Lorenfahrten oder die explosiven Fässer wäre ein Donkey Kong eben kein Donkey Kong. Durch die ersten Stages hüpft es sich dabei noch recht einfach. Möchte man jedoch alle Extras abstauben und neben den bekannten K-O-N-G Buchstaben auch die neu hinzu gekommenen Puzzleteile finden, muss man sich bereits zu Beginn des Spiels ordentlich anstrengen und alle geheimen Passagen finden. Hinzu kommt noch, dass jede Stage erneut im Time Attack-Modus gespielt werden kann und man so je nach erreichter Bestzeit entsprechende Medaillen erlangen kann. Wer also nicht die Augen offen hält und sich immer wieder auf die Suche nach versteckten Schätzen macht, verpasst einen Großteil des Spiels. Die Kong-Insel ist dabei in acht verschiedene Abschnitte aufgeteilt, die sich thematisch entsprechend unterscheiden und vom Dschungel über den Strand und die Höhlen bis hin zur Lavawelt reichen. In den einzelnen Abschnitten bewegt ihr euch wie damals auf dem Super NES über eine Landkarte, auf der sich die einzelnen Stages separat anwählen lassen. Musste man sich früher dabei den Fortschritt in neue Areale durch DK-Münzen teuer erkaufen, schreitet man in Donkey Kong Country Returns schneller voran. Ist ein Level absolviert, könnt ihr auf der Landkarte auch weiter machen. Die gesammelten Bananenmünzen dürft ihr im Shop eures Großvaters Cranky ausgeben, wo ihr neben Extraleben auch pro Inselabschnitt einen goldenen Schlüssel käuflich erwerben könnt, der euch den Zugang zu einem weiteren Bereich gewährt. Weitere Items umfassen den Papagei Squawks, der euch in den Levels den Weg zu geheimen Puzzleteilen zeigt, ein zusätzliches Herz oder Unverwundbarkeit. von euren tierischen Freunden hat es nur das Nashorn Rambi mit auf die Wii geschafft, überzeugt dafür aber mit seiner bekannt robusten Art, mit der ihr ohne Probleme die meisten Widersacher leicht aus dem Weg räumen könnt.

Jungle 2.0

Rein technisch gesehen war das Original auf dem Super NES damals eine echte Revolution. Ganz so spektakulär wird Donkey Kong Country Returns im HD-Zeitalter natürlich nicht mehr. Dennoch darf sich der Titel zu den schönsten Games zählen, die man in das Laufwerk seiner Wii legen kann. Alles wirkt wie aus einem Guss und ist trotz teils bedrohlicher Abschnitte irgendwie farbenfroh und einfach nur schön anzuschauen. Die gerenderten Grafiken sind nun zwar Polygonen gewichen, diese sind aber mit knackigen Texturen versehen und überzeugen mit viel Liebe zum Detail. Highlights in den zweidimensional gehaltenen Levels sind dabei etliche spiegelnde Oberflächen, die plastischen Arme des Kraken sowie ein Level bei Sonnenuntergang, in welchem ihr quasi nur die schwarze Silhouette eures Affen vor der rötlichen Abendsonne seht. Auch in den Stages selbst werdet ihr immer wieder überrascht. Mal zoomt die Kamera heraus, weil ihr von einem Fass in den Hintergrund katapultiert werdet und dort weiter spielt, mal geht es auf der Lore rasant durch ein Bergwerk. Die Animationen sind stets flüssig und astrein, die Texturen abwechslungsreich. Die eröffnende Videosequenz ist von ebenso hoher Qualität, allerdings heutzutage keine Sensation mehr. Dennoch stimmt bei Donkey Kong Country Returns einfach die gesamte Präsentation von vorne bis hinten.

Dazu gehört auch der passende Sound, der aus den Boxen dröhnt. Besonders schön dabei ist die Tatsache, dass ein paar Klassiker aus den SNES-Teilen neu aufgelegt wurden und euch sofort willkommen heißen. Doch auch die neu komponierten Musikstücke unterstreichen dieses ganz spezielle Donkey Kong-Flair, welches man während des Spielens des Titels hat. Sogar die kleine Melodie beim Verlust eines Lebens sollte erfahrenen Zockern bekannt vorkommen und ist als Hommage an die Titel aus den 90ern zu sehen. Die bekannten Soundeffekte reichen vom Einsammeln der Bananen über das Platzen der Luftballons bis hin zum Zerbersten der Fässer. Angereichert mit neuen Sounds kommen diese teils aus der Wiimote und lassen euch direkt teil der Atmosphäre werden. Da Donkey Kong übrigens lieber Bananen verputzt als mit euch redet, müsst ihr auf eine Sprachausgabe natürlich verzichten. Die wäre bei Donkey Kong Country Returns jedoch auch ziemlich unpassend gewesen. Da sind die affigen Laute eures Protagonisten an der ein oder anderen Stellen wesentlich passender gewählt.

Fazit

Der König des Dschungels ist wahrlich zurück – in einem ebenso königlichen Spiel. Donkey Kong Country Returns vereint mit Leichtigkeit die Qualitäten der SNES-Klassiker, paart diese mit einer zeitgemäßen Optik, einem überzeugendem Sound und einigen frischen Ideen. Ohne das Rad komplett neu zu erfinden hauchen die Retro Studios der Marke wieder neues Leben ein und sorgen dafür, dass sich nicht nur erfahrene Zocker, sondern auch Neueinsteiger gerne und vor allen Dingen lange mit dem Titel beschäftigen werden. Zu entdecken gibt es jedenfalls genug, so dass Donkey Kong Country Returns selbst nach dem Durchspielen noch genug Motivation bietet die eigenen Leistungen zu verbessern und weitere Extras zu entdecken. Der Platzhirsch bleibt nach wie vor Nintendos Schnauzbartträger Mario. Donkey Kong allerdings zeigt, wer sich im Dschungel als ungekrönter König behauptet und ist dem dicken Klempner dicht auf den Fersen. Jump’n’Run-Fans greifen jedenfalls bedenkenlos zu.

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Packshot Donkey Kong Country Returns

Donkey Kong Country Returns

Release: 03.12.2010
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Entwickler:
Anzahl Spieler: 2
USK: