Testbericht: Dokapon Kingdom
Bereits 2008 brachte Atlus den ungewöhnlichen Mix aus Brett- und Rollenspiel namens Dokapon Kingdom für die PS2 und die Wii auf den japanischen Markt. Bigben Interactive, bislang eher als Zubehörhersteller tätig, hat sich dem Spiel angenommen und bringt es nun auf den deutschen Markt. Wir haben das virtuelle Spielbrett betreten und das Spiel genauer unter die Lupe genommen.
Würfeln, Kämpfen, Leveln, Steuern eintreiben
Westliche Rollenspiel-Freunde haben eine recht überschaubare Auswahl an Genre-Vertretern auf Wii zur Auswahl. Umso erfreulicher dürfte es sein, dass Dokapon Kingdom nun nach zwei Jahren seinen Weg nach Deutschland gefunden hat. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass es sich eben nicht um ein reines Rollenspiel handelt, sondern um ein Brettspiel à la Mario Party. Jedoch gibt es große Unterschiede zum Partyspiel aus dem Hause Nintendo, denn Atlus verzichtete in Dokapon Kingdom auf jegliche Bewegungssteuerung als auch auf Minispiele.
Gespielt wird auf einem riesigen Spielfeld, die Welt Dokapon, welche sich über sieben Kontinente erstreckt. Das Ziel ist es, letztlich die meisten finanziellen Mittel im Vergleich zu den Gegenspielern aufweisen zu können. Geld lässt sich zum einen im Kampf verdienen, aber auch durch Diebstahl. Besonders lukrativ hingegen sind eigene Städte. Zunächst muss hier ein Monster erledigt werden, welches die Stadt terrorisiert. Hat man dieses erledigt, so sind die Einwohner treu ergeben und zahlen fleißig ihre Steuern. Durch Aufleveln der Städte in Form von finanzieller Investition, lässt sich zudem der Wert dieser steigern. Um sich jedoch zunächst auf dem Spielfeld überhaupt fortbewegen zu können, gilt es eine Art Glücksrad mit den Zahlen eins bis sechs zu drehen, wodurch die Anzahl der Züge ermittelt wird. Diese Zahl an Feldern darf bzw. muss dann gezogen werden. Hierbei lassen sich oft, aufgrund des komplexen Spielfelds, unterschiedliche Richtungen einschlagen. Landet man auf einem leeren Feld, so startet automatisch meist ein Kampf gegen ein kleineres Monster. Hier geht es dann rundenbasiert zur Sache. Ausgelost wird zunächst, wer den ersten Angriff ausführen darf und wer verteidigen muss. Durch erfolgreiche Kämpfe lassen sich ganz rollenspieltypisch Erfahrungspunkte sammeln und höhere Charakter-Level erklimmen. Auf dem Spielfeld gibt es jedoch auch noch Aktionsfelder, hier lassen sich Items oder Geld verdienen, ebenfalls durch ein Glücksrad. Auf Finanzfeldern können Steuern einer eigenen Stadt eingetrieben werden, oder Investitionen getätigt werden. Aber auch andere Aktionen sind auf dem Spielfeld möglich, beispielsweise der Kampf gegen einen Mitspieler, das Besuchen eines Waffen-, Items- oder Magieshops, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Spielrunden werden in Form von Tagen gewertet und nach einer Woche findet jeweils eine Abrechnung statt, um das Tableau zu ermitteln. Spielt man im Storymodus, so werden verschiedene Kapitel geboten mit speziellen Aufgaben, die der König von Dokapon den Spielern stellt. In den freien Modi hingegen kann ausgewählt werden, welche Ziele es zu verfolgen gibt, beispielsweise die meisten gewonnen Kämpfe oder eroberten Städte.
Dokapon Kingdom setzt trotz der unverkennbaren Rollenspielelemente auf ein geselliges Mit- bzw. Gegeneinander. Dies hat zur Folge, dass in jedem Fall mindestens zwei Spielfiguren auf dem Brett ihr Unwesen treiben. Im Umkehrschluss heißt dies, dass auch im Einzelspieler-/Storymodus eine zweite Figur aufs Spielbrett geschickt wird – allerdings CPU gesteuert. Hier ist eindeutig zu spüren, dass das Spiel mit echten Mitspielern wesentlich spaßiger ist. Man kann taktischer vorgehen und die Möglichkeit, den Gegner zu verspotten macht hier deutlich mehr Spaß – gewinnt man nämlich ein direktes Duell, so kann man dem Gegenspieler beispielsweise einen neuen Namen Verpassen und dergleichen.
Steuerung, Grafik und Sound
Wie bereits geschrieben, gespielt bzw. gesteuert wird in Dokapon Kingdom sehr klassisch. Entweder mit quergehaltener Remote, mit dem Classic- oder gar dem Gamecube-Controller. Die Nunchuk-Erweiterung und die Bewegungssteuerung werden nicht unterstützt. Dies ist aber nicht weiter tragisch, im Gegenteil. Das Spiel funktioniert mit dieser klassischen Art der Steuerung hervorragend. Sämtliche Aktionen als auch Menüs bedient man eben über die Buttons bzw. das Steuerkreuz und dies passt einfach gut.
Grafisch bietet man leider keine allzu ansprechende Optik. Alles ist recht bunt und oft verniedlicht, leider aber auch kantig und grobtexturig. Dies mag daran liegen, dass das Spiel zum einen schon zwei Jahre auf dem Buckel hat, als damals auch gleichermaßen für die PS2 konzipiert wurde. Allerdings, dies ist durchaus positiv, bietet man auf Wii im Vergleich den 480p-Modus. Akustisch gibt es eine englische Sprachausgabe, die durchaus gelungen ist. Die musikalische Untermalung ist ebenfalls gelungen und passt sich gut an das Geschehen auf dem Bildschirm an.
Fazit
Dokapon Kingdom ist ein sehr gelungener Mix aus Brettspiel und Rollenspiel. Die Angst vor Minispielen und Schüttelsteuerung ist dabei unberechtigt, diese gibt es nämlich nicht. Dafür zieht man mit seiner Figur auf dem riesigen Spielbrett umher, kämpft gegen Monster oder Gegenspieler, levelt sich auf, kauft oder verkauft Waffen, Items, Zaubersprüche und muss letztlich sogar strategisch clever vorgehen, um möglichst viel Geld in die Kasse zu spülen. Man kann Atlus nur gratulieren zu dieser gelungenen Gameplay-Mischung! Kritik muss man sich hingegen in Sachen grafischer Darbietung gefallen lassen. Ebenfalls schade ist die Tatsache, dass im Singleplayermodus die Motivation nicht allzu lange anhält, da Gegenspieler in Form von CPU-Charakteren den gesellschaftlichen Faktor vermissen lassen und nötiger Tiefgang im Storymodus, um dies Wett machen zu können, leider nicht vorhanden ist. Sein volles Potenzial entfaltet das Spiel daher zweifelsohne im Multiplayermodus, und das umso mehr. Wer also gerne gegen seine Freunde spielt, dabei aber auf die übliche Casual-Unterhaltung verzichten möchte, der sollte unbedingt Dokapon Kingdom ausprobieren.
Schreibe einen Kommentar