Testbericht: Der magische Stift
Nachdem 2007 mit „Drawn to Life“ das erste Spiel für den Nintendo DS erschien, bei dem man seinen Helden selbst zeichnen konnte, war die Vorfreude entsprechend groß, als es hieß, dass die Fortsetzung auch auf der Wii spielbar sein würde. Ob diese gerechtfertigt war, erfahrt ihr hier.
Story & Gameplay
Das Volk der Raposa ist verwirrt. Lauter Sachen sind aus ihrem Dorf verschwunden und sie wissen nicht wohin. War es vielleicht der Dorfdieb oder doch jemand aus dem berüchtigten Schattenvolk?
Das heraus zu finden und die verschwundenen Dinge wiederherzustellen ist eure Aufgabe im Spiel. Ihr seid nicht nur eine simple Figur, nein ihr seid … der Schöpfer! [dramatische Pause] Als solcher habt ihr die Macht Gegenstände und Wesen ins Land der Raposa zu zeichnen sowie in den überall verteilten Kästchen verschiedene Hilfestellungen für euer Vorankommen zu erschaffen. Euer erster Akt ist es eine Figur zu erschaffen, die an eurer Stelle durch die Welt läuft und verschiedene Aufgaben übernehmen muss. Ihr werdet immer wieder über Maltafeln stolpern, die euch in einen gesonderten Modus den Pinsel schwingen lassen.
Ein Großteil des Spieles besteht daraus, dass ihr verzweifelt vor dem Fernseher sitzt und mit zittriger Remote versucht Figuren, Tiere und andere Dinge zu zeichnen, jedoch schon an einem geraden Strich scheitern werdet. Selbst Hobbykünstler werden hier ihren Meister finden, von Kindern möchte ich gar nicht erst anfangen… Das Zeichnen mit der Remote ist der Horror. Aber daran wurde von Seiten der Entwickler gedacht, denn es gibt einen ganzen Vorlagenkatalog, der euch die Arbeit erleichtert und den Zeichenfaulen die Möglichkeit gibt, den künstlerischen Teil quasi zu überspringen. Jedoch müsst ihr viele der Stempel und Vorlagen erst einmal in den verschiedenen Levels einsammeln und anschließend mit gesammelten Münzen kaufen.
Ab und zu dürft ihr auch Fahrzeuge malen und nutzen, allerdings kommt das eher sporadisch vor und meistens gibt es mit diesen mehr Probleme, als ihr Spaß haben werdet. Besonders an diesen (aber auch an anderen) Stellen, friert das Spiel plötzlich ein und bis zum Neustart geht nichts mehr. Großartig.
Um was ihr auch nicht herum kommt sind die langen und sehr nervigen Ladezeiten, die bei jedem noch so kleinen Ortswechsel auftauchen. So kann es schon mal sein, dass das Malen eines Steines oder einer simple Blume nur halb so lange dauert, wie die damit verbundene Ladezeit, was nicht wirklich zum Spielspaß beiträgt.
Der Titel macht dem Namen „Jump’n’Run“ alle Ehre, auch wenn ich es schön gefunden hätte, wenn ich nicht nach jedem Level einmal sinnlos quer durch das Raposa-Dorf hätte rennen müssen, um die nächste Aufgabe aufgetragen zu bekommen, nur um danach abermals quer durch das Dorf rennen zu müssen um zu meinem Ausgangspunkt zurück zu kehren, weil dort der nächste Level freigeschaltet wurde.
Was auch interessant ist und für mich die Frage aufwirft, ob die Entwickler einen seltsamen Humor haben oder einfach nur gestört sind, ist dass jedes Mal, wenn ihr gegen einen Feind prallt, ihr ein Stück eures Aussehens verliert und irgendwann völlig nackt dasteht (nächster Schritt: Tod). Zwar könnt ihr durch das Sammeln von Herzen euer Aussehen bzw. eure Rüstung wiederherstellen, jedoch wirkt dies etwas deplatziert, wenn eure Figur nackt (und geschlechtslos) durch die Gegend läuft.
Steuerung
Gesteuert wird der eigenständig erstellte Charakter per Remote und Nunchuk. Die Steuerung ist simpel, die meisten Knöpfe werden gar nicht erst genutzt, an einigen Stellen jedoch ziemlich hakelig und unzuverlässig, was mich mehr als einmal zähneknirschend hat dasitzen lassen. Schön ist jedoch, dass man sich immer wieder „Erleichterungen“ zeichnen kann, wie beispielsweise Klauen zum Klettern oder einen Affenschwanz um sich durch die Gegend zu schwingen. Diese Steuerelemente bringen einen höheren Spaßfaktor, da immer wieder neue Möglichkeiten auftauchen, obwohl man beteits glaubte alles gesehen zu haben. Jedoch ist gerade das Schwingen mit dem Affenschwanz nicht ganz einfach, was vor allem bei jüngeren Spielern sicher zu einigen Frustrationsmomenten führen wird. Auch bestimmte Sprungpassagen sind eher ein Grund zur Verzweiflung als zur Freude, da sie meistens ziemlich ungenau sind.
Grafik & Sound
Die Grafik präsentiert sich in schlichtem 2D. Der comicartige Stil ist putzig und eindeutig an das jüngere Zielpublikum gerichtet. Es passt zur Story und zum Gesamtkonzept, jedoch bleibt der Eindruck, dass einfach mehr drin gewesen wäre.
Was aber wirklich nervt ist die abwechslungslose Musik, die ich nach einiger Zeit ausschalten musste, weil sie mich so tierisch gestört hat, da es für jede Welt nur ein einziges Lied zu geben scheint. Gesprochen wird sowieso nicht, daher verpasst man auch nichts, wenn man den Sound ausschaltet.
Fazit
Gleichberechtigung! So heißt das Motto dieses Spiels. Denn egal ob jung oder alt, alles was mit der Remote gezeichnet wird, sieht aus wie von einem blinden Dreijährigen erstellt. Zwar kann man, wie bereits im Text erwähnt, die fertigen Vorlagen verwenden, jedoch verliert das Spiel somit seinen eigentlichen Sinn und wird zu einem simplen Jump’n’Run ohne nennenswerte Besonderheiten. Durch die Textpassagen, die nie vorgelesen werden, ist es für kleinere Kinder nicht wirklich zu empfehlen, außer es sitzt ein Erwachsener zum Vorlesen daneben. Die ungenaue Steuerung ist bedauerlicherweise auch nicht sonderlich kindgerecht – oder allgemein spielergerecht, wenn wir schon dabei sind. Was ich jedoch als echte Frechheit betrachte ist der sogenannte „Zweispielermodus“. Denn eigentlich existiert dieser gar nicht. Man kann die eigentliche Story von Der magische Stift selbst nicht zu zweit spielen, höchstens ein paar Minispiele in der Sportarena von Raposa, bei denen nie wirklich Spaß aufkommt und die man schon x Mal woanders gesehen hat – gemeinsam durchleben und durchleiden.
Alles in allem hatte das Spiel auf dem Papier viel Potential nur wurde der Großteil davon leider verschenkt. Bugs, Abwechslungslosigkeit und eine schlechte Steuerung … es hätte einfach viel mehr drin sein müssen.
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