Testbericht: Der Herr der Ringe: Die Abenteuer von Aragorn
Der Herr der Ringe gehört zu den meist verarbeiteten Lizenzen der letzten Jahre. Nachdem Electronic Arts die Rechte an der Buch-Verfilmung verloren hat, nahm sich Warner Bros, die auch an den Filmen beteiligt waren, den künftigen Spielen an. Mit „Die Abenteuer von Aragorn“ erschien Ende Oktober der erste Wii-Titel des Publishers. Wir haben uns aufgemacht, um den Erzählungen des Hobbits Sams zu lauschen und die Abenteuer von Aragorn erneut zu erleben.
Bekannte Geschichte, nette Quests
Wer gehofft hat, das neue Herr-der-Ringe-Spiel würde sich auf die gesamte Geschichte Aragorns, inklusive einiger Geschehnisse vor den bekannten Geschehnissen während des Ringkrieges, konzentrieren, könnte enttäuscht werden. Wie bereits seit einiger Zeit bekannt ist, dreht sich die Story von Die Abenteuer von Aragorn ausschließlich um die aus den Filmen und Büchern bekannte Geschichte, wird dabei aber aus der Sicht von Aragorn präsentiert. Allerdings sind die einzelnen Abschnitte des späteren Königs von Gondor durch eine Rahmenstory miteinander verbunden. In dieser steht in Hobbingen ein großes Fest an, weil der König – Aragorn – die Hobbits besuchen kommt. Samwise Gamdschie erzählt seinen Kindern, während sie auf den Abend warten, was genau dazu geführt hat, dass Aragorn zum König wurde. Dabei dient der Rahmen nicht rein als Bindeglied, das nur in kurzen Zwischensequenzen gezeigt wird, es gibt auch spielbare Auenland-Abschnitte. In diesen übernimmt der Spieler die Kontrolle über Frodo Gamdschie, Sams Sohn, und muss als dieser einige Aufgaben erledigen, die dabei helfen sollen alles für das Fest vorzubereiten.
Das eigentliche Spiel hingegen ist in acht, teilweise recht große, Levels unterteilt. In diesen warten neben den offensichtlichen Hauptaufgaben, die durch die Geschichte führen, auch diverse Nebenaufgaben. Diese sind jedoch meistens eher unspektakulär, da es hauptsächlich darum geht eine bestimmte Anzahl Gegner zu töten, Spinnennester zu zerstören oder etwas zu besorgen. Zusätzlich könnt ihr in jedem Level verschiedene Objekte finden. So gibt es für Aragorn, Gandalf, Legolas und Gimli in jedem Level drei Merkmale, die Verteidigung und Angriff des jeweiligen Charakters steigern. Zusätzlich könnt ihr Wissensobjekte finden, die neben den Hintergründen des jeweiligen Abschnitts, auch die Vergangenheit von Aragorn etwas genauer beleuchten. Wirklich motivierend sind diese Nebenaufgaben aber nur für Spieler, die wirklich alles finden wollen. Dies wird durch die teilweise nicht allzu gut versteckten Palantir in jedem Level erleichtert. Sobald ihr diesen gefunden habt, wird nicht nur die gesamte Karte enthüllt, zusätzlich sind auf dieser auch die Standorte der einzelnen versteckten Objekte eingezeichnet. Auch die Ziele der einzelnen Haupt- und Nebenaufgaben sind fast immer auf der Karte zu sehen, lediglich Sammelaufgaben oder töte alle Gegner einer Art Quests bleiben außen vor.
Schwert, Bogen, Fackel
Bei Die Abenteuer von Aragorn handelt es sich um ein Action-Adventure mit einem starken Hang zu den Kämpfen. Dabei orientiert sich das Spiel nicht selten an Nintendos Wii-Launch-Titel The Legend of Zelda: Twilight Princess, auch wenn einige deutliche Unterschiede zu erkennen sind. Das wichtigste am neuen Herr-der-Ringe-Abenteuer sind somit die Kämpfe. Diese gestalten sich insgesamt als gut spielbar, da die Steuerung in vielen Punkten an Zelda angelehnt ist. Mit einem Schwung der Wiimote führt Aragorn Schläge mit dem Schwert aus, während das Nunchuk für das Schild oder die Zweitwaffe in der linken Hand zuständig ist. Setzt ihr euren Bogen, wird mit dem Pointer gezielt und B dient zum Schießen. Lediglich die Kamera macht immer wieder Probleme, wodurch die Kämpfe gerade bei großen Gegner aufkommen schnell hektisch werden können. Auch passiert es schnell, dass Aragorn ins Leere schlägt, wenn ihr euren Gegner nicht mit Hilfe von Z anvisiert. Insgesamt gestalten sich die Kämpfe, wie auch das restliche Spiel, aber für erfahrene Spieler selbst auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad als zu leicht. Dies dürfte mit der Ausrichtung auf Kinder begründet sein.
Wer möchte kann das Abenteuer übrigens auch zu zweit absolvieren. Jederzeit kann ein weiterer Spieler als Gandalf in das Spiel ein und wieder aussteigen. Das ist teilweise sogar erforderlich, wenn man alle Objekte im Spiel finden möchte, da einige Truhen und Krüge von einem magischen Feld umgeben sind. Die dort verborgenen Gegenstände helfen allerdings lediglich dem zweiten Spieler, weshalb Solo-Spieler auf nichts Wichtiges verzichten müssen. Größtes Problem bei zwei Spielern ist die Kamera, da diese zwar etwas weiter raus zoomt, aber keinen Splitscreen zulässt, wodurch sich beide Charaktere immer in der Nähe voneinander aufhalten müssen. Positiv erwähnt werden sollten allerdings die Fähigkeiten beziehungsweise Zauber von Gandalf, da er sich durch diese etwas anders spielt als Aragorn selbst. Gerade Eltern, die ihren Kindern an Stellen, die für sie zu schwierig sind, helfen möchten, ist der Koop-Modus gut geeignet.
Buntes Comic-Mittelerde mit bekannten Klängen
Von der technischen Seite gesehen ist Die Abenteuer von Aragorn im Mittelmaß anzusiedeln. Die Grafik kommt mit einem Comichaften Look daher, der insbesondere bei eher unbedeutenden oder nur selten vorkommenden Charakteren etwas seltsam wirkt. Einige Charaktermodelle sehen einfach nicht schön aus und hätte mit etwas mehr Arbeit besser wirken können, was im Vergleich zu den Hauptfiguren auffällt. Dafür gibt es kaum einen Grund die Umgebungsgrafik zu kritisieren. Zwar sind die Texturen nicht auf dem höchstmöglichen Stand und ab und an wirken sie leicht verwaschen oder ein Objekt sieht nicht so schön aus. Auch einige Animationen wirken etwas seltsam. Insbesondere die Bewegungen von Aragorns Pferd Brego, der sein hinteres Bein etwas unnatürlich hebt, doch das ist kein wirklich gewichtiger Kritikpunkt. Insgesamt kann sie sich sehen lassen, kommt aber nicht in allen Punkten an vergleichbare Spiele heran, was teilweise am Comiclook liegen mag.
Musikalisch erklingen meistens bekannte Stücke aus den Filmen, wodurch hier nur wenig Kritik geübt werden kann. Allerdings fällt die Musik an einigen Stellen kaum auf, was aber nur bedingt störend ist. Viel schlechter steht es da um die Sprachausgabe. Zwar konnte für Sam der originale deutsche Sprecher der Filme gewonnen werden, aber das gilt nicht für die anderen Charaktere. Das wäre eigentlich nicht so schlimm, fällt aber stellenweise negativ auf, da kurze Samples aus den Filmen eingebaut wurden. Doch nicht nur, dass diese häufiger deplatziert und unpassend wirken, es ist auch seltsam, wenn ein Charakter erst mit einer Stimme spricht, dann mit einer völlig anderen, um anschließend wieder in die erste Stimme zu verfallen. Solche Momente kommen aufgrund der eher selten eingesetzten Sprachausgabe allerdings nicht allzu häufig vor, können durchaus aber stören.
Fazit
Als ich das erste Mal von Der Herr der Ringe: Die Abenteuer von Aragorn hörte, hatte ich gehofft, die Entwickler würden sich an die Zeit vor der Geschichte der Filme orientieren und bisher unbekannte Geschichten über Aragorn erzählen. Doch bereits früh wurde bekannt, dass das Action-Adventure lediglich die Abschnitte aus den Filmen nacherzählt, die Aragorn betreffen. Dadurch wirkt die Geschichte im Spiel aber auch teilweise etwas sprunghaft. Es fehlen wichtige Stelle, wodurch Spieler, die noch nicht vertraut sind mit der bekannten Story durchaus mit offenen Fragen zurückbleiben könnten. Trotzdem ist Die Abenteuer von Aragorn kein schlechtes Spiel. Zwar gibt es einige Kritikpunkte, doch zumindest für jüngere Spieler, die sich für Der Herr der Ringe interessieren, könnten ihren Gefallen an dem Titel finden. Erfahrenen Spielern dürfte das Abenteuer allerdings zu leicht und die Quests zu uninspiriert wirken. Lediglich Fans des Tolkien-Universums oder Spieler, die über die Mängel hinwegsehen können, sollten zumindest einen etwas genaueren Blick riskieren.
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