Testbericht: Deer Drive

„Shooter“ gibt es für die Wii ja mittlerweile wie Eulen in Athen – die Qualität lässt jedoch meistens zu wünschen übrig. Bigben Interactive stockt die Regale der Fachgeschäfte nun mit Deer Drive auf. Auch Jagdspiele sind jetzt nicht zwingend eine neue Erfindung für Nintendos Heimkonsole, aber gut: Ein jedes Spiel soll seine re(h)elle Chance bekommen.

The american way

Ja – irgendwie ist dieses Spiel typisch amerikanisch. Das beginnt bei den Wäldern Nordamerikas, in denen Ihr als Wochenend-Rambo auf die Jagd geht, um die örtlichen Großwildarten niederzustrecken, geht über die Kommentare Eures Jadgbegleiters in breitestem Kaugummi-Englisch und endet nicht zuletzt bei der nicht zu klein geratenen Schrotflinte, welche Bigben Interactive zum Game-Package beisteuerte. Mit der Knifte in der Hand geht dieser amerikanische Traum, äh, dieser „Männersport“ doch gleich viel leichter von der Hand, ho ho ho!

Bevor wir uns auf die Pirsch begeben, wird zunächst einmal die Knarre zusammengebaut. Das funktioniert sehr leicht – zudem sieht das Gewehr gar nicht mal so übel aus! Schaft und Lauf werden mittels USB-Anschluss zusammengesteckt. In den Doppellauf vorne wird die Wiimote eingelegt, den Nunchuk positioniert Ihr dort, wo normalerweise der Abzug sitzt. Dessen Kabel wird durch den Schaft nach hinten gezogen und dort wiederum der Stecker eingesteckt – und das alles ohne große Fummelei. Jetzt müsst Ihr noch die Verriegelung am Lauf schließen (funktioniert wie das Durchladen einer Pumpgun) und ab geht’s.

Zu Beginn des Spiels werden meine Ohren erst einmal von richtig gutem Post Rock überrascht, den ich bei diesem Spiel ganz gewiss nicht als Soundtrack erwartet hätte. Das musste mal kurz seine Erwähnung finden, denn ansonsten geht’s eigentlich gleich zur Sache. Zwei verschiedene Schwierigkeitsgrade stehen zur Auswahl (leicht und normal) außerdem könnt Ihr noch im Multiplayer-Modus um die Wette ballern. Beim leichten Schwierigkeitsgrad genügt ein Treffer, um ein Tier in die ewigen Jagdgründe zu befördern – bei „normal“ benötigt man schon einen Lungen-, Herz- oder Kopfschuss um das Wild mit einem Schuss auszuschalten. Bei einem ungenauen Schuss erscheint am Tier eine kleine Energieanzeige und Ihr müsst eben nochmal draufhalten.

Ein ganzer Kerl dank Knifte

Bevor Ihr beginnt, kreiert Ihr Euch noch Euer eigenes Jagdemblem. Dazu stehen Euch verschiedene Vordergründe und Hintergründe zur Auswahl. Habt Ihr das erledigt, geht’s auch schon los. Ihr findet Euch im Wald wieder und alsbald hört Ihr die galoppierenden Geräusche herannahenden Getiers. Bewegen könnt Ihr Euch lediglich in einer 180°-Sicht horizontal und vertikal. Eure Spielfigur an sich bleibt stehen, was sehr schade ist, denn nach spätestens zehn Runden verliert man die Lust, da sich dann die Landschaften bei variierenden Sichtverhältnissen eh wiederholen – soviel kann ich jetzt schon verraten. Die vom Hersteller angekündigte Zahl von 430 Stages ist somit eine sehr geschönte Darstellung.

Kommen wir zur Steuerung. Eure Sicht dreht Ihr, indem Ihr mit dem Fadenkreuz den Bildschirmrand berührt und von dort scrollt Ihr einfach weiter. Geschossen wird mit dem Z-Knopf (der befindet sich ja dort, wo bei einer richtigen Waffe der Abzug zu finden ist), das Nachladen erfolgt etwas unglücklich über den A-Knopf – so müsst Ihr jedes Mal bei leerem Magazin vorne am Lauf rumfummeln. Der B-Knopf, der sonst keine Funktion hat, außer eine Runde zu starten, hätte sich dafür besser geeignet.

Im Grunde brauche ich nicht viele Worte über das Gameplay zu verlieren. Es handelt sich hierbei um nichts anderes als Moorhuhn für Erwachsene. Ihr knallt Hirsche ab, allerdings nur die Männchen – für die Weibchen gibt’s Punktabzug. Ab und zu sorgt dann noch ein Grizzly oder ein Elch für Gefahr, die es zu beseitigen gilt. Für richtige Scharfschützen gibt es noch die Möglichkeit in der Ferne fliegende Vögel vom Himmel oder Eichhörnchen vom Baum zu holen, Hasen zu schießen und Enten zu erlegen. Alles in allem eine sehr brutale Angelegenheit, irgendwie.

Nach und nach schaltet Ihr Euch noch zusätzliche Power-Ups frei, die beim Erlegen bestimmter Tiere dann auch aktiviert werden. Es gibt andere Waffen, größere Magazine oder eine polarisierte Sonnenbrille, mit der Ihr im diesigen Wald doch das ein oder andere Tier besser erkennen könnt. Außerdem zu erwähnen noch die „Breath Control“ – ein Matrixeffekt (Bullet-Time), der Euch das Schießen für eine halbe Minute etwas erleichtert. Ausgelöst wird diese mittels Analogstick. Sobald Ihr eine bestimmte Anzahl an Tieren in einer gewissen Zeit erledigt habt, geht es in die nächste Runde.

Fazit

Das Spielprinzip von Deer Drive ist nicht neu. Bei aller Einfallslosigkeit macht die Ballerei aber gerade mit mehreren Leuten anfangs Spaß und sorgt für ein gewisses Hillbilly-Feeling. Die Flinte ist zudem ein angenehmer Bonus. Die Steuerung funktioniert sauber – ist aber bei diesem Minimalismus auch kein Kunststück. Lediglich die Kollisionsabfrage ist etwas bescheiden geraten. Aus kurzer Distanz werden öfter mal klare Treffer nicht gegeben. Grafisch bewegt sich das Game am besseren Durchschnitt – auch hier aber kann man sagen, dass das bei dem Minimalismus kein Kunststück ist. Ein Lob gibt es explizit für den coolen Soundtrack! Die übrigen Soundeffekte an sich sind hingegen etwas mager ausgefallen. Kein Pfeifen des Windes und es plätschert noch nicht mal, wenn es regnet. Nur Galopp-Peng-Galopp-Peng und „Yes!“, „Shoot!“, „Look at that stag!!“
Wer für ein Vollpreis-Moorhuhn in Realoptik mit lässiger Knifte wirklich über 50 Euro ausgeben will, der weiß entweder was er tut oder er weiß es nicht. Solltet Ihr zu letzterer Kategorie gehören, sorgt wenigstens für reichlich Jägermeister im Kühlschrank – der Spaß kommt dann schon von allein.

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Packshot Deer Drive

Deer Drive

Release: 27.09.2010
Publisher:
Entwickler:
Anzahl Spieler: 4
USK: 12