Testbericht: Crazy Machines
Eine Reihe, die nun sich schon seit über sechs Jahren auf dem Markt virtueller Spiele tummelt, davon viele Teile erst nur auf dem PC, wurde nun das erste Mal für die Wii umgesetzt. Nach dem Erfolg von zwei Crazy Machines-Teilen auf dem DS dürfen nun auch Remote-Fetischisten dem verplanten Professor unter die Arme greifen. Ob das gelungen ist? Lest selbst!
Jean Einstein? Albert Pütz?
Das Konterfei des verrückten Professors spaltet die Meinungen, ebenso wie das Spiel an sich. Von vielen als „Knobelspielchen“ belächelt, fesselt es mindestens eben so viele durch seine verspielten und zum Teil doch recht deftigen Rätseln stundenlang an den Bildschirm. Die auf dem PC hoch dekorierte Reihe kämpft seit zwei Jahren intensiv darum, vom PC-Grabbeltisch der Republik zu verschwinden. Je zwei Veröffentlichungen auf Nintendos Handheld und dem iPhone waren der erste Schritt. Auf der Wii könnte Crazy Machines durchaus die Chance haben, sich zu etablieren – und dabei könnte die, mit diesem inflationär gebrauchten Begriff so betitelte, Casualgamer-Gemeinde durchaus behilflich sein.
Für diejenigen, die tatsächlich noch nie über einen Crazy Machines-Titel gestolpert sind, werde ich mal kurz erklären, um was es geht: Ihr arbeitet an der Seite des verrückten Professors – naja, eigentlich lässt er Euch arbeiten. Ihm fällt immer etwas anderes Unwichtiges ein, was er zu tun hätte und Ihr dürft seine abstrusen Maschinen, die immer einem recht dämlichen Zweck dienen, fertig bauen und auf Funktionalität testen. Dazu stehen Euch zahlreiche Bauteile zur Verfügung. Durch geschicktes Einbauen von Rohren, Zündschnüren, Katapulten, Brückenteilen, Hydraulikplattformen usw. müsst Ihr z. B. dafür sorgen, dass ein Basketball in einem bestimmten von drei möglichen Körben landet. Oder Ihr müsst dafür sorgen, dass eine Kugel den richtigen Weg über drei Ebenen findet, die dort einen Schalter auslöst, welcher wiederum das Futter für Professorchens Schildkröte frei gibt. Wenn man sich es recht überlegt dient also doch alles einem höheren Zweck!
Für Kämpfer und Kreative
Das Team von FAKT hat sich diesmal außer vielen neuen Rätseln noch etwas Neues ausgedacht. Erstmals gibt es in der Geschichte von Crazy Machines einen Multiplayer-Modus, in dem Ihr mit- oder gegeneinander antreten könnt. Der obligatorische Baukasten ist natürlich auch dabei und mittels Wii-Freundescode könnt Ihr Euch die selbst gestalteten Level sogar zuschicken!
Kommen wir zum Gameplay. Bevor es los geht, erstellt Ihr einen von fünf möglichen Spielständen. Solltet Ihr Euch in den Standard-Modus stürzen, seid Ihr sofort mitten im Geschehen. 100 Maschinen gilt es zum Laufen zu bringen, unterteilt in zehn verschiedenen Leveln. Sobald Ihr innerhalb eines Levels neun Stages bestanden habt, werden die nächsten zehn Apparaturen frei geschaltet. Gebastelt werden kann entweder alleine oder gemeinsam zu zweit. Mit dem B-Knopf öffnet Ihr die Werkstatt, in der Ihr die verschiedenen Bauteile findet, um die Maschinerie zu komplettieren. Mit dem A-Knopf wird ein Item ausgewählt und mittels Pointer kann man es dann dort hin bewegen, wo man möchte. Mit einem weiteren Druck auf den A-Knopf wird das Teil dann auf Wunsch an Ort und Stelle platziert. Das funktioniert mitunter leider etwas hackelig und ungenau – glücklicherweise haben sich die Macher von Crazy Machines eine Alternative einfallen lassen, falls der Spieler mit der Pointer-Steuerung nicht klar kommt. Haltet Ihr den A-Knopf länger gedrückt, habt Ihr die Möglichkeit das Bauteil mittels Steuerkreuz zu bewegen. Wenn alle Teile verbaut sind, drückt Ihr oben links auf dem Bildschirm einfach auf Play und die Maschine läuft. Entweder Ihr habt alles auf Anhieb richtig gemacht oder (was meistens eher der Fall sein wird) Ihr erkennt am Verlauf, was noch verbessert werden muss.
Die Stages sind abwechslungsreich gestaltet und manche sind wirklich knackig schwer – aber auch wenn man es zum x-ten Mal probiert: Die Motivation besiegt definitiv den Frust.
So viel zum Altbekannten – kommen wir zur Mehrspielervariante. Was man nun davon halten soll, ist schwer zu beschreiben. Wer sich auf High-Speed-Maschinenbau freut oder denkt, dass er im Tetris-Style dem Gegner das Leben zur Hölle machen kann, weil er ihm unbrauchbare Bauteile unterjubelt, während er selbst gut unterwegs ist – den muss ich leider enttäuschen. Daran dachte nämlich auch ich – aber FAKT versteht unter der Multiplayer-Variante jedoch etwas anderes. Nicht, dass sie sich keine Mühe gegeben hätten: 50 Extra-Level für ein bis vier Spieler haben sie sich ausgedacht. Allerdings handelt es sich dabei leider um, an Crazy Machines angelehnte, Minispiele. Die sind zum Teil beim erstmaligen Spielen ganz witzig, langweilen aber schon bei der ersten Wiederholung und haben mit dem eigentlichen Spiel so gut wie gar nichts zu tun. Als zusätzlicher Bonus wären diese „Partyspiele“ durchaus eine Option gewesen – aber alleine sind sie zu mager und unspannend, als dass sie mehrere Leute genauso stundenlang fesseln könnten, wie es die normalen Crazy Machines-Rätsel tun.
Fazit
Viele Worte braucht man über dieses familientaugliche Spiel nicht mehr zu verlieren. Der Bekanntheitsgrad der Reihe dürfte mittlerweile so hoch sein, dass jeder weiß, was er bekommt, wenn er sich Crazy Machines kauft. Die Wii-Umsetzung ist ordentlich, aber nichts Besonderes. Die Steuerung hakt stellenweise wie schon erwähnt leider etwas, durch die alternative Steuervariante kann man diesem jedoch aus dem Weg gehen. Die Rätsel sind gewohnt solide und Fans des Genres werden mit Sicherheit viele Stunden ihre wahre Freude haben. Die Grafik ist der Reihe entsprechend unspektakulär – aber eine High-End-Grafik braucht es auch nicht wirklich, ebenso wenig wie einen herausragenden Soundtrack. Die Interpretation der Entwickler eines Multiplayer-Modus‘ dürfte jedoch nicht nach jedermanns Geschmack geraten sein – leider, denn vielleicht wäre das ein weiterer Schritt weg vom Grabbeltisch-Image gewesen.
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