Testbericht: Cocoto Fishing Master
Sonderlichen Einfallsreichtum kann man Neko Entertainment für einen Großteil ihrer bisherigen Videospiele, zumindest was die Namensvergabe betrifft, nicht gerade bescheinigen. Alle Games mit dem kleinen roten Teufelchen „Cocoto“ trugen so illustre Titel wie „Cocoto Kart Racer“, „Cocoto Platform Jumper“ oder „Cocoto Funfair“. Mit „Cocoto Fishing Master“ erscheint nun ein neuer WiiWare-Titel und wenn man weiß, dass Neko Entertainment für Nintendos weiße Fuchtelkiste bereits die Beat’em’Up-Katastrophe „Legend of the Dragon“ verbrochen hat, darf man sich fragen, was uns hierbei genau erwartet. Wir haben folglich für euch die virtuelle Angel geschwungen und „Cocoto Fishing Master“ einem ausführlichen Test unterzogen…
Fisch mich!
Mittlerweile gibt es einige Angelspiele für Nintendos Wii. Da die Konkurrenz bisher zum regulären Ladenpreis für viele Hobbyfischer nicht sonderlich attraktiv scheint, könnte Neko Entertainment mit dem WiiWare-Titel Cocoto Fishing Master eigentlich eine Marktlücke entdeckt haben. Hinzu kommt, dass es sich um weit mehr als ein normales Angelspiel handelt. Das wird schon deutlich, wenn man sich die in wenigen Bildern erzählte Hintergrundgeschichte des Games zu Gemüte führt. Vor vielen Jahren regierte einst ein weiser Fisch, doch der König aller Fische wurde von seinem Sohn vom Thron gestoßen. Dann gibt es noch einen seltsamen Kessel, aus welchem Lava zu laufen droht, vier Teufelchen zur Bewachung des Kessels, eine Fee und – ach, interessiert doch sowieso nicht, oder? Die Story ist jedenfalls an den Haaren herbei gezogen und ihr schlüpft in die Rolle eines Teufelchens mit dem Namen Cocoto, denn aus unerklärlichen Gründen könnt nur ihr das Überlaufen des Kessels verhindern und damit die Welt retten – oder so.
Was bleibt also übrig, wenn wir die Geschichte einmal außer Acht lassen und uns direkt in das Spielgeschehen werfen? Nun, wir finden uns auf dem ersten von insgesamt fünf Gewässern wieder, in denen Cocoto jeweils einen der sagenumwobenen „Jahrtausendfische“ fangen muss. Dazu stehen uns neben einer Standardangel insgesamt drei verschiedene Arten an Ködern zur Verfügung: Eine Fliege, ein Seepferdchen und ein kleiner Oktopus. Die Ködersorten stehen dabei für die unterschiedliche Tiefe, in denen damit geangelt werden kann. Während die Fliege beispielsweise aus der Wasseroberfläche läuft und damit Fische anlockt, die knapp unterhalb der Oberfläche schwimmen, sinkt der Oktopus in die Tiefe und ist für die Fische geeignet, die sich nur knapp über dem Grund aufhalten. Ein Radar zeigt euch dabei an, wo sich die anvisierten Zielobjekte aufhalten, denn in jedem Gebiet gilt es sechs verschiedene Wasserbewohner an den Haken zu bekommen. Nur dann nämlich kann die weise Wasserschildkröte euch aus den gefangenen Fischen einen ultimativen Köder basteln, der den Königsfisch der Region anlockt.
Vorsicht ist beim Angeln geboten, wenn ein roter Punkt in den Radar kommt. Dann nämlich schwirrt gerade ein besonders angriffslustiger Schuppengeselle durch die Fluten, der sich nicht fangen lässt, sondern euren aktuellen Köder schnappt und damit verschwindet. Wer dies verhindern will, muss schnell die Angel einholen und sich einen anderen Platz für den Fischfang suchen. Zur Not lassen sich die Köder allerdings auch in einem schwimmenden Shop nachkaufen. Der als Shopbetreiber fungierende blaue Dämon dort hat in jedem Level zudem noch eine neue Angelrute im Angebot, die in der Stärke und der Reichweite euer Anfangsmodell schnell übertrifft. Die für den gepflegten Einkauf notwendigen Rubine könnt ihr euch verdienen, indem ihr fleißig angelt und die überflüssigen Fische an einen hungrigen Kobold verkauft, der ebenfalls ein schwimmendes Zuhause in jedem Level bewohnt. Ein vom Gewicht her schwerer Fang bedeutet dabei automatisch mehr Moos in euren Taschen. Was anfangs noch recht unterhaltsam klingt, entpuppt sich leider schon nach einer guten Stunde als relativ öde Angelegenheit. Das liegt vor allem daran, dass sich die an den Spieler gestellten Aufgaben nur noch wiederholen. In jedem Level müssen in den drei unterschiedlichen Tiefen je zwei Fische gefangen werden, bevor es mit dem ultimativen Köder zum Boss-Fisch geht. Denkt man anfangs noch, dass es noch weitere Köder gäbe oder andere Extras ins Spiel kommen, hat man sich leider getäuscht. Dazu ist auch zu sagen, dass es sich bei Cocoto Fishing Master im Prinzip nur um eine Umsetzung der gleichnamigen Playstation 2-Version des Games ist, welches für die Sony-Konsole damals mit einem Angelcontroller ausgeliefert wurde.
Auf Nintendos Wii konnte man dagegen nun den bewegungssensitiven Controller nutzen und sich damit einen speziellen Angelcontroller sparen. In der Praxis sieht das so aus, dass man mit dem Analogstick des Nunchuk das Boot im Schneckentempo über die Wellen navigiert. Möchte man die Angel auswerfen, wird der A-Button gehalten, die Wiimote nach hinten und gleich darauf in einer Wurfbewegung nach vorne bewegt. Bitte dabei den A-Knopf loslassen. Ist die Angel ausgeworfen, darf im Radar verfolgt werden, ob sich ein Fisch eurem Köder nähert. Sobald ein Fisch in Reichweite ist, wird auf eine Art Minispiel umgeschaltet. Hier gilt es nun mit dem Analogstick des Nunchuk den Bewegungen des Fisches zu folgen und vor dessen Maul herumzuschwimmen, bis dieser anbeißt. Durch die unterschiedlichen Bewegungsmuster der Fische wirkt das Spiel in diesem Punkt innovativ und macht durchaus Laune. Dann allerdings kommt der Moment, wo der Fisch an den Haken geholt werden muss. Prinzipiell genügt es hierbei die waagrecht gehaltene Wiimote aufzurichten. Allerdings muss der Zeitpunkt zu 100% perfekt getroffen werden, sonst entkommt eure Beute. Immer wieder kommt hier Frust auf und man könnte meinen, die Steuerung würde nicht korrekt ansprechen. Hat man einmal den Dreh raus, klappt es zwar immer noch nicht bei jedem Versuch, aber man kann den Fisch immerhin an die Angel bekommen. Ist dies geschafft, muss nur noch mit dem Nunchuk gekurbelt werden, um den Fang einzuholen. Die richtige Mischung aus Kraft und Tempo ist erforderlich, um im Kampf mit dem Fisch erfolgreich zu sein. In erster Linie wird man allerdings weniger mit den Fischen, sondern vielmehr mit der Steuerung zu kämpfen haben, was nicht gerade für das Game spricht.
An der Angel
Ebenfalls keinen Pokal gewinnen kann Cocoto Fishing Master auf technischer Ebene, denn man merkt dem Titel seinen Ursprung auf der Playstation 2 einfach an. Cocoto selbst und sein Boot sind in comicartige Cel Shading-Optik gehalten, die Fische, das Meer und die Umgebung dagegen in relativ texturarmer Polygonoptik, was einfach nicht wirklich zusammenpasst und ein komisches Bild ergibt. Ab und zu poppen Polygone ins Bild, die Story wird in simplen Bildern erzählt, grafische Abwechslung gibt es kaum. Immerhin läuft das Game flüssig und ohne Ruckler ab. Einzig die Lichteffekte beim Brauen des Super-Köders sind nett, mehr aber auch nicht. Der Sound des Games hält sich ebenfalls eher dezent im Hintergrund und kommt kaum zum Vorschein. Zwar wird die Hintergrundmusik bedrohlich, wenn der Bossfisch seine Runden dreht, allerdings bleibt die Musik in jedem Level gleich. Egal ob man im „Abyss“, in „Volcano“ oder in „Atlantis“ fischt, es dudelt immer dieselbe Musik. Die teils etwas holprige deutsche Übersetzung in den Bildtafeln soll ebenfalls noch erwähnt werden.
Fazit
Die Ansätze in Cocoto Fishing Master sind in jedem Fall brauchbar. Durch die Story wird das an sich simple Angelspiel ein wenig aufgepeppt, die Idee mit dem Ködern der Fische ist innovativ und mit ca. fünf Stunden Spielzeit bietet das Game ausreichend Umfang gemessen daran, dass man es bereits für 700 Wii Points auf seine Konsole laden kann. Leider ist die Steuerung teils ziemlich frustrierend, ab einem gewissen Punkt mangelt es an Abwechslung und technisch gesehen kann man mit dem PS2-Port ebenfalls keinen Blumentopf gewinnen. Wer auf der Suche nach einem kurzfristig unterhaltsamen Angelspiel ist darf gerne zugreifen, alle anderen sollten sich den Kauf dagegen gut überlegen.
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