Testbericht: chick chick BOOM
Es gibt nicht gerade viele deutsche Entwickler, die für Spiele für Nintendos WiiWare-Service in der Mache haben. Einer davon ist das kleine Frankfurter Team von tons of bits, die mit chick chick BOOM nun ihr Debüt für Nintendos weiße Kiste präsentieren. Wir haben den Titel für euch unter die Lupe genommen und geprüft, ob es sich hier wirklich um Qualitätsarbeit aus deutschen Landen handelt.
Die Hühnerbande ist los!
Erinnert sich noch jemand an das Flashgame, welches Nintendo 2007 zur Osterzeit auf deren Webseite veröffentlichte? Nein? Mir war es ehrlich gesagt auch entfallen. Erst als ich die Bilder von chick chick BOOM sah, dämmerte es mir so langsam wieder. Die Jungs von tons of bits haben das ehemalige Flashgame nun gehörig aufgemotzt und einen vollwertigen WiiWare-Titel daraus gemacht. Das Grundprinzip ist dabei relativ simpel: Es gibt zwei Parteien bestehend aus jeweils fünf stetig hüpfenden Küken, die sich auf der rechten sowie linken Hälfte des Bildschirms befinden. Abwechselns darf jedes Team jeweils eine Attacke loswerden, um damit das gegnerische Team möglichst effektiv zu dezimieren. Gewonnen hat, wer seine Kontrahenten zuerst komplett ausgeschaltet hat. Dabei stehen den Teams zuerst einmal drei Basisattacken zur Verfügung: Bomben, Gewichte und Fleisch, bzw. in unserem Fall fressende Pflanzen. Das am Zug befindliche Team hat dabei 35 Sekunden Zeit um die Attacke auszuführen. Nach der Wahl des Angriffs muss mittels Pointerfunktion der Wiimote der Umriss der Attacke in einer Blase nachgezeichnet werden. Je schneller man dabei ist, desto vernichtender kann die Attacke ausfallen, da es zu jedem Angriff zwei Upgrades gibt. Wer nämlich mittels B-Button auf einer kreisenden Zielscheibe die Mitte trifft, löst eine stärkere Variante der Basisattacke aus. Die Bombe explodiert nicht einfach, sondern hinterlässt entweder einen Säurefilm oder zwei weitere Mini-Bomben. Das gilt auch für die anderen Angriffsvarianten, so dass ein schnelles und präzises Vorgehen immer belohnt wird.
Neben den Basisattacken schwebt ab und an auch eine dunkle Wolke über den Arenen. Mittels dieser lassen sich Blitzschläge auslösen, die ebenfalls für großen Schaden auf der gegnerischen, aber je nach Position der Wolke auch auf der eigenen Seite sorgen können. In jeder der drei Arenen Stadt, Schiff und Spukwald gibt es zudem noch eine spezifische Attacke, die nur dort auslösbar ist. Über der Stadt schwebt beispielsweise ein Ufo, welches eines der Küken entführen kann. Aus dem Wasser hinter dem Schiff kommt ein Seeungeheuer, der mit seinen Fangarmen auf die Küken einschlägt und im Spukwald treiben Geister ihr Unwesen, die den Küken Energie rauben und diese dem Gegner zuführen. Natürlich muss man aber nicht tatenlos zusehen, wie der Opponent die eigenen Küken in die ewigen Jagdgründe schickt. Jede Attacke lässt sich nämlich auch Abblocken. Hierfür kommt die Pointerfunktion der Wiimote erneut ins Spiel, mittels derer sich ganz intuitiv und logisch Linien zeichnen lassen. Das herunter fallende Gewicht wird beispielsweise mit einer quer gezogenen Linie aufgehalten. Eine quer gezogene Linie verhindert ebenfalls, dass euer Küken von Aliens entführt wird. Der Fleisch fressenden Pflanze dagegen sollte man eine senkrechte Linie zeichnen, damit sie wie an einer Ranke nach oben wächst und eure Küken in Ruhe lässt. Für den Blitz wird dagegen eine Art Blitzableiter gezeichnet, der auf jeden Fall geerdet sein und somit den Boden berühren muss. Da allerdings immer nur eine Linie gleichzeitig auf dem Spielfeld gezeichnet werden kann, eure Tinte begrenzt ist und die Linien auch nur wenige Sekunden aktiv bleiben, ist eine gewisse Taktik und Strategie vonnöten. Denn auch im gegnerischen Spielfeld dürft ihr zeichnen und euren Kontrahenten somit sabotieren.
Hin und wieder taucht zudem der Cornbobman im Hintergrund auf. Es handelt sich dabei um einen laufenden Maiskolben, dessen Körner abgeschossen werden können und euren Hühnern etwas Lebensenergie zurückbringen. Zwischen beiden Arenen schwebt übrigens noch eine Piñata-Figur. Mit jedem Treffer eines Kükens wird diese weiter gefüllt, bis sie irgendwann nach unten fällt und auf der Linie zwischen beiden Arenen landet. Nun ist Schnelligkeit gefragt, denn wer zuerst auf die Piñata schießt, kann diese auf seine Seite und seinem Team damit Boni verschaffen. Dazu gehört unter anderem ein Sturzhelm für ein Küken, was es robuster gegen Angriffe werden lässt oder ein Krankenschwesternhut, womit das Küken seine verletzten Kumpane heilt. Andere Extras sabotieren euren Gegner, indem die Umrisse der Attacken rotieren oder pulsieren. Die dritte Kategorie der Extras bezieht sich auf die Tinte eures Stifts, indem diese entweder länger hält oder gegnerische Linien durchbrechen kann. Solange der Piñata allerdings noch in der Luft ist, kann ein gezielter Schuss des Gegners ihn zurück in die eigene Hälfte befördern. Hier gilt es also die Augen offen zu halten und notfalls schnell zu reagieren. Trotz des anschaulich gestalteten Tutorials wirkt das Gameplay auf den ersten Blick teils etwas konfus. Dies hängt mit der Fülle an Möglichkeiten zusammen, die chick chick BOOM bietet. Gerade als Einzelspieler hat man alle Hände damit zu tun den nächsten regulären Angriff zu koordinieren, während man gleichzeitig eine Spezialattacke des Gegners abwehren und dafür sorgen muss, dass der gerade nach unten gefallene Piñata auch auf der eigenen Seite der Arena landet. Natürlich darf man nicht nur alleine antreten, sondern auch bis zu drei Freunde vor die Konsole zitieren. Paarungen 2:1 sind dabei ebenfalls möglich. Teamweise wirkt das Spiel übrigens weit weniger hektisch, da sich einer der beiden Spieler auf die Angriffe konzentrieren kann, während sich sein Kollege um die Verteidigung kümmert.
Die drei verschiedenen Spielmodi „Duell“, „Zeit“ sowie „Pro“ sorgen dabei für Abwechslung, sind jedoch vom Spielprinzip her stets gleich gehalten. Am anspruchsvollsten gestaltet sich dabei der Pro-Modus, da sich hier kein Schwierigkeitsgrad wählen lässt und man quasi eine Art „Survival-Modus“ spielt. Erledigte Küken im gegnerischen Team kehren immer wieder, nur das eigene Team bleibt dezimiert und man spielt, bis kein eigenes Küken mehr am Leben ist. Einen Online-Modus sucht man leider vergeblich, was die Langzeitmotivation noch einmal in die Höhe getrieben hätte. Einzelspieler werden zudem nach einer gewissen Zeit die Herausforderung vermissen, denn ein wirkliches Ende gibt es in chick chick BOOM nicht. Neben den anfangs fünf verschiedenen Teams lassen sich zehn weitere Teams freischalten. Mal muss nur das Tutorial absolviert werden, mal wollen drei Küken mit einer einzigen Attacke oder gar mehr als 50 Küken im Pro-Modus gekillt werden. Leider unterscheiden sich die Hühnermannschaften jedoch nur optisch voneinander. Hätte man hier noch Unterschiede im Verhalten integriert, hätte das Spiel noch eine Extraportion Langzeitmotivation sowie Abwechslung erhalten. Da man nur die eigenen Rekorde knacken kann und auf Online-Ranglisten verzichtet wurde, ist chick chick BOOM in erster Linie für mehreren Spieler interessant. Hier entfaltet das Game dank seines einfachen und dennoch fesselnden Spielprinzips seinen ganz eigenen Charme. Die chaotisch-explosiven Spielrunden machen immer wieder Spaß und sorgen schnell dafür, dass man seinen Kumpels aus dem gegnerischen Team die Pest an den Hals wünscht, wenn der eigene Hühnerhaufen mal wieder von einem rosa Elefanten zermatscht wurde. Nicht zuletzt durch seine skurrilen Ideen wird der Spaßfaktor bei chick chick BOOM nämlich ganz groß geschrieben.
Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad…
Auf menschliche Protagonisten hat man in chick chick BOOM bewusst verzichtet, rund geht es aber dennoch. Man merkt dem Spiel dabei zu jeder Zeit die Liebe zum Detail an, die man hier investiert hat. Das Game wirkt grafisch wie aus einem Guss und ist sehr stilvoll gehalten. Die Comicgrafiken passen zur leicht durchgeknallten Atmosphäre wie die Faust aufs Auge und die verschiedenen Teams angefangen vom Hühnerhaufen über die nordischen Chickinger mit Wikingerhelm und die feinen Snobgefieder bis hin zum Team Teddy, den Schokodrops oder den Satansbraten sind allesamt absolut gelungen und haben ihre ganz eigenen optischen Merkmale. Das technisch sauber laufende Spiel punktet trotz vielen spielerischen Möglichkeiten mit einer aufgeräumten und sauberen Optik. Die einwandfreie Steuerung trägt zudem zum positiven Gesamteindruck bei. Abgerundet wird chick chick BOOM von einem beswingten und coolen Soundtrack, der mit minimalistischen Mitteln viel zur lockeren Atmosphäre des Titels beiträgt. Witzige Soundeffekte komplettieren den insgesamt sehr guten Eindruck.
Fazit
Mit chick chick BOOM liefert tons of bits ein fantastisches Debüt auf Nintendos WiiWare-Service ab, dem hoffentlich noch weitere ähnlich ambitionierte Werke folgen werden. Das einfach zu erlernende Spielprinzip überzeugt, die tadellos funktionierende Steuerung geht schnell in Fleisch und Blut über und trotz teils leichtem Chaos auf dem Screen macht chick chick BOOM gerade mit mehreren Spielern einfach verdammt viel Spaß. Einzelspieler vermissen vielleicht eine Art Story, bzw. Kampagne sowie einen Online-Modus, wer aber gerne mit Freunden vor der Konsole seinen Spaß hat, sollte hier schleunigst die 800 geforderten Wii Points investieren und zum Angriff auf die Hühnerbande blasen!
Schreibe einen Kommentar