Testbericht: Boogie

Das erste Tanz- und Karaoke-Spiel ist auf der Wii erschienen. Doch kann das Wiimote- und Nunchuk-Schwingen überzeugen und ist der Karaoke-Modus ein Partykracher oder ein Fall für DSDS?

Shake It!

Das Spiel beginnt mit einem kleinen Tutorial, wo ihr das Tanzen mit Wiimote und Nunchuk erlernt. Nach wenigen Minuten habt ihr das Spielprinzip begriffen, da es ziemlich simpel gehalten ist. Euer Charakter schwingt seine Hüften, wenn ihr eure Fernbedienung nach links, rechts, oben oder unten bewegt. Diese Bewegung müsst ihr im Takt machen, der zum einen optisch am rechten Bildschirmrand angezeigt wird und zum anderen akustisch aus dem Lautsprecher der Wiimote erklingt. Ein Taktgefühl ist dafür unumgänglich, da es keine Punkte geben wird, wenn ihr eure Wiimote nicht im Takt schwingt. Mit dem A-Button könnt ihr den Tanz-Style wechseln. Dadurch wird sich euer Charakter anders bewegen wenn ihr eure Fernbedienung schwingt. Jeder Charakter hat eigene Styles zu bieten die jeweils zu seinem Typ passen. Mit dem Steuerkreuz oder dem 3D-Stick lässt sich euer Tänzer auf der Bühne hin- und her-bewegen. Jede Bühne hat die gleiche Grösse, die über neun Felder (3 mal 3) verfügt. Am rechten Bildschirmrand befindet sich neben der Takt-Anzeige auch doch die Boogie-Power-Anzeige, die sich auffüllt, wenn ihr im Takt tanzt. Die Boogie-Power könnt ihr für Combos und Posen benutzen. Combos macht ihr mithilfe des B-Buttons. Wenn ihr diesen gedrückt haltet, kommen vier bis sechs Pfeile, die nach links, rechts, oben oder unten zeigen. Jetzt muss die Wiimote in der vorgegebenen Reihenfolge geschwungen werden, damit ihr die Combo-Punkte einsacken könnt. Mit dem Z-Button könnt ihr Posen. Haltet ihr den Knopf gedrückt, erscheint eine rot-weiße Zielscheibe auf dem Bildschirm sowie ein kleines Kreuz, welches ihr durch Nunchuk-Bewegungen bewegen könnt. Dabei müsst ihr die Nunchuk-Erweiterung nach links, rechts, vorne oder hinten rollen, damit sich das Kreuz bewegt. Habt ihr die Zielscheibe getroffen, kommt zugleich die nächste, die allerdings etwas kleiner wurde. Dieser Vorgang wiederholt sich, bis entweder eure Boogie-Power erschöpft ist oder ihr den Z-Button loslässt. Wenn ihr das alles beherrscht, ist es Zeit, auf die Bühne zu gehen und zu shaken.
Schon nach ein paar Songs werdet ihr merken, dass das Tanzen doch etwas eintönig wird. Da ihr zum größten Teil nur eure Wiimote hin- und her-schwingt, ist das Spielprinzip auch mit den Combos und dem Posen nicht wirklich abwechslungsreich. Auch die durchaus lustigen Tanzbewegungen eures Charakters habt ihr – trotz der verschiedenen Tanz-Styles – langsam zur Genüge gesehen.

Sing It!

Der Karaoke-Modus ist da schon etwas spaßiger. Nach der kleinen Überwindungszeit werden alle Hobby-Sänger das Mikrofon nicht so schnell wieder aus den Händen lassen. Der Karaoke-Modus ist auch für die Leute geeignet, die vor dem Singen vielleicht zu Beginn etwas Hemmung haben, da man einstellen kann, ob man seine Stimme oder die Stimme des Cover-Songs hören möchte. So klingt das Lied auch mit einer etwas schrecklichen Stimme doch noch gut und man fällt nicht so stark auf. Begeisterte Sänger schalten hingegen die Stimme des Cover-Songs aus, damit sie alleine im Rampenlicht vorsingen können.
Im Karaoke-Modus wird allerdings nicht der Text den man singt registriert, sondern lediglich die Tonhöhe. Deshalb muss man nicht zwingend den Text singen, der einem am unteren Bildschirmrand (in etwas zu kleiner Schrift) angezeigt wird sondern kann auch, wenn man nicht sehr schnell im Lesen ist, einfach die Tonhöhe in „Nanana“ oder „Mmmhhhh“ summen. Durch diese kleine Schummelei gelangt man sehr einfach an einen hohen Punktestand.
Damit man weiß, wann man wie hoch oder tief singen muss, wird einem auf dem Bildschirm mit blauen Balken die Tonhöhe angezeigt. Über diese Balken fährt von links nach rechts ein Strich, damit man weiss, wann dieser Ton zum Einsatz kommen soll. Ein Pfeil zeigt an, welche Tonhöhe durch das beiliegende Mikrofon registriert wird. Dieser Pfeil sollte dementsprechend auf der gleichen Höhe wie die blauen Balken sein, damit sich diese grün und nicht gelb oder gar rot färben.
Das beiliegende Mikrofon ist gut verarbeitet und die Qualität ist für ein Karaoke-Spiel ausreichend. Die Tonhöhe wird sehr gut und richtig aufgenommen. Auch wenn man seine eigene Stimme hören möchte, klingt das einwandfrei. Mit dem 4.5 Meter langen Kabel kann das Mikrofon auch auf fast jeder Couch benutzt werden, ohne dass die Wii vom TV-Möbel fällt, denn das Mikrofon wird einfach in eine der beiden USB-Schnittstellen auf der Rückseite der Wii eingesteckt.
Der einzige Nachteil am Karaoke-Modus ist, dass man ihn nicht zu zweit spielen kann. Es darf immer nur eine Person singen. Ansonsten ist dieser Modus aber gelungen.

Create It!

Der Video-Maker ist der dritte Haupt-Modus bei Boogie. Wenn man diesen Modus auswählt, wird man zuerst gefragt, ob man nur tanzen möchte, ob man tanzen und gleichzeitig singen möchte, oder ob man zuerst tanzen und danach noch singen möchte. Egal wofür man sich entscheidet, nach dem Auftritt gelangt man in den Video-Editor. Hier kann man die Kamera-Position ändern und Special-Effekte wie z.B. Sternenregen, alte Film-Optik, Negativ-Bild oder Wärmefolie einfügen. Ein Video lässt sich 100 Mal schneiden – d.h. man kann pro Video 100 Mal den Effekt ändern. Dieser Video-Editor ist eine nette Spielerei, deren Begeisterung allerdings schnell verschwindet. Das Gute an diesem Modus ist, dass man seinen Gesang abspeichern und ihn später dem Publikum vorstellen kann.

Backstage

Bevor man ins eigentliche Menü gelangt, muss man ein Profil erstellen. Egal, wie viele Profile man erstellt hat, der Fortschritt vom Spiel ist überall gleich. Dies ist etwas seltsam, da der Unterschied zwischen den einzelnen Profilen nur die Charakterauswahl beinhaltet. Der Vorteil ist, dass man einen Charakter nur einmal frisch einkleiden muss, wenn man ihn mehrere Male in diesem Outfit haben möchte. Der Nachteil ist, dass der Charakterwechsel über diese Profile erfolgt, die für einen Profilwechsel sehr lange Ladezeiten haben. Bis ein Charakter angezeigt wird, dauert es ca. 3 bis 5 Sekunden. Diese Ladezeiten sind auch beim Outfitwechsel vorhanden. Mit der Zeit nerven diese Ladezeiten dann doch etwas, auch wenn es nur einige Sekunden sind. Die Ladezeiten für einen Tanz- oder Karaoke-Auftritt dauern ungefähr 5 bis 10 Sekunden.
Neben dem Tanz- und Karaoke-Modus gibt es auch einen Story-Modus. Dieser besteht eigentlich nur aus Tanz- und Karaoke-Auftritten mit jeweils einer kleinen Vorgeschichte, die lediglich durch Texteinblendungen erzählt wird. Diese Geschichten lassen sich allerdings auch überspringen. Jeder Charakter hat im Story-Modus drei Tanz- und zwei Karaoke-Auftritte, die sehr einfach zu bewältigen sind. Nach jedem Auftritt erhält man neue Accessoires, Combos oder Songs.
Ein weiterer Modus ist der Party-Modus. Hier können zwei Spieler in drei, fünf oder sieben nachfolgenden Songs gegeneinander tanzen. Wer die meisten Punkte erzielt, hat gewonnen. Das Posen ist in diesem Modus nicht mehr möglich. Deshalb ist es auch kein Problem, wenn man nur einen Nunchuk zur Verfügung hat, da dieser im Party-Modus nicht unbedingt benötigt wird.
Bei jedem Auftritt verdient man Geld. Das verdiente Geld kann man im Shop für Songs, Bühnen und Accessoires ausgeben.

Grafik / Sound

Grafisch haben wir hier ein Wii-Spiel der besseren Klasse. Das Spiel überzeugt durch seine nette Comic-Optik und schöne Spezial-Effekte. Für ein Musikspiel darf sich das Auge erfreuen, mehr braucht es gar nicht. Die Tanzbewegungen der Charaktere sind sehr lustig. Einzig die Mundbewegungen im Karaoke-Modus hätten etwas präziser sein können.
Wichtiger als die Grafik bei Boogie ist allerdings der Sound. Dieser ist alles andere als schlecht. Die Songs erklingen in einwandfreier Qualität aus den Boxen. Der einzige Kritikpunkt ist, dass die Songs nicht original, sondern nachgesungen sind. Allerdings sind die meisten Songs ihrem Original sehr nahe. Schön wäre zudem gewesen, wenn die Geschichten im Story-Modus auch eine Sprachausgabe hätten. Im Tutorial ist diese jedenfalls wunderbar gelungen.

Fazit

Ich muss sagen, ich habe einiges mehr von Boogie erwartet. Vor allem der Tanz-Modus ist einfach viel zu eintönig, was ja eigentlich der Hauptmodus des Spiels ist. Da nützt auch die Ausrede nichts mehr, dass das Spiel für Casual-Gamer gemacht sei. Selbst diese sind bei diesem Spielprinzip unterfordert. Die Idee sich mit den Händen zu bewegen um so die Hüften zu schwingen, ist jedoch nicht falsch. Es würde funktionieren, wenn das Takt-System anders gelöst und der Nunchuk besser in die Steuerung eingebunden wäre. Der Karaoke-Modus hingegen macht mir sehr viel Spass. Ich kann wirklich überhaupt nicht gut singen und trotzdem erreiche ich gute Punktzahlen, da ich immerhin die Töne treffe. Vom Spruch ‚Shake It! Sing It! Create It!‘ kann man schlussendlich nur noch das ‚Sing It!‘ gebrauchen. Der Rest wird mit der Zeit einfach zu eintönig.
Boogie hat sehr viel Potenzial verspielt und überzeugt nach einiger Spielzeit leider nur noch durch den Karaoke-Modus.

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Packshot Boogie

Boogie

Release: 30.08.2007
Publisher:
Entwickler:
Anzahl Spieler: 4
USK: