Testbericht: Bolt – Ein Hund für alle Fälle

Mit „Bolt – Ein Hund für alle Fälle“ flatterte mal wieder eine neue Filmumsetzung zu uns in die Redaktion. Der gleichnamige Streifen von Disney macht aktuell ja in den Lichtspielhäusern der Republik der gesamten Familie Spaß. Inwieweit dies auch für die Umsetzung auf Nintendos Wii gilt, haben wir natürlich für euch herausgefunden.

Ich bin ein Superheld!

Viele Spieler sind auf Filmumsetzung ja oftmals nicht gut zu sprechen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand, denn wie oft kam es schon vor, dass ein Videospiel zum aktuellen Blockbuster einfach nur lieblos dahin geschluderter Softwaremüll war, der nicht wirklich Spaß machte? Wie oft mussten wir schon technisch minderwertige Games erleben, die offenbar mit heißer Nadel gestrickt wurden, nur um rechtzeitig zum Kinostart in den Läden zu stehen? Dass man deswegen bei Lizenzspielen zu Kinofilmen vorsichtig geworden ist, ist mehr als verständlich. Doch immer wieder gibt es auch mal Ausnahmen, welche diese „Regeln“ scheinbar bestätigen. Bolt – Ein Hund für alle Fälle ordnet sich – ich verrate es gleich vorweg – ehrlich gesagt eher im Mittelfeld ein. Das Spiel macht viele Sachen richtig, aber eben nicht alle. Beginnen wir einmal mit der Story. Im Kinostreifen dreht sich alles um den TV-Serienstar Bolt, einen Hund mit Superkräften, sowie dessen Besitzerin Penny. Anstatt nun den Film 1:1 nachzuspielen, hat man sich hier etwas einfallen lassen: Ihr spielt im Videogame quasi eine Episode aus der TV-Serie des Films nach, in der Pennys Vater gekidnappt wurde und in der ihr ihn natürlich wieder retten müsst. Wer den Kinofilm kennt, ist somit zwar mit den Charakteren vertraut, bekommt aber ein vollkommen anderes Szenario präsentiert. Ein geschickter Schachzug wie ich finde und einer der Punkte, für die man die Entwickler von „Avalanche Software“ in der Tat loben muss.

Das Spiel ist dabei im Prinzip in zwei verschiedene Prinzipien unterteilt: Zum einen spielt man mit Bolt selbst. Der kleine Kläffer zeichnet sich dabei vor allem durch seine Schlagkraft aus. Ausgestattet mit Superkräften vermöbelt er dutzende Kontrahenten mit den verschiedensten Angriffen. Nach und nach schaltet ihr dabei weitere Attacken frei und könnt mit Superkräften wie dem Superwuff-Angriff, Laserstrahlen oder einer Stampfattacke euren Feinden einheizen. Bei den herkömmlichen Gegnern, die recht generisch in Scharen auftauchen, reichen die Standardattacken im Prinzip aus. Damit es dennoch nicht langweilig wird, hat man ein recht nettes Combosystem integriert. Nach jedem Treffer schwebt Bolt kurzzeitig in der Luft, so dass ihr euch einem anderen Opponenten zuwenden könnt und sofern sich dieser in eurer Reichweite befindet, dürft ihr den Combozähler in die Höhe schnellen lassen. Ihr könnt dabei sogar eure Gegner packen und verschiedene Würfe ausführen, was euch ein wenig von der ansonsten eher stumpfen Action in Button-Mashing-Manier ablenken soll. Ab und an gesellen sich ein paar stärkere Gegner zu den anderen Heerscharen, die euch mit ekelhaften Klebeminen attackieren oder so schnell sind, dass sie mit Standardangriffen nicht getroffen werden können. Hier sind dann eure Superfähigkeiten gefragt, um diesen Fieslingen dennoch beikommen zu können. Abgesehen von dieser Action darf Bolt natürlich immer wieder hüpfen, springen und Abgründe überwinden.

Die andere Hälfte des Spiels verbringt man in der Polygonhaut von Bolts Besitzerin Penny. Spielt man mit ihr, sollte man Konfrontationen möglichst aus dem Weg gehen, da Penny lieber mit ihrem Köpfchen als mit ihren nicht vorhandenen Muskeln arbeitet. Sie schaltet ihre Gegner aus der Ferne mit Rauchgranaten aus oder nutzt ihre Techno-Tarnung, um sich unsichtbar an ihre Widersacher heranzuschleichen und sie kampfunfähig zu machen. Den direkten Kampf könnt ihr mit Penny nicht durchführen. Solltet ihr dennoch in die Reichweite eines Feindes kommen, erscheint ein kurzer Quick Time Event. Absolviert ihr diesen erfolgreich, besiegt ihr euren Kontrahenten. Falls allerdings nicht, gilt die Mission sofort als gescheitert und ihr werdet zum letzten Kontrollpunkt zurück gesetzt. Zum Glück sind die Rücksetzpunkte großzügig über die Stages verteilt, so dass der Frustfaktor in Grenzen gehalten wird. In den Abschnitten mit Penny wird aber nicht nur auf das Anschleichen eine große Rolle gelegt, sondern auch auf die generelle Erkundung der Levels. Sie kann dafür noch ihren so genannten Scooterstab einsetzen, der wirklich multifunktional ist. Man kann sich damit zwischen zwei Rohren nach oben auf ein Gebäude ziehen lassen, sich an Felsvorsprüngen oder Seilen entlang rollen und das Ding sogar als eine Art Schraubenschlüssel verwenden, um damit zugegeben meist recht leichte Rätsel zu lösen. Wer komplett auf dem Schlauch steht, aktiviert Pennys verbesserte Sicht und erblickt sogleich farblich markiert die Gegenstände in eurem Umkreis, die euch beim weiterkommen behilflich sein werden.

Alle Sonderaktionen, egal ob ihr als Bolt oder als Penny unterwegs seid, können dabei nur ausgeführt werden, solange ihr eine ausreichend gefüllte Energieanzeige habt. Diese lässt sich durch lange Combos von Bolt oder Angriffe aus dem Hinterhalt von Penny schnell wieder auffüllen. Wichtig ist ebenfalls euren Lebensbalken im Auge zu behalten, da dessen Ende auch ein Ende eurer Mission bedeutet. Dasselbe gilt, solltet ihr in einen Abgrund stürzen. Doch auch hier heißt es: Es geht vom letzten Rücksetzpunkt sofort weiter, ein „Game Over“ im klassischen Sinne gibt es somit nicht. Mit Penny kommt ihr übrigens hin und wieder in die Verlegenheit ein Minispiel absolvieren zu müssen. Doch wer jetzt bereits aufschreit und stöhnt, dem sei gesagt, dass im Falle von Bolt – Ein Hund für alle Fälle der Begriff „Minispiel“ nicht negativ besetzt ist. Denn um das Sicherheitssystem von Computern zu durchdringen, muss Penny eine Art virtuellen Panzer durch Tron-artige Computerlevels steuern und die Gegner durch konstantes Ballern erledigen. wir haben es hier also mit einem kleinen 2D-Shooter aus der Vogelperspektive zu tun, der sogar mit so netten Extras wie Health-Paketen und einem Streuschuss aufwarten kann.

Insgesamt kann dieses kleine Extra allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass Bolt – Ein Hund für alle Fälle eben doch nur eine weitere Filmumsetzung ist. Die Grundidee der beiden wechselnden Charaktere ist dabei positiv zu bewerten. Zwar ist vorgegeben, wen ihr in welchem Level spielen müsst, doch auch das hat seinen Hintergrund: In der Regel agieren Penny und Bolt zwar getrennt voneinander, aber im Prinzip zeitgleich. Ihr spielt also z.B. gerade mit Bolt, besiegt eure Feinde, die euch gerade mit einem Helikopter attackieren und bringt das Fluggerät im Dschungel zum Absturz. Danach wechselt das Spiel zu Penny und wenig später bekommt ihr im Hintergrund mit, wie Bolt kläfft und der Hubschrauber in den Dschungel stürzt. Trotz dieser recht netten Inszenierung sucht man die wahre Herausforderung in dem Game vergebens. Relativ schnell hat man die fünf verschiedenen Schauplätze durchgespielt und weder die frei auswählbaren Minispiele noch die Extras sind der Rede wert.

Super-Combos?

Gut von der Hand geht im Prinzip die Steuerung. Mit dem Analogstick werden eure Charaktere bewegt, während der A-Knopf für die Sprünge und der B-Button für normale Angriffe verwendet werden. Über das Steuerkreuz werden die speziellen Aktionen der beiden Charaktere ausgelöst. Im Falle von Bolt benötigt man noch relativ häufig den C-Button um seine Gegner zu packen und zu schleudern, Penny dagegen aktiviert über diesen Knopf ihren universell einsetzbaren Scooterstab. Der Z-Button dient bei ihr der verbesserten Sicht, während Bolt damit einen starken Angriff ausführt. Die Funktionen der Wii-Remote kommen nur im Falle der Pointerfunktion in den Menüs sowie an wenigen Stellen wie beim Stampfangriff zum Einsatz. Das ist aber besser, als hätte man die Steuerung mit übermäßigem Fuchteln einfach nur überladen. Gelungen ist übrigens auch die Steuerung des Shooter-Minispiels, denn hier wird euer Panzer mit dem Analogstick bewegt, die Schussrichtung hingegen mit dem Steuerkreuz bestimmt. Absolut unverständlich ist dagegen, warum man die Kamera nicht frei bewegen darf. Immer wieder verhindert die ziemlich störrische Autocam einen besseren Überblick und man segelt das ein oder andere Mal in den Abgrund, weil einfach der notwendige Überblick fehlt. Dafür gibt es harsche Kritik, denn das hätte sicherlich vermieden werden können.

Wie im Kinofilm?

Technisch darf man von Bolt – Ein Hund für alle Fälle nicht allzu viel erwarten. Die Charaktere sind ansprechend modelliert und animiert, mehr allerdings auch nicht. Die Hintergründe sind oftmals sehr polygonarm und kantig gehalten. Das mag zwar zum Stil des Filmes passend, doch hätte man sich zumindest mit den Texturen noch mehr Mühe geben können. Die misslungene Kameraführung sorgt hier ebenfalls für einen negativen Eindruck und Fehler wie absolut falsch positionierte Schatten, die auf einer Plattform über eurer Spielfigur auftauchen sind zwar nur Details, die das Spiel technisch aber nicht über eine mittelprächtige Bewertung hinauskommen lassen – da mögen die Zwischensequenzen noch so nett inszeniert sein. Die Unterstützung des 480p-, bzw. 60 Hertz-Modus sollte ebenfalls mittlerweile ein Standard sein.

Ähnlich zwiespältig fällt auch das Urteil über den Sound aus. Die Soundeffekte sind gelungen und teils ordentlich krachend, wenn viel Action auf dem Screen angesagt ist. Die anderen Effekte dagegen gehören eher zum Standardrepertoire und können niemanden hinter dem Ofen hervor locken. Punkten kann man dagegen mit der tollen Sprachausgabe, die komplett auf Deutsch gehalten ist und für die man offenbar überaus fähige Sprecher verpflichten konnte. Die Musik dagegen dudelt meist eher uninspiriert vor sich hin. Sie geht dem Spieler zwar nicht auf die Nerven, ist aber bereits mit dem Ausschalten der Konsole auch wieder vergessen.

Fazit

Es ist klar, dass sich Bolt – Ein Hund für alle Fälle in erster Linie an die jüngere Zielgruppe richtet, die den Kinofilm schon toll fand. Diejenigen werden auch mit dem Spiel eine gewisse Zeit lang ihre Freude haben. Technisch verschenkt man leider viel Potenzial und die nicht adjustierbare Kamera sorgt für Frust, den man hätte vermeiden können. Die nette Inszenierung, der Wechsel zwischen den beiden Hauptcharakteren sowie die in der Regel gelungene Steuerung können aber über einen Großteil der technischen Schwächen hinweg täuschen. Nichts ändern sie allerdings an der kurzen Gesamtspielzeit, weshalb der Titel nur bedingt zu empfehlen ist.

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Packshot Bolt – Ein Hund für alle Fälle

Bolt – Ein Hund für alle Fälle

Release: 15.01.2009
Publisher:
Entwickler:
Anzahl Spieler: 1
USK: 12