Testbericht: Battle of the Bands
Musikspiele sind auf allen Plattformen derzeit ziemlich angesagt. Wenn man beachtet, welchen Erfolg Titel wie „Guitar Hero“ oder „Rock Band“ weltweit, bzw. die „Singstar“-Reihe in Europa haben, ist es nicht weiter verwunderlich, dass immer neue Ableger im Musik- und Rhythmusgenre erscheinen. Ein Titel, der auf den ersten Blick ebenfalls in die Fußstapfen von „Guitar Hero“ und Konsorten treten möchte, ist „Battle of the Bands“. Da das Game noch nicht offiziell in Deutschland erschienen ist, haben wir für euch keine Kosten und Mühen gescheut und die importierte PAL-Version auf Herz und Nieren getestet. Lest selbst, wie erfolgreich wir die Bühne gerockt haben…
Are you ready for battle?
Battle of the Bands ist ein Titel, den viele Spieler im ersten Moment sicherlich als billigen Guitar Hero-Klon abstempeln könnten. Geht man nur vom Titel aus, könnte man dies in der Tat meinen. Doch das Konzept hinter dem von „Planet Moon“ entwickelten Game ist ein klein wenig anders als beim großen „Vorbild“. Battle of the Bands ist nicht nur wie es der Name verrät ein Kampf von Bands untereinander, sondern damit einher gehend auch von verschiedenen Musikstilen – und das ist bislang einzigartig. Es gibt fünf verschiedene Musikrichtungen, aus denen gewählt werden darf. Aus den einzelnen Richtungen stehen dabei teils mehrere verschiedene Bands zur Auswahl (11 sind es an der Zahl), die allesamt ihre ganz individuellen Charaktere besitzen. Um welche Genres es sich handelt? Das soll natürlich ebenfalls verraten werden. Das breit gefächerte musikalische Spektrum von Battle of the Bands umfasst Rock, Latinklänge, Hip Hop, Country sowie Marschmusik. Na, wenn das mal keine Abwechslung ist!
Ziel des Spiels ist es nun, mit der eigenen Band in verschiedenen „Battles“ (also Songs) gegen die anderen Bands anzutreten und den geforderten Song bestmöglich zu performen, um im Anschluss an die Darbietung als Sieger vom Platz zu gehen. Im Vorfeld der Veröffentlichung wurde bereits bekannt, dass Battle of the Bands dabei keinen Originalversionen, sondern lediglich Coversongs bieten wird. Was anfangs für eine Enttäuschung sorgte, liegt allerdings im Spielkonzept selbst begründet und war unvermeidbar. Denn die bessere der beiden Bands auf der Bühne gibt den Ton an – im wahrsten Sinne des Wortes. Zwar fangen beispielsweise die Hip Hopper mit „Mama said knock you out“ in einer dem Original sehr ähnlichen Fassung an. Spielt die rivalisierende Countryband allerdings besser, wird mitten im Song kurzerhand zu der Countryversion des Titel umgeswitcht. Dieses Spiel lässt sich je nach Performance der Band jederzeit wieder ändern, was für gehörige musikalische Abwechslung sorgt. „Insane in the Brain“ als Latino-Version mit spanischen Lyrics? Das rockige „Photograph“ von Def Leppard als Marschmusik? Oder doch lieber in einer Countryversion? „Blitzkrieg Bop“ von den Ramones im Hip Hop-Gewand? Zwar sind nur 30 Songs geboten, was für ein Musikspiel reichlich karg erscheint, doch existieren quasi fünf Versionen von jedem Track.
Um die Duelle ereignisreicher zu gestalten, hat man den „Battle“ im Spieletitel übrigens in der Tat ins Game gebracht: Jede Band verfügt über drei verschiedene Angriffe: Einen leichten Angriff, eine schwere Attacke und einen Spezialangriff. Diese können während des Songs jederzeit gewechselt werden und werden durch korrekt getroffene Noten ausgelöst. Projektile wie Raketen gehören dabei ebenso ins Arsenal wie Nebelschleier, die das Notenfeld des Kontrahenten verhüllen und es ihm unmöglich machen, einen Ton zu treffen. Ebenso gibt es in jedem Song mehrere direkte Duelle, in denen sich die angegriffene Band nur gegen die Attacken zu verteidigen hat – dazu aber im Bereich über die Steuerung noch ein paar Worte mehr. Nach der – hoffentlich erfolgreich geführten – Schlacht erfolgt eine Punkteabrechnung, in der auch die Prozentzahl der korrekt getroffenen Töne sowie die längste Notenfolge aufgeführt wird. Je nach Punktezahl erhält man als Bonus eine alternative Waffe, die künftig für den Angriff verwendet werden darf.
Bis zu diesem Punkt klingt Battle of the Bands sicher nach einer tollen Abwechslung zu den bisher bekannten Musikspielen. Doch leider hat der Titel auch seine Schattenseiten. Die gesamte Präsentation ist eher spartanisch gehalten und wenn man nicht weiß, worum es bei dem Game eigentlich geht, wird man absolut im Dunkeln darüber gelassen, was man genau zu tun hat. Selbst das Spielen des kurzen Tutorials hilft einem da nicht weiter, denn die Steuerung wird zwar darin kurz erklärt, mehr allerdings auch nicht. Dass man dann im Hauptmenü im „Abenteuermodus“ eine Band zum Sieg gegen die anderen Musiker führen soll – man kann es ahnen. Immerhin duellieren sich die Bandleader vor dem Aufeinandertreffen noch einmal kurz verbal, allerdings in gezeichneten Bildern samt Sprechblasen. Hier wäre eine Sprachausgabe wirklich wünschenswert gewesen und hätte die Atmosphäre vor den Musikduellen sicherlich angeheizt. Schwach ist auch, dass es im Prinzip keinerlei nennenswerten Extras gibt. Anfangs ist das Switchen zwischen den Musikstilen wirklich unterhaltsam und innovativ, doch kommen in den Duellen im gesamten Lauf des Spiels keine Änderungen und man hat das Gefühl, als würde sich alles wiederholen – nur eben mit anderen Songs im Hintergrund.
Der Wiederspielwert hält sich somit dank einem fehlenden Online-Modus leider ziemlich in Grenzen. Es gibt einfach nichts, auf dass man als Spieler hinarbeiten könnte und einen längerfristig an das Game fesselt. Auch den Versus-Modus wird man in erster Linie nutzen, um ein paar Male einige coole Soundkombinationen für Songs auszuprobieren, auf Dauer kann allerdings auch dieser nicht motivieren. Demotivierend ist übrigens auch die Tatsache, dass man den Spieler wir ein kleines Kind behandelt und ihn immer wieder darauf hinweist, dass eine Pause angebracht wäre. Wii Sports hatte dies auch nach einer Weile gemacht, das ist ja auch in Ordnung. Aber nach jedem Song? Sorry, das ist übertrieben…
Let the music take control!
Die Steuerung in Battle of the Bands ist ein weiterer Punkt, warum hier viel Potenzial verschenkt wurde und die an sich tolle Idee letzen Endes im Mittelmaß versumpft. Denn im Gegensatz zum Klassenprimus Guitar Hero, wo man immerhin halbwegs das Spielen einer Gitarre nachahmt, wird in Battle of the Bands einfach nur die Wii-Remote geschwungen. Bewegungen nach links und rechts lassen den Punkt auf eurer Notenleiste seitlich schwingen. Das sollte immer dann gemacht werden, wenn die von unten nach oben scrollenden Symbole neben eurem Notenpunkt angekommen sind. Kommt das Symbol mittig, muss die Wiimote im passenden Moment nach unten geschwungen werden und kommt ein von Pfeilen umgebenes Symbol, wird eine „Stich-Geste“ nach vorne gefordert. Tremolo-ähnliche Linien auf der Notenleiste erfordern ein schwaches oder starkes seitliches Schwingen der Wiimote. Zum größten Teil werden die Bewegungen zwar passenden zum Takt des Songs gefordert, dennoch fühlt sich die Steuerung in den meisten Momenten irgendwie schwammig und unpräzise an. Es ist einfach nicht das, was man von einem Musikspiel dieser Art erwarten würde. Eine Unterstützung des Guitar Hero-Controllers wäre beispielweise wünschenswert gewesen, doch auch andere Kontrollschemen hätte man sich denken können. So wirkt die Steuerung allerdings reichlich aufgesetzt und für ein Spiel dieser Art irgendwie unpassend.
Die Buttons der Wii-Remote kommen übrigens auch noch zum Einsatz. Mit dem A-Button, bzw. mit dem digitalen Steuerkreuz darf man zwischen den drei verschiedenen Angriffen hin- und herschalten. Je stärker der Angriff dabei ist, desto mehr Noten müssen korrekt hintereinander getroffen werden, um ein Waffensymbol auf der Notenleiste erscheinen zu lassen. Wird dieses ebenfalls noch getroffen, wird die Attacke ausgelöst. In den Momenten der direkten Duelle kommt letztlich noch verstärkt der B-Button zum Einsatz. In den Duellen müssen abwechselnd Totenkopfsymbole getroffen werden, die dann auf die Notenleiste des Gegners fliegen und euch Punkte bringen. Solche Angriffe können jedoch durch ein Betätigen des B-Knopfs abgeblockt werden, da euch dann kurzzeitig ein Schutzschild vor Angriffen bewahrt. Im normalen „Battle“ ist das Blocken übrigens ebenfalls möglich.
Stilwechsel
Grafische Belange sind bei einem Musikspiel eigentlich meist unwichtiger als die Musik selbst, doch hier hat sich Planet Moon wirklich Mühe gegeben. Die Grafik ist vergleichbar mit der von Guitar Hero: Legends of Rock, erscheint mir aber in einigen Aspekten noch etwas sauberer zu sein. Überzeugen können in Battle of the Bands vor allem die Hauptakteure – die Bands selbst. Jede Band hat ihren ganz eigenen Charme und wurde ansprechend designt. Ob es nun die harten Rocker sind, die ihre Seele dem Teufel verschrieben haben, die etwas verschrobenen Typen vom Land, die dem Country frönen oder die bereits Toten und wieder auferstandenen Latino-Zombies – hier wird Abwechslung groß geschrieben. Gepaart mit der comicartigen Inszenierung gibt es hier viel zu sehen. Ebenso ansprechend geworden sind die einzelnen Locations für die musikalischen Duelle, die allesamt ihre Besonderheiten haben. Dass man dagegen komplett auf Videosequenzen verzichtet hat und die Duelle der Bandleader vor den Songs so öde präsentiert wurden, ist nahezu unverständlich. Hier hätte man mit einem kurzen Video samt Sprachausgabe die Atmosphäre richtig anheizen können.
Beim Thema „Sprachausgabe“ kommen wir gleich auf den Sound zu sprechen: Eine Sprachausgabe gibt es nicht, wobei gerade diese dem Game in Sachen Präsentation wirklich gut getan hätte. Ein weiterer Aspekt sind die etwas spartanischen Soundeffekte, denn diese kommen ebenfalls nicht über den Durchschnitt hinaus. Doch mit seinem einzigartigen Konzept der verschiedenen Musikstilwechsel während der Songs kann Battle of the Bands dagegen überzeugen. Dass die Tracks dabei nicht von den ursprünglichen Interpreten gespielt werden, ist im Hinblick auf die innovative Idee zu verschmerzen.
Fazit
Battle of the Bands ist ein gutes Beispiel dafür, dass eine innovative Idee nicht immer ausreicht, um ein tolles Spiel zu verzapfen. Das Konzept der Duelle mit den wechselnden Musikstilen während der Songs ist an sich klasse, krankt aber an der schwachen Steuerung, die nicht viel mit einem Musikspiel zu tun hat und quasi null Herausforderung an den Spieler stellt. Die mangelnde Langzeitmotivation, die fehlenden Extras und ein Online-Modus wären alles Punkte, die man in einem Sequel vielleicht verbessern könnte. Ein Nachfolger dieser tollen Idee wäre nämlich durchaus wünschenswert. Bis dahin sollte man nur zugreifen, wenn man sich für das Grundkonzept des Games interessiert und Battle of the Bands zum Budgetpreis entdeckt.
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