Testbericht: Battalion Wars 2
Es darf in den Krieg gezogen werden. Nintendo bringt mit „Battalion Wars 2“ den Nachfolger des vor allem bei Fans beliebten Gamecube-Spiels, welches knuddelige Comic-Soldaten in hitzigen Gefechten aufeinander losgehen lässt. Wir haben uns ebenfalls die virtuelle Bazooka geschnappt, uns mit Wiimote und Nunchuk bewaffnet und für euch den Titel auf Herz und Nieren getestet.
Auf in den Kampf!
Als Kuju Entertainment im Jahre 2005 ein Spiel mit dem Namen Battalion Wars auf den Gamecube brachte, waren Fachpresse und Fans gleichermaßen entzückt. Knuddelig animierte Charaktere duellierten sich dabei bis auf den letzten Pixel, während man in einem actionreich ausgeklügelten Kampfsystem unzählige Feinheiten entdecken durfte. Auf den ersten Blick ähnelte das Konzept zwar dem erfolgreichen Handheld-Vertreter „Advance Wars“, allerdings wurde in Battalion Wars nicht rundenweise angetreten, sondern man verfrachtete den Spieler als Kommandant direkt in das Kampfgeschehen und erteilte ihm die Befehlsgewalt in Echtzeit. Gute zwei Jahre hat es gedauert, bis „Kuju Entertainment“ nun den Nachfolger für Nintendos Wii präsentiert und nachdem das Game bereits im letzten Jahr in den USA erschien, erreicht Battalion Wars 2 – oder auch BWii genannt – nun endlich hiesige Gefilde.
Das Grundkonzept des erfolgreichen ersten Teils wurde dabei beibehalten und nur im Detail verbessert. Der Einstieg wird dabei über ansprechend gerenderte Videosequenzen getätigt, die dem Spieler die Story des Games nahe bringen. Zuerst wird man dabei ein paar Jahrhunderte in die Vergangenheit versetzt, in ein an das düstere Land „Mordor“ aus „Herr der Ringe“ erinnerndes Szenario, „Alt Exilvania“ genannt. Dort stellte der fiese Lord Ferrok eine mächtige Armee unter dem Namen „die Eiserne Legion“ zusammen und überfiel alle freien Nationen dieser Welt. Das „Imperium der Sonne“ stellte sich dieser Bedrohung entgegen und mit Hilfe einer mächtigen Waffe, welche sich die Macht der Sonne zu eigen machte, gelang es den Eisernen Lord samt seinen Schergen zu vernichten. Diese Waffe wurde gut versteckt, damit sie niemals in die falschen Hände geraten sollte. Doch genau dies droht nun in der Gegenwart zu passieren. Denn eine neue Bedrohung verbreitet Angst und Schrecken auf dem Planeten.
Zu diesem Zeitpunkt durfte man als Spieler bereits selbst Hand anlegen und im Tutorial nicht nur die ersten Grundzüge der Steuerung erlernen, sondern auch für die Vernichtung von Lord Ferrok sorgen. Weitaus unspektakulärer gestalten sich dagegen dann die ersten Missionen, die auf alle Hobby-Generäle warten. Das ist aber durchaus gut so, denn wo man im Tutorial noch an der Hand genommen und geführt wird, ist man in den 20 Missionen des Einspielermodus mit der Zeit immer mehr auf sich alleine gestellt. Die Story wird dabei geschickt weitergesponnen, da ihr der Reihe nach in der Rolle von allen sechs kriegsbeteiligten Nationen spielen dürft. Als Kommandant eurer Einheiten habt ihr nicht nur die Befehlsgewalt über Infanterie, Fahrzeuge, Luft- und Marineeinheiten, sondern dürft auch selbst aktiv werden und eure Feinde unter Beschuss nehmen. Ihr verfolgt dabei euren Befehlshaber mit einer Schulterkamera und seid somit quasi immer mitten im Geschehen. Die an euch gestellten Aufgaben scheinen dabei einfach zu sein. Erobert feindliches Gebiet, zerstört die herannahenden Truppen, macht die Verteidigungsanlagen dem Erdboden gleich und hisst die eigene Flagge, um ein Areal als besetzt zu erklären. Sekundärziele wie ein Heliport oder ein Gefangenenlager sorgen nach dem Erreichen dabei unter Umständen für teils dringend benötigten Truppennachschub. Da es sich bei BWii um einen Titel aus dem Bereich „Echtzeitstrategie“ handelt, habt ihr dabei alle Hände voll zu tun, immerhin gibt es insgesamt 22 verschiedene Truppentypen, die befehligt werden wollen.
Eure Infanterie beispielsweise setzt sich aus Gewehrschützen, Flammenwerfern, Bazookaschützen, Spezialschützen, Luftabwehrschützen sowie Mörserschützen zusammen. Zwar kommandiert ihr pro Mission meist nur eine Handvoll verschiedener Einheiten herum, doch deren Vor- und Nachteile wollen alle gekannt werden, möchte man sie taktisch klug einsetzen. Denn wo die Bazookaschützen mit Leichtigkeit gegnerische Fahrzeuge in Schutt und Asche legen, können sie gegen feindliche Infanterie kaum einen Stich machen. Hier sind dagegen die Flammenwerfer gefragt, die sich problemlos durch ganze Horden an Fußsoldaten brutzeln können. Eure fliegenden Bomber wiederum können den schwer gepanzerten Schlachtpanzern ordentlich zusetzen, sollten sich aber vor Luftabwehrfahrzeugen hüten. Sofern es gewünscht ist, lassen sich die einzelnen Fahrzeuge übrigens auch direkt kontrollieren, was eine gewisse Vertrautheit mit der Steuerung allerdings voraussetzt. Zudem greifen eure Truppen in der Regel automatisch die feindlichen Ziele an, denen sie den meisten Schaden zufügen können. Dennoch ist es unerlässlich, als Kommandant stets den Überblick zu bewahren und teils anfällige Einheiten lieber zurückzuziehen, bevor man deren Vernichtung riskiert.
Die Primärziele in den Missionen werden übrigens nicht nur vom jeweiligen Oberbefehlshaber per Einblendung samt Kommentar angegeben, sondern auch Sterne auf der Karte zeigen euch an, wohin ihr euch als nächstes wenden müsst. Ist das jeweilige Missionsziel erreicht, wird abgerechnet. Je nach eurem Abschneiden wird euch dabei eine Note von „C“ bis „S“ verliehen, wobei insgesamt drei Aspekte beachtet werden. „Kraft“ richtet sich nach der Anzahl der eliminierten Feinde, „Tempo“ nach der Geschwindigkeit, mit welcher die Mission erfüllt wurde und „Technik“ nach der Anzahl eurer verbliebenen Truppen. Erreicht ihr dabei optimale Rankings, lassen sich so zusätzliche Extras freischalten. Auch nach dem Durchspielen des Einzelspieler-Modus ist somit für eine gewisse Motivation gesorgt um sein eigenes Ranking konstant zu verbessern. Der Schwierigkeitsgrad wurde im Vergleich zum ersten Teil auf dem Gamecube zwar leicht gesenkt, dennoch bedarf es vor allem in den späteren Missionen eines gewissen Geschicks sowie schneller Reaktion, um seine Truppen effektiv und zielorientiert über das Schlachtfeld zu dirigieren.
Kommt, wir ziehen in den Krieg!
Steuerungstechnisch wurde dies übrigens relativ traditionell umgesetzt. Wer Battalion Wars bereits auf Nintendos Würfel gespielt hat, dürfte sich auch recht schnell mit der Steuerung des Wii-Nachfolgers zurechtfinden. Euer Kommandant wird mit dem Analogstick des Nunchuk gesteuert, mit dem Z-Button nehmt ihr feindliche Einheiten ins Visier und befehligt eure Truppen mit dem A-Button zum Angriff. Der A-Button dient ebenfalls zum Erteilen weiterer Befehle wie „Warten“ oder „Folgen“, um so einzelne Truppenteile oder das gesamte Battalion zu manövrieren. Einzelne Einheiten werden über das digitale Steuerkreuz der Wiimote selektiert und der Minus-Button ruft eine kleine Übersichtskarte des Gebiets auf den Plan. Auch die Funktionen der Wii wurden genutzt – zumindest ansatzweise. Die Pointerfunktion sorgt nicht nur dafür, dass sich euer Kommandant auf dem Schlachtfeld umschauen kann, sondern dient auch zum Anvisieren der gewünschten Ziele. In der Haut eures Befehlshabers spielt zudem die Bewegungssensorik des Nunchuk eine große Rolle. Eine Aufwärtsbewegung lässt euch springen, eine Bewegung nach links oder rechts in Verbindung mit der jeweils gedrückten Richtung auf dem Analogstick sorgt für eine Rolle seitwärts, um vor gegnerischen Projektilen auszuweichen.
Wirkt die Steuerung dabei anfangs noch durchdacht und ausgeklügelt, kann sie sich im Verlauf des Spiels allerdings durchaus als unübersichtlich und überladen erweisen. Gerade wenn es darauf ankommt selbst die Kontrolle über Fahrzeuge, Marineeinheiten oder Flugzeuge zu übernehmen, verliert man schnell einmal die Übersicht über das Kampfgeschehen. So kann es passieren, dass man gerade mit dem Flugzeug unterwegs ist und einen feindlichen Jet jagt, dabei aber das gerade am Strand anlegende Landungsboot übersieht und somit seinen Truppen unnötige Gefechte beschert. Noch hakeliger wird die Sache, wenn man versucht mit dem C-Button die drei verfügbaren Kamerawinkel auszunutzen. Gerade wenn viel Action auf dem Screen angesagt ist geht die Übersicht gerne einmal flöten. Auch die Bewegungssteuerung über die Sensoren des Nunchuks fühlt sich etwas aufgesetzt an und geht nicht immer intuitiv von der Hand. Abgesehen davon wurde die Steuerung insgesamt aber solide umgesetzt.
Online-Duelle
Mehr als solide ist dagegen der Online-Modus geworden. Damit hat man seitens Kuju Entertainment wohl einen der größten Kritikpunkte des Vorgängers ausgemerzt. Denn wo viele Spieler damals über einen zu geringen Umfang klagten, bietet nun der Online-Modus immer wieder neue Herausforderungen. Prinzipiell stehen dabei drei verschiedene Spielarten zur Verfügung. Der „Koop“-Modus bringt euch, wie es der Name schon vermuten lässt, mit einem Freund zusammen und lässt euch gegen den Computer antreten. Leider können hierbei allerdings nicht die Missionen der Einzelspielerkampagne zusammen gezockt werden, sondern nur einige wenige vorgegebene Szenarien. „Angriff“ ist eine recht interessante Spielvariante, bei welcher man entweder die Rolle des Angreifers oder des Verteidigers übernimmt und binnen eines Zeitlimits entweder die gegnerische Basis erobern oder sie eben gegen das Eindringen des Feindes verteidigen muss. Das „Gefecht“ bringt letztlich die meiste Action auf den Screen, denn hier geht es in klassischen Scharmützeln einzig und allein und das komplette Vernichten des Gegners. Sechs verschiedene Szenarien sind hier freischaltbar und wer online erfolgreich kämpft, darf sich zudem bis zu fünf Sterne als General verdienen.
Dass der Online-Modus dabei mittels des Freundescode-Systems realisiert wurde, stört im Falle von BWii eigentlich kaum. Einmal eingegeben, kann man seine Freunde einladen und gegen sie, bzw. mit ihnen zusammen antreten. Wer dies nicht wünscht, kann sich auch aus den weiten des Webs einen Gegner zuweisen lassen. Dies geschieht binnen nicht einmal einer Minute und schon kann das Match beginnen. Die während des Testzeitraums absolvierten Matches liefen dabei vollkommen ohne Lags, Ruckler oder gar Verbindungsabbrüche ab, was positiv erwähnt werden sollte. Als etwas problematisch erweist sich im Online-Modus aber nach wie vor die Tatsache, dass man keinerlei Chatmöglichkeit zur Verfügung hat. Gerade im Koop-Modus wäre ein simpler Voicechat hilfreich, um Aktionen mit seinem Mitspieler besser abstimmen zu können. So fühlt man sich entweder auf dem Schlachtfeld etwas hilflos oder muss sich eben anderweitig (Stichwort: Skype) zu behelfen wissen. Abgesehen davon macht der Online-Modus aber wirklich Laune und hebt die Langzeitmotivation des Titels kräftig nach oben an.
Technik-Schlachten
Wurde das Gameplay somit im Vergleich zum ersten Teil gewaltig aufgestockt, hat man sich in Sachen Technik dagegen nur geringfügig verbessert. Natürlich sollt niemand von seiner Wii grafische Wunderleistungen erwarten, denn das wird er nicht geboten bekommen. Aber immerhin hat man bei Kuju Entertainment Wert auf eine stimmige Gesamtoptik bei BWii gelegt. Dabei erscheint es auch nicht als unpassend, dass die Levels selbst eher realistisch gehalten wurden, während eure Einheiten selbst einen gewissen Comic-Look aufweisen. Gerade durch diesen Stil gewinnt das Game enorm an Sympathien. Eure Truppen wirken knuffig und feuern dennoch aus allen Rohren. Die Animationen sind sehr sauber und flüssig, werden vor allem im Bezug auf die Fahrzeuge und die Explosionen dabei von einer realistischen Physik-Engine unterstützt. Selbst bei mannigfachen Sprengungen und etlichen ballernden Einheiten auf dem Screen geht die Engine so gut wie nie in die Knie, sondern läuft konstant mit ihren 30 fps ab. Und auch wenn die Grafik zwar insgesamt stimmig, jedoch irgendwie doch eher nettes Beiwerk ist, sollten Schmankerl wie die überaus gelungenen Wassereffekte nicht unerwähnt bleiben. Zum guten Eindruck trägt ebenfalls die atmosphärische Präsentation des Titels bei, welche mit etlichen Rendersequenzen unterstrichen wird. BWii unterstützt übrigens sowohl den 50/60 Hz- als auch den HDTV-Modus 480p.
Ebenso gelungen präsentiert sich die musikalische Untermalung. Auf jedes Szenario abgestimmte orchestrale Klänge bringen euch in Stimmung, während krachende Explosionen und wummerndes Feuer für die notwendige Kriegsatmosphäre sorgen. Positiv fällt dabei auf, dass für Schussgeräusche und dergleichen mehr auch der Lautsprecher der Wiimote zum Einsatz kommt. Wird das Treiben auf dem Bildschirm allerdings zu hektisch, scheint der Soundchip der Fernbedienung überfordert zu sein und man vernimmt teils nur noch ein leises Krächzen aus seiner Wiimote. Dieser kleine Schönheitsfehler kann aber durch die recht gelungene Sprachausgabe fast wieder wettgemacht werden. Überzeugende Sprecher mit verschiedenen (englischen) Dialekten verleihen dem Game eine gewisse Dynamik und sind selbst im wildesten Gefecht noch klar und deutlich zu verstehen. Leider wurden der deutschen Lokalisierung lediglich übersetzte Untertitel spendiert. Den Aufwand einer deutschen Synchronisation hat man sich dagegen gespart, was bei einem Nischentitel wie BWii zwar verständlich, aber dennoch schade ist. Dass der Titel dagegen Dolby Pro Logic II unterstützt, versteht sich bei einem Game aus dem Hause Nintendo zum Glück mittlerweile fast von selbst.
Fazit
Wer bereits auf dem Gamecube gerne in die virtuelle Schlacht gezogen ist, wird dies mit Battalion Wars 2 auch auf der Wii sicherlich wieder voller Freuden tun. Neulinge kommen dank der Hilfe des Tutorials zwar schnell mit den ersten Grundkenntnissen der Steuerung zurecht, werden dennoch aber gerade in den späteren Missionen anfangs einige Male die Übersicht verlieren und deswegen eine Niederlage einstecken müssen. Dank stetig ansteigender Lernkurve und genug Motivation durch die Bewertung der Missionserfolge beißt man sich aber dennoch lieber die Zähne an der Kameraführung aus, als dem gegnerischen General den Sieg zu gönnen. Dies gilt vor allem auch für den Online-Modus, der für viele Spieler sicher das Highlight des Games darstellt und auch auf lange Sicht motivieren kann. Zusammen mit der soliden Grafikengine, die einige nette Wassereffekte bietet und dem gelungenen Soundtrack samt überzeugender Sprachausgabe ist Kuju Entertainment somit im Falle von Battalion Wars 2 ein rundum überzeugender Titel gelungen. Diverse Kleinigkeiten hätte man zwar noch verbessern können und das beim Vorgänger noch komplett unverbrauchte Gameplay wirkt auch nicht mehr komplett taufrisch, wird Hobby-Strategen jedoch dennoch eine Weile an die Konsole fesseln können.
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