Testbericht: Baphomets Fluch: The Director’s Cut
Bereits im Jahre 1996 erschien das Point & Click-Adventure „Baphomets Fluch“ auf dem PC. Durch seine liebevoll gezeichneten Szenerien, die witzigen Dialoge und logischen Rätsel verzwickt mit einer spannenden Story erreichte das Spiel aus Charles Cecils Feder Kultstatus bei Genre-Liebhabern. Heute, rund 13 Jahre später, bringt Ubisoft den Klassiker nochmals in Form eines „Director’s Cut“ auf Nintendos Wii. Wir haben uns für euch zusammen mit Nico und George ins Abenteuer begeben.
Von Touris, Journalisten, Templern, Masken und Mördern…
Wie der Untertitel des Spiels bereits verdeutlicht, haben wir es hier nicht nur mit einer einfachen Portierung von Baphomets Fluch zu tun. Vielmehr wurde das Spiel mit neuen Szenen ausgestattet, die der ohnehin spannenden Story rund um die Verschwörungstheorien der Tempelritter weitere Handlungsstränge hinzufügen. Die teils im PC-Original nur angerissenen Themen erhalten nun einen weiteren Tiefgang. Wurde im Jahre 1996 lediglich die Figur des US-Amerikaners George Stobbart gesteuert, der auf Europa-Reise ist, so darf bei der Wii-Fassung in die Rolle der Pariser Journalistin Nico Collart in diesen neuen, exklusiven Abschnitten geschlüpft werden. Kenner des Spiels erleben gleich zu Beginn einen neuen Einstieg in die Story. Startete man im Original noch mit George in einem Café in Paris, in welchem eine Bombe hochging, so beginnt das Abenteuer nun zuvor bei Nicos Besuch bei einem hohen Staatsmann, der während dieser Szene ermordet wird. Erst später erfolgt die bekannte Café-Szene, in der sich die Handlungsstränge von George und Nico kreuzen. Wie bereits erwähnt vertieft sich die Story mit diesen neuen Szenerien, vor allem im Bezug auf Nicos Rolle im Spiel, viel mehr als noch vor 13 Jahren.
Ohne nun weiter detailliert in die Story einzutauchen – die sollte man schon besser selber erleben – möchten wir dennoch kurz anreißen, worum es im weiteren Verlauf geht. Nico hat nämlich durch ihre journalistische Tätigkeit bereits die Fährte eines Mörders aufgenommen, der bei jedem Mordfall in einer neuen Verkleidung erscheint. Was genau das Motiv dieses Killers ist, warum plötzlich ihr verstorbener Vater in den Fokus rückt und warum insbesondere der Orden der Tempelritter eine enorm wichtige Rolle übernehmen, das möchten wir an dieser Stelle jedoch nicht weiter erläutern – jedenfalls ist damit genügend Stoff für eine spannende Story mit einem Umfang von gut zehn Spielstunden vorhanden, so viel sei gesagt!
Die Spielmechanik ist im Übrigen wie gemacht für die Wii. Mittels Pointerfunktion steuert man einen Zeiger über den Bildschirm. An geeigneten Stellen verwandelt dieser sich entweder in eine Lupe, in zwei ineinander greifende Zahnräder, in greifende Finger oder in einen Mund. Mit der Lupe lassen sich Gegenstände genauer betrachten und untersuchen, sprich eine Detailansicht erscheint auf dem Bildschirm. Hier kommen dann auch meist die Zahnräder wieder zum Vorschein. Diese deuten eine Interaktion an, sodass man entweder etwas betätigen oder aber auch kombinieren kann mit Items aus dem Inventar. Werden hingegen die greifenden Finger angezeigt, so darf der entsprechende Gegenstand aufgesammelt und ins Inventar verschoben werden. Das Mundsymbol ist – wer hätte es gedacht – für die Dialoge verantwortlich. Hiermit lassen sich alle Personen auf dem Bildschirm ansprechen.
Ein nettes Gimmick integrierte man mit der Option, einen zweiten Mitspieler per Remote die Möglichkeit zu bieten, ebenfalls den Bildschirm abzusuchen. Per Tastenkombination lässt sich zudem zwischen aktivem und passivem Spieler hin- und herwechseln, sodass also auch der zweite Spieler in das Spielgeschehen eingreifen kann und der erste Spieler sich in dieser Zeit zurücklehnen kann.
Aus alt mach neu
So erfreulich die Erweiterung von Baphomets Fluch mit den neuen Inhalten auch ist, dennoch gibt es einige negative Aspekte, die dadurch Einzug in das Spiel erhalten. Zum einen ist natürlich aus technischer Sicht der Bruch zwischen alt und neu unvermeidbar. Wurden die Pixel-Figuren der alten Szenen noch mit recht wenigen Bildern animiert, präsentieren sich diese per Cel-Shading-Technologie in den neuen Szenen recht flüssig. Dies ist jedoch noch nicht allzu auffällig, wirklich unangenehm wird es hingegen in Sachen Sprachausgabe. Die neuen Teile wurden entsprechend auch neu vertont, sodass die Stimme von Nico, welche ihr von Franziska Pigulla (u.a. Scully aus „Akte X“) verliehen wurde, mittlerweile deutlich tiefer und kratziger daherkommt als noch vor 13 Jahren. Dies passt einfach nicht zu einer jungen Frau wie Nico. Zudem wurden die neuen Aufnahmen mit den alten in den Dialogen gemischt, jedoch merkt man den Original-Sounds ihr Alter deutlich an – wie durch ein altes Telefon gesprochen erklingen diese im Wechsel mit den neuen, kristallklaren Aufnahmen. Doch auch wenn hier dieser Mix in seiner technischen Umsetzung teilweise negativ auffällt, so ist die Tatsache, diese neuen Elemente überhaupt im Spiel zu haben ein wirklich gelungenes Unterfangen. Richtig gut sind z.B. auch die neuen Dialogaufmachungen, in denen animierte Portraits der Protagonisten eingeblendet werden (im Übrigen von Dave Gibbons gezeichnet, der auch für „Watchmen“ künstlerisch verantwortlich war). Auch wurden dem Spiel neue von Hand gezeichnete Detailansichten spendiert, die sehr gut umgesetzt wurden.
Um noch mehr Gebrauch von der Wii-Steuerung zu machen, integrierten die Entwickler einige Rätsel, die mit Bewegungen des Controllers zu lösen sind. Beispielsweise muss mittels feinfühliger Drehungen ein Safe geknackt oder Bolzen in einem Tor verschoben werden. Diese Rätsel- bzw. Geschicklichkeits-Parts wurden jedoch gekonnt an geeigneten Stellen platziert und wirken keineswegs aufgesetzt, wie bei manch anderen Spielen. Insgesamt ist die technische Darbietung also durchaus gelungen. Die vielen detailreichen und liebevoll gestalteten Hintergründe, die unterschiedlichen Charaktere mit ihren passenden Animationen, die wirklich toll eingesprochenen Stimmen und die angepasste Mechanik auf die Wii-Steuerung können unter dem Strich punkten – trotz der genannten negativen Aspekten im Mix zwischen neuen und alten Szenen.
Fazit
Ubisoft beschert mit Baphomets Fluch: The Director’s Cut allen Fans von Point & Click-Adventures auf Wii einen echten Pflichtkauf. Selbst Kenner des Originals dürften durch die neuen Szenen, der ausgeweiteten Story sowie der durchweg gelungenen Portierung der Spielemechanik auf die Wii nochmals nach 13 Jahren voll auf ihre Kosten kommen. Wem das Original von damals gänzlich unbekannt ist, der sollte in jedem Fall spätestens jetzt die Gelegenheit ergreifen und sich das neu aufgelegte Kultspiel mit seiner packenden Story, den liebevollen Grafiken, der knackigen und stets logischen Rätseln sowie den witzigen Dialogen zulegen!
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