Testbericht: Animal Crossing: Let’s go to the City
Es ist wieder soweit – Nintendo brachte pünktlich zum Jahresendgeschäft einen neuen Ableger der beliebten „Animal Crossing“-Reihe auf die Wii. Bereits 2001 durften sich die japanischen Spieler am ersten Teil der Reihe auf dem Nintendo 64 erfreuen, welche aber nie den Weg in den Westen geschafft hat. Erst mit dem Remake des Titels samt leicht verbesserter Optik für den Gamecube kamen auch wir Europäer in den Genuss des Simulationsspiels. Der jedoch bislang erfolgreichste Titel der Reihe ist der DS-Ableger mit dem Untertitel „Wild World“. Ob der aktuelle Wii-Titel „Let’s go to the City“ hält, was er verspricht, haben wir für euch herausgefunden.
Das lebende Spiel
Wer die Animal Crossing-Reihe, allen voran den DS-Teil, bereits kennt und gespielt hat, der wird sich in der Wii-Fassung direkt heimisch fühlen. Im Grunde hat sich nämlich nicht allzu viel verändert, bis auf ein paar wenige Features. Wir wollen jedoch erst mal für alle Neulinge erläutern, was in Animal Crossing zu erwarten ist. Im Grunde ist dies aber auch recht schnell erläutert, denn das Spiel bietet eine offene Spielwelt an, in welcher der Spieler selbst entscheidet, was er tun und lassen möchte. Ein Spielziel ist nicht vorhanden, der Spieler kann im Grunde beliebig oft und lang die Welt von Animal Crossing betreten und tun, wonach ihm gerade ist. Der Start in das neue virtuelle Leben verläuft jedoch ähnlich der realen Welt – als neuer (menschlicher) Bewohner in einem selbst zu betitelnden Ort, in dem ausschließlich Tiere leben, gilt es zunächst eine Behausung zu erwerben. Hierzu muss jedoch mangels Startkapital ein Kredit bei Waschbär Tom Nook aufgenommen werden, dem auch ein kleiner Laden in eurem Ort gehört. Fortan heißt es dann Geld verdienen, um möglichst rasch von den Schulden runter zu kommen – einen Besuch von RTL Schuldenberater Peter Zwegert möchte man schließlich vermeiden. Um Geld zu verdienen bietet der gute Nook euch zu Beginn einen Job in seinem Laden an. Durch diese Arbeit lernt ihr auch gleich viele eurer Dorfbewohner kennen, da auch diverse Botendienste von euch getätigt werden müssen. Bald aber teilt euch Tom Nook mit, dass ihr nun genug für ihn gearbeitet habt. Jetzt gilt es selbstständig aktiv zu werden. Praktischerweise verkauft der geschäftstüchtige Waschbär nicht nur Ware, sondern er kauft sie auch an. Im Grunde könnt ihr ihm so ziemlich alle Waren andrehen – so lassen sich vornehmlich Obst, Fische, Insekten und Fossilien verkaufen, welche es natürlich von euch einzusammeln gilt. Neben dem Geschäftlichen sei aber auch die soziale Komponente erwähnt. Die direkten Nachbarn und auch alle anderen Dorfbewohner gilt es kennen zu lernen und Freundschaften aufzubauen sowie zu pflegen – bzw. es liegt natürlich letztendlich am Spieler selbst, wie sehr er sich mit den Tieren anfreunden möchte.
Das Besondere an Animal Crossing ist, dass die virtuelle Uhr im Spiel mit der echten Uhr eurer Konsole synchron läuft, sprich 20 Uhr in der realen Welt entspricht auch 20 Uhr im Spiel. Mit dem Datum verhält es sich ebenso, wodurch zu besonderen Ereignissen, z.B. Weihnachten, auch in eurem virtuellen Wohnort alle Tiere sehnsüchtig auf den Weihnachtsmann warten. Sollte man sich mit einem der Bewohner zu einer festen Uhrzeit verabreden, sollte diese ebenfalls korrekt eingehalten werden, ansonsten ist ein verärgerter oder enttäuschter Brief eures virtuellen Freundes garantiert. Richtig gelesen, Briefe lassen sich ebenfalls verfassen und verschicken. Aber damit nicht genug, wer gerne sehr personalisiert spielen möchte, der darf sich eigene Designs für etwa Klamotten entwerfen. Diese können sogar das Ortswappen ersetzen. Ebenfalls sehr individuell darf das eigene Haus gestaltet werden, zumindest was die Einrichtung betrifft. Teppich, Tapette, Möbelstücke etc. können nach Belieben gekauft, erstellt und platziert werden – ein entsprechender Geldbeutel natürlich vorausgesetzt.
Animal Crossing-Kenner werden bislang in den vorherigen Zeilen nichts Neues entdeckt haben. Aber es gibt tatsächlich auch Neuerungen in Let’s go to the City. Wie der Name schon zu erkennen gibt, ist diesmal auch eine Stadt besuchbar. In eurem Dorf gibt es eine Bushaltestelle mit dessen Hilfe zu jeder Zeit der Bus herbeigerufen werden kann, welcher euch in die Stadt bringt. Diese Stadt jedoch ist weniger als solche zu erkennen, vielmehr handelt es sich um eine sehr überschaubare Piazza mit einigen Läden drum herum. Hier gibt es exklusive Klamotten und Einrichtungsgegenstände für euer Zuhause. Ein Friseursalon, in welchem ein neuer Haarschnitt oder ein Ebenbild eures Miis abrufbar ist, ist ebenso vor Ort wie ein Auktionshaus, eine Wahrsagerin, ein Seitenladen, der nur per persönlichem Empfehlungsschreiben betreten werden kann, ein Theater sowie ein Schuhputzer. Auf dem Platz tummeln sich diverse Tiere, meist aus fremden Orten, mit denen natürlich ebenfalls geplauscht werden kann.
Was ist noch neu? Vor allem der erweiterte Onlinemodus muss hier erwähnt werden. Wer den Freundescode sowie den Nickname und den Ortsnamen mit einem Freund austauscht, der kann sich gegenseitig besuchen. Hierzu muss am Stadttor den Wachen Bescheid gegeben werden, dass Besuch erwartet wird, sodass das Tor geöffnet werden kann. Ist der Besuch dann eingetroffen, kann dieser nach Belieben in eurem Örtchen umherlaufen, die Bewohner ansprechen und auch Früchte mitnehmen, die es bei ihm vielleicht nicht gibt um sie anzupflanzen. Selbstverständlich könnt auch ihr euren Freunden in dessen Dörfern einen Besuch abstatten und neue Früchte mit nach Hause nehmen. Darüber hinaus lässt sich per Text-Chat miteinander kommunizieren – entweder per Bildschirmtastatur, was recht umständlich ist, oder mittels USB-Tatstatur, was deutlich angenehmer ist. Um seine Emotionen per Mimik zu verdeutlichen, muss zunächst im Theater in der Stadt eine solche Emotion erlernt werden. Pro Vorstellung werden neue Gefühlsausdrücke dargeboten die anschließend für das Alter Ego zu jeder Zeit abrufbereit sind. Wer sich das Bundle mit dem neuen Wii Speak-Mikrofon zugelegt hat, der kann sogar mit den Freunden per Voice Chat sprechen, was bislang noch in keinem anderen Wii-Spiel möglich war und somit also Prämiere feiert. Wie oben jedoch erwähnt, ist die zwingende Grundlage für das gemeinsame Onlinespiel die Eintragung der Kombination aus Name, Stadtname und Freundescode Pflicht sowie die Ankündigung des Besuchs. Die vor ca. zwei Jahren recht groß angekündigte Nutzung der WiiConnect24 für Besuche des eigenen Orts, auch bzw. gerade während der eigenen Abwesenheit, ist also gar nicht möglich.
Steuerung
Die Steuerung eures Charakters in der Animal Crossing-Welt ist entweder allein per Wii-Remote möglich oder in Kombination mit einem Nunchuk. Per Remote-only dient der Pointer in Kombination mit A dazu, euren Alter Ego zu steuern. Aktionen werden grundsätzlich per A ausgeführt, ebenso das Ansprechen der Tiere. Besondere Wii-Remote-Eigenschaften kommen kaum zum Einsatz. Zwar lässt sich beispielsweise die Angel mit einer Schwungbewegung auswerfen, ein Druck auf A reicht aber ebenfalls vollkommen aus. Mit dem B-Knopf lassen sich Dinge aufsammeln, die Plus- und Minus-Tasten dienen zum Schnellaufruf der Übersichtskarte bzw. des Menüs. Mit dem 1-Button lässt sich ein Foto/Screenshot erstellen, welcher anschließend per 2-Knopf betrachtet und bei Gefallen auf die SD-Karte verschoben werden kann. Kopiert man das Foto nicht auf die Speicherkarte, so wird es bei erneutem Auslösen der virtuellen Kamera direkt wieder überschrieben. Mittels Steuerkreuz nach oben lässt sich in manchen Gebäuden die Perspektive ändern. Mit Steuerkreuz nach rechts und links kann zwischen Ausrüstungsgegenständen gewechselt werden, das D-Pad nach unten entfernt den Gegenstand wieder.
Schließt man ein Nunchuk an, so kann die Figur mittels Analogstick gesteuert werden. Der C-Knopf dient ebenfalls zur Ausführung der Aktionen und mit der Z-Knopf zum Aufheben bzw. Einsammeln.
Grafik und Sound
Die Optik von Animal Crossing: Let’s go tot he City ist recht unmodern und entspricht in etwa dem Gamecube-Titel der Reihe. Dennoch erzeugt die bunte Welt und der stilisierte Grafikstil die typische Atmosphäre, die das Spiel in gewisser Weise auch ausmacht. Dennoch, ein paar mehr Polygone und schärfere Texturen hätten nicht geschadet. Die Animationen der einzelnen Tiere sind jedenfalls gelungen.
Die akustische Untermalung des Spiels beschränkt sich auf nette Melodien, die in bester Fahrstuhlmusik-Manier im Hintergrund dudeln. Sie sind nett, stören nicht, hauen den Spieler aber auch nicht unbedingt vom Hocker. Ein nettes Gimmick ist die Stadtmelodie, die selbst angepasst werden kann. Hierzu können ein paar Noten nach Belieben gesetzt werden und schon ertönt zu jeder vollen Stunde die personalisierte Melodie vom Glockenturm. Ebenfalls zu hören ist diese bei Gesprächen mit Tieren aus dem eigenen Ort.
Auf eine Sprachausgabe verzichtete man gewohnter Weise, dafür sprechen alle Tiere ein Kauderwelsch, aus welchem sich manchmal tatsächlich einige Wörter erkennen lassen. Wem das Gebrabbel jedoch auf den Keks geht, der kann dies optional auch ausschalten.
Fazit
Animal Crossing: Let’s go to the City ist zwar zweifelsohne der bisher stärkste Teil der Serie, weil er in Summe gesehen die meisten Features mitbringt, für Kenner der Reihe jedoch eine kleine Enttäuschung aufgrund der wenigen Neuerung. Die im Namen angepriesene Stadt besteht nur aus wenigen Geschäften, die technische Grundlage ist recht veraltet, das Onlinespiel bildet wegen der Umständlichkeit keinen Kaufgrund und die Nicht-Nutzung der vielen Wii-typischen Steuerungsfeatures verleihen dem Spiel leider das Prädikat „Aufguss“. Kenner des DS-Teils werden nahezu keine Neuerungen entdecken, Neueinsteiger hingegen werden bestens unterhalten werden. Somit sollten Fans der Reihe für sich abwägen, ob sie trotz der nur marginalen neuen Features zugreifen sollten oder nicht. Wer bislang noch nie Animal Crossing gespielt hat, der sollte jedoch in jedem Fall einen Blick riskieren!
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