Hands-On: GoldenEye 007
Sein Name ist Bond. James Bond. Seine Mission? Ständig eine andere. Sein Aussehen? Wechselt auch des Öfteren. Doch der Name bleibt Programm. Mit „GoldenEye 007“ schickt Activision Blizzard Wii-Spieler nun in ein mehr oder weniger altbekanntes Abenteuer.
Der Spion, den ich liebte
Ach, was soll man groß erzählen. Jeder, der in den 90ern ein Nintendo 64 sein eigen nannte, wird auch ganz zwangsläufig vom Ego-Shooter GoldenEye 007 gehört haben. Entwickelt von den ehemaligen Superstars von Rare, galt GoldenEye lange als Krönung des Genres und konnte nur von seinem Nachfolger, Perfect Dark übertrumpft werden. Doch das ist lange her und nicht zuletzt die Indizierung des Titels hat ihn doch ein wenig in Vergessenheit geraten lassen. Da Activision aber nicht nur im Besitz der aktuellen Bond-Rechte ist, sondern auch bekannt dafür, Marken zu melken, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich ein Entwickler dieses Klassikers annehmen würde.
Fans des Originals dürfen nun erstmal Luftsprünge machen, denn die wesentliche Struktur des Spiels – inklusive 4-Spieler-Splitscreen, aber auch Onlinemodus – wird beibehalten. Bei Nintendo konnten wir den ersten Level selbst spielen, auch wenn Activision es einem mit der Nostalgie nicht leicht macht. GoldenEye 007 ist eher ein Update, eine Neuinterpretation und weniger ein Remake. Viele Level sind nur grob dem Original nachempfunden, statt Pierce Brosnan agiert nun der aktuelle Bond, Daniel Craig. Und auch die Story wurde ins jetzt verlegt und dreht sich unter anderem um die Bankenkrise. Dazu kommen zahlreiche neue Zwischensequenzen und eine straffe, scriptlastige Inszenierung. Beibehalten wurden jedoch viele Waffen des Originals, sowie die motivierende Möglichkeit, auf höheren Schwierigkeitsgraden Cheats freizuspielen.
Man lebt zweimal
Wer ein originalgetreues GoldenEye nur mit besserer Grafik erwartet, der wird enttäuscht. Dieser Eindruck wird beim Probespielen sofort bestärkt. Bei unserer Ankunft in der ersten Mission – dem Damm – ist es neuerdings Nach, es regnet in Strömen, die bekannte Musik ertönt ebenso wenig. Statt sofort loszuballern gibt es erstmal eine längere Filmsequenz, in der Bond mit einem Kollegen durch die Gegend schleicht. Lautlos werden zwei Gegner ausgeschaltet, dann gehört Bond uns. Die ersten Schritte sind vertraut, die Brücke, der Turm, alles ist so wie vor 13 Jahren. Die Steuerung ist bei der Demokonsole etwas arg feinfühlig eingestellt, doch sie lässt sich handhaben. Wie im Original kann Bond zudem nicht springen. Schon nach wenigen Metern verlässt das Leveldesign aber die gewohnten Pfade. Bond steigt in einen LKW ein, brettert durch Tunnel, ballert vom Beifahrersitz aus auf alles, was sich bewegt. Überall explodiert etwas. Die Fahrt endet mit einem gescripteten Unfall, wir quälen uns aus dem Fahrzeug und in einen Aufzug. Eine Etage tiefer geht es in einem Kontrollraum weiter, bevor unser Bond plötzlich durch einen Clippingfehler in der Wand ins Bodenlose stürzt. Na ja, eine frühe Version darf noch den ein oder anderen Bug enthalten, starten wir eben neu.
Der Ersteindruck dieser Mission ist gemischt. Die Grafik samt Mimik überzeugt, ebenso die Lichteffekte und die sehr schönen Explosionen. Auch bei den Animationen merkt man, dass hier der Publisher von Call of Duty dahinter steckt. Ohnehin hat sich dieses neue GoldenEye eine ordentliche Scheibe von Infinity Wards Erfolgsshootern abgeschnitten. Die Inszenierung ist straff, schnell und teilweise streng linear. Die gesamte Gangart ist ruppiger, wie es auch zu den neuen Bondfilmen passt. Statt Elektroschocks aus der Armbanduhr wird lieber das Genick gebrochen. Das kann man mögen, muss man aber nicht. Aufs ganze Spiel verteilt wird sich zeigen, ob GoldenEye 007 genug vom Geiste seines Vorgängers atmet, um auch alte Fans zufrieden zustellen. Die Entwickler werden sich ihrer Verantwortung hoffentlich bewusst sein.
Fazit
Ich war etwas überrascht vom neuen GoldenEye, welches klar auf die heutige Zielgruppe zugeschnitten ist. Das ist einerseits logisch, denn die Zeit ist nicht stehen geblieben. Andererseits hätte zumindest der angespielte Levelabschnitt durchaus noch etwas näher am Original sein dürfen. Die Entwickler versprechen, alle markanten Stellen zu übernehmen, etwa den Sprung vom Damm oder die Mission hoch über dem Parabolspiegel. Ich verbleibe neugierig, doch noch etwas skeptisch. GoldenEye 007 ist schön und modern. Hoffentlich nicht zu modern, denn dann hätte man es auch Call of Duty nennen können.
Schreibe einen Kommentar