Hands-On: Cursed Mountain

Zur Games Convention 2008 enthüllte Deep Silver ein bis dato streng geheimes Exklusiv-Projekt für die Wii – die Rede ist natürlich vom Horrortitel „Cursed Mountain“. Wir durften nun im Süden Münchens auf den Dächern des Koch Media-Komplexes erstmals Hand anlegen und jede Menge neue Eindrücke gewinnen. Ob wir den Berg erfolgreich erklimmen konnten, erfahrt ihr in unserem nachfolgenden Bericht.

Der Berg ruft!

Seitens Deep Silver Vienna wurde zunächst deutlich gemacht, dass man bei der Entwicklung des Spiels vorrangig die Story behandelt hat. Eine vieldurchdachte Geschichte, welche an einem realen Schauplatz spielt und dessen mythische Komponenten genauestens im Bereich des Buddhismus recherchiert wurden. Aber nicht nur die Geschichte, auch das Setting des Spiels soll möglichst authentisch wirken. Aus diesem Grund wurden sogar Satelittendaten des zugrunde liegenden Himalaya-Berges im Detail ins Spiel umgesetzt. Aber worum geht es nun eigentlich? Der Schotte Frank Simmons ist bei der Suche nach einem Artefakt im Himalaya spurlos verschwunden. Sein Bruder Eric nimmt nun die Fährte auf um seinen vermissten Bruder zu finden. Im Laufe seiner Reise, angefangen am Fuße des Berges, legt er rund 3.000 Höhenmeter zurück. Dabei durchquert er verlassene Dörfer und Orte, die allesamt verflucht erscheinen. Der Grund dafür sind die Seelen, die im sogenannten Bardo eingeschlossen sind – also in der Welt zwischen dem Dies- und Jenseits. Durch das Aufsammeln bestimmter Gegenstände, die seinem Bruder gehören, erhält Eric regelgerechte Gedächtnis-Flashbacks, wodurch er bestimmte Erlebnisse seines Bruders erfährt. Durch die Hilfe eines tibetanischen Mönches ist es Eric zudem später möglich mit Hilfe eines Eispickels in das Bardo hineinzuschauen und somit auch die Seelen zu bekämpfen. Durch den Sieg über die Geister jedoch können diese endlich ihren Frieden im Nirwana finden. Jedoch sollte man in Sachen Kämpfen nicht erwarten, dass man mit Schusswaffen oder ähnlichem ausgestattet sein wird – ein klassisches Splatter-Spiel trotz Horror-Setting ist Cursed Mountain nämlich ganz und gar nicht! Vielmehr gilt es mittels Remote-Gesten Gebete oder Rituale zu vollführen. Zu erwähnen sei noch, dass die (nicht-lineare) Story in den 80er Jahren spielt – und zwar aus einem guten Grund, denn zu dieser Zeit war der technische Fortschritt einfach noch nicht so weit wie heutzutage, was dem Spiel natürlich sehr zu Gute kommt. Denn mit Mobiltelefonen und GPS-Empfängern ausgestattet wäre das Ganze wohl nicht einmal halb so spannend.

Die Levels, die wir sehen und später auch anspielen konnten, bestachen vor allem dadurch, dass man einen enormen Weitblick erhält. Dies bedeutet, dass der Berg stetig präsent ist und man an geeigneten Stellen weiter auf dem Berg ins Tal schauen kann und im Grunde genauestens die Orte sehen kann, die man bereits zuvor durchquert hat. Dies ist also im Grunde wie eine Art Sandbox-Spiel – eine richtige virtuelle Welt, deren einzelne Levels nicht in sich abgeschlossen sind sondern ein Ganzes ergeben. Um ans Ziel zu kommen ist dabei ebenfalls Freiheit geboten, denn auf welche Art und Weise man das Spiel erleben möchte, ist dem Spieler überlassen. Er kann versuchen schnellst möglich durch die Levels zu rasen, er kann jedoch auch jeden Winkel nach Items durchsuchen um mehr in die Story einzutauchen, weitere Hintergrundinformationen über das Volk und die Gebetskunst zu erlernen, mit denen er die Seelen effektiver bekämpfen kann. Durchschnittlich kann man jedoch von einer Gesamtspielzeit irgendwo zwischen 15 und 20 Stunden sprechen. Dabei gibt es im Übrigen auch nur einen Schwierigkeitsgrad. Dieser jedoch, sowie auch das Spiel an sich, nimmt im Laufe an Fahrt auf. Anfangs sind die Cut-Scenes noch recht gediegen mit nur wenigen Schnitten und auch die spielerische Action sowie Schocker-Momente halten sich in Grenzen. Stück für Stück jedoch entfaltet das Spiel sich immer mehr und wird deutlich intensiver. Als Grund hierfür erklärte man, dass man möglichst viele Spieler auf der Wii ansprechen möchte. Zwar liefert man mit Cursed Mountain ein klares Core-Spiel ab, jedoch möchte man auch die Gelegenheitsspieler an das Spiel heranführen und so lange wie möglich fesseln, die Erfahreneren jedoch gleichzeitig nicht allzu lange unterfordern und motivieren bis zum Ende durchzuspielen.

Steuerung

Gesteuert wird das Spiel mit der Wii-Fernbedienung und der Nunchuk-Erweiterung. Mit dem 3D-Stick steuert ihr den Charakter im gemütlichen Tempo, mit Hilfe des Z-Buttons läuft er schneller. Um euch einen Überblick über den Berg, das Dorf oder sonst etwas zu verschaffen, könnt ihr das Steuerkreuz nach unten drücken. Mit dem Analogstick könnt ihr euch anschließend umherschauen. Eigentlich schade, dass hier auf die Pointerfunktion verzichtet wurde. Mit dem B-Knopf führt Eric eine Attacke mit seinem Eispickel aus und mit A kann er verschiedene Aktionen wie zum Beispiel das Aufheben eines Gegenstandes ausführen. Mit dem C-Button wechselt das Spiel in das Bardo. Gleichzeitig zielt Eric mit dem Eispickel nach vorne und die Pointerfunktion wird aktiviert. Nun könnt ihr mit euerem energiegeladenen Eispickel auf Geister feuern oder ein mystisches Objekt untersuchen. Wenn ihr mittels B-Knopf einen Energieschub abgefeuert habt, dauert es ein paar Sekunden, bis sich der Eispickel wieder erholt hat. Deshalb sollte man jedes Mal genau zielen, bevor man feuert, denn der Geist nähert sich euch stets. Falls es einmal dazu kommen sollte, dass der Geist direkt vor euch steht, könnt ihr ihm mit dem Eispickel auch einen Schlag verpassen, sodass er sich durch den Hieb wieder etwas von euch distanziert. Habt ihr den Geist dann mit genügenden Energieschüben getroffen, offenbaren sie ihr Gebet. Nun erscheint auf dem Bildschirm eine Reihe von Richtungssymbolen, damit ihr wisst, wie ihr das Gebet mittels Gesten „aussprechen“ müsst. Schwingt also euer Controller-Duo wie es euch vorgegeben wird und der Geist wurde erlöst. Diese Gebete umfassen zu Beginn einen einzigen Controller-Schwung, im späteren Verlauf des Spiels sind es allerdings schwierige Combos. Mit diesen Gebeten möchte man dem Spieler mehr Spieltiefe bieten. Im Buddhismus betet man übrigens tatsächlich mit Handgesten, dies ist also keineswegs eine Erfindung seitens Deep Silver, um zwanghaft die Bewegungssteuerung zu integrieren. Was uns zum Teil etwas Probleme verschafft hat, ist das Zielen mit dem Eispickel. Das Problem ist, dass die 3rd-Person-Perspektive im Kampfgeschehen an Eric heran zoomt und dieser auf der linken Seite mit seinem Eispickel sichtbar ist. Wenn sich jetzt ein Geist ebenfalls auf der linken Bildschirmseite befindet, fällt es schwierig, diesen anzuvisieren.

Da die Geister von Höhenmeter zu Höhenmeter stärker werden, muss natürlich auch Eric irgendwie stärker werden. Dies ist durch Eispickel-Upgrades möglich. Solchen Upgrades begegnet ihr auf dem Weg zur Bergspitze. Wir konnten in der gezeigten Version den Eispickel einmal upgraden. Martin Philipp von Deep Silver erzählte uns, dass die Upgrades allerdings leicht zu finden seien sodass das Spiel nicht zu schwierig werden kann. Die Upgrades werden durch kleine Buddha-Figuren symbolisiert, die man dann auch einpacken sollte. Ansonsten wird der nachfolgende Bosskampf ziemlich schwierig, was wir zu spüren bekamen – also noch einmal: packt den Buddha ein!
Der Bosskampf hat uns begeistert. Es war ein Bosskampf, wie man ihn erwartet: hässliches Monster, mehrphasiger Ablauf, Todesangst. Wir sind sehr auf die weiteren Bosskämpe gespannt und hoffen, dass auch diese so gut sind wie das von uns bekämpfte Riesen-Vogel-Geist-Dings.
Falls ihr sonst einmal Todesangst habt weil ihr nicht mehr viel Lebensenergie habt, könnt ihr an bestimmten Orten ein Räucherstäbchen anzünden, damit es euch wieder besser geht. Räucherstäbchen finden sich an vielen Orten im Spiel, zum Beispiel in zahlreichen zerstörbaren Vasen.

Ebenso positiv fielen die Passagen auf, in denen die Wii-Steuerung innovativ genutzt wird. Beispielsweise mussten wir mit Eric über eine Dachlatte balancieren, wobei wir die Balance mit der Wii Remote halten mussten. Auch der Lautsprecher wurde in einem der gezeigten Levels sehr schön genutzt – nämlich als Walkie Talkie. Wir sind deshalb zuversichtlich, dass die Entwickler die Innovationen der Wii so gut wie möglich, aber nicht überflüssig, nutzen werden.

Grafik und Sound

Optisch macht der Titel einen wirklich ordentlichen Eindruck. Aus der Third-Person-Perspektive steuert man den Protagonisten durch detailreiche Himalaya-Settings – seien es verlassene Dörfer, Höhlen oder Bergpassagen in der Todeszone. Die stetige Präsenz des Berges sieht dabei nicht nur erstaunlich gut aus sondern führt dem Spieler bei jedem Anblick das Ziel erneut vor Augen und ist somit motivierend zugleich. Auf ein „Hud“ wurde verzichtet, zumindest an den Stellen, an denen Anzeigen auf dem Bildschirm einfach nicht nötig sind. Die grafischen Effekte beim Einblick in das Bardo erinnern durch viele schwarze Partikel in der Luft ein wenig an The Legend of Zelda: Twilight Princess. Die Geistgestalten und auch die Bossgegner, zumindest der uns präsentierte, wurden durch grafische Effekte sehr gut in Szene gesetzt und können wohlmöglich beim alleinigen Spielen in der Nacht für einige Gänsehautmomente sorgen.

Aber nicht nur optisch wurde auf Details geachtet, ebenfalls das Sounddesign wurde bei den Entwicklern groß geschrieben. So wurde der Soundtrack beispielsweise mit authentischen Musikinstrumenten aus der Region eingespielt. Viele weitere akustische Details, wie zum Beispiel die Stimmen der Seelen, kommen wunderbar gespenstig aus den Lautsprechern. Ein schönes Detail ist zudem, sollte der Speaker der Wii-Remote deaktiviert sein, dass der Sound fortan auf den Hauptsound umgeleitet wird, damit keine wichtigen Details untergehen. Eine komplette deutsche Lokalisierung mit entsprechenden Synchronsprechern wird es ebenfalls geben, in der präsentierten Version handelte es sich jedoch um die englische Ausgabe, die aber bereits einen wirklich gelungenen Eindruck machte.

Fazit und Prognose

Koch Media wird durch Cursed Mountain die Spieler unserer Einschätzung nach mit einem richtig gelungenen Core-Spiel beglücken, trotz eines leichten Einstiegs für Gelegenheitsspieler. Die vielen unzähligen Details in Sachen Story, Setting, Authentizität aber auch technischer Umsetzung lassen das Wii-Spielerherz nicht nur durch Schocker-Elemente schneller schlagen. Da wir allerdings nur die ersten paar Levels gesehen haben, hoffen wir, dass die Story auch im restlichen Verlauf packend bleibt und das Spielprinzip nicht allzu eintönig wird. Wir freuen uns in jedem Fall auf die anstehende Bergtour im dritten Quartal 2009!

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