Interview mit Marin Gazzari, Deep Silver Vienna

Wir sprechen mit Producer Marin Gazzari über den kommenden exklusiven Wii-Horrortitel „Cursed Mountain“.

Wii Insider:
Im Gegensatz zu den bekannten Vertretern des Genres basiert „Cursed Mountain“ nicht auf Zombies sondern bezieht sich mehr auf verwunschene Seelen, handelt also auf einer abstrakteren Basis. Woher stammt diese frische Idee?

Marin Gazzari:
Grundsätzlich verfolgen wir die Strategie, den Spieler mit frischen Ideen und hier vor allem mit neuen Settings zu konfrontieren. Eine Recherche zu Beginn des Projektes ergab, dass bisher noch kein Spiel die Elemente Klettern, Himalaja und asiatische Religionen miteinander verbunden hat. Cursed Mountain liegt also die Idee zu Grunde, ein Spiel in einer asiatischen antiken Kultur mit religiösen Einflüssen, anzusiedeln. Im Zuge des Researches sind wir auf sehr interessante Aspekte des Buddhismus gestoßen, die uns einen großen Fundus an Spielelementen erschlossen haben. Cursed Mountain spielt auf einer Höhe, in der der Boden durch Permafrost das ganze Jahr gefroren oder sehr felsig ist. Dadurch können Tibeter ihre Toten nicht begraben, weshalb sich auch keine Zombies aus ihren Gräbern erheben können. Tibeter bestatten ihre Toten mittels eines sogenannten „Sky Burials“, einer Luftbestattung. Hierbei wird der tote Körper, der im Buddhismus nur noch eine leere Hülle darstellt, „zerkleinert“ sowie danach den Geiern zum Fraß vorgeworfen und somit wieder dem natürlichen Kreislauf des Lebens zurückgegeben.

Wii Insider:
Bisher sind nur wenige Details zum eigentlichen Gameplay bekannt. Wird es explizite Gewaltdarstellung geben und laufen wir vielleicht sogar deshalb Gefahr, dass der Titel in Deutschland nicht erscheinen wird?

Marin Gazzari:
Die Gefahr einer Indizierung in Deutschland ist aus unserer Sicht nicht gegeben. Es gibt im Spiel keinerlei Waffen wie Kettensägen oder irgendwelche Schusswaffen. Der Spieler bekämpft Geister, die im sogenannten „Bardo“, der Schattenwelt zwischen Diesseits und Jenseits, aufgrund eines Fluches festsitzen. Diese Geister sind daher nicht in der Lage ins Nirvana weiter zu reisen oder einen neuen Lebenszyklus auf der Erde zu beginnen. Tatsächlich hilft der Spieler den erwähnten Geistern, da er sie aus dieser Situation erlöst und ihnen das Verlassen des Bardos ermöglicht. Der Kampf beruht auf Gebeten und Ritualen, die mittels Gesten ausgeführt werden, wobei je nach Stärke des Gegners eine oder beide Hände zur Durchführung notwendig sind. Wichtig ist uns, die Körperhaltung des Spielers zu öffnen und ihn dadurch noch stärker ins Spielgeschehen zu ziehen. Bei Horrorspielen mit „normaler“ Steuerung mittels Gamepad, sitzt der Spieler mit angezogenen Schultern und den Controller steif in Händen haltend vor dem Fernseher. Bei Cursed Mountain „öffnen“ wir diese Haltung, da die erwähnten Rituale mittels Gesten beider Arme und Wii Steuerung durchgeführt werden.

Wii Insider:
Die Wii erlebte anfangs und auch heute noch eine Flut leicht zugänglicher Spiele, vor allem für jüngere Spieler und Familien. Wurde der Markt für Erwachsenenunterhaltung auf der Wii bislang unterschätzt?

Marin Gazzari:
Dies ist eine Frage der Positionierung und sicherlich nicht der Unterschätzung. Nintendo hat es in sehr kurzer und beeindruckender Zeit geschafft, die Wii in sehr viele Haushalte zu bringen. Dabei gelang auch eine Erweiterung der demographischen Ziel- und Käufergruppe, durch den Einsatz von sehr einfach zu bedienenden und zugänglichen Spielen. Vielen Kunden hat sich dadurch die Möglichkeit einer Konsole zur Freizeitgestaltung erstmalig eröffnet. Als Software und Content Lieferant haben wir als Entwickler nun die Möglichkeit, diese neue und erweiterte Zielgruppe mit entsprechenden Produkten anzusprechen. Viele Wiis wurden außerdem vom weiblichen Teil der Haushalte gekauft und der männliche Teil, großteils Hardcore Zocker, wartet noch auf das richtige Produkt für sich selbst. Gerade diese Spieler gilt es mit interessanten und innovativen Spieleideen zu gewinnen.

Wii Insider:
Bereits zu vernehmen war die Ankündigung des Supports der „WiiMotion Plus“-Technik. Gibt es schon genauere Informationen hierzu und welche Features im Spiel dadurch profitieren werden im Gegensatz zur herkömmlichen Wii-Steuerung?

Marin Gazzari:
Hier muss ich bitte korrigieren: Wir haben den Einsatz dieser Technologie noch nicht angekündigt. Auf eine diesbezügliche Frage der Medien haben wir die Evaluierung von WiiMotion Plus bestätigt. Eine Entscheidung für oder gegen den Einsatz in Cursed Mountain ist aber noch nicht gefallen.

Wii Insider:
Wird der Lautsprecher der Wii-Remote auf die eine oder andere Art Verwendung finden?

Marin Gazzari:
Ein einfaches Ja. So findet z.B: ein Level im Spiel innerhalb eines Gletschers in einer riesigen Eishöhle statt, wo der Hauptcharakter, Eric Simmons, ein noch funktionierendes Walkie Talkie eines verstorbenen Bergsteigers findet. Die Worte aus diesem Funkgerät hört der Spieler über die Wii-Remote.

Wii Insider:
Ist das Spiel nur für Einzelspieler konzipiert oder können wir auch mit einem Multiplayermodus rechnen?

Marin Gazzari:
Cursed Mountain ist ein reines Single Player Spiel.

Wii Insider:
Gibt es Pläne zur Nutzung der Nintendo WiFi-Connection?

Marin Gazzari:
Nein.

Wii Insider:
Dass die Wii nicht gerade die stärkste Hardwarebasis zu bieten hat, ist bekannt. Seid ihr bei der Entwicklung von „Cursed Mountain“ an technische Grenzen der Konsole gestoßen? Welche Einschränkungen resultieren eventuell daraus, bzw. welche Kompromisse mussten getroffen werden?

Marin Gazzari:
Das gesamte Spiel ist in Echtzeit 3D gestaltet. Wir pushen die Konsole tatsächlich an ihre Limits in Bezug auf Lighting, Shaders, Geometrie, Audio und Animation. Cursed Mountain ist aber kein Spiel, in dem nur die Technologie im Vordergrund steht. Wichtig ist uns als Entwickler die individuelle Gameplay Erfahrung des Spielers. Technologie kann immer nur Basis und Katalysator für den Inhalt und Spielspaß sein. Viele Wii Spiele scheinen aber wirklich die technischen Möglichkeiten und Ressourcen nicht in letzter Konsequenz auszuschöpfen. Einschränkungen in der Entwicklung führen immer zu neuen und innovativen Lösungsansätzen, daher sehen wir das nicht als negativ an. Man soll das kreative Potential, dass in vielen Teams vorhanden ist, nicht unterschätzen.

Wii Insider:
„Cursed Mountain“ verfügte bereits in den ersten Bildern und Videos über hervorragende Weitsicht im Bergpanorama des Himalajas. Wie wichtig ist diese Optik für das Gefühl, welches ihr im Spieler hervorrufen wollt?

Marin Gazzari:
Dieser Ansatz kommt aus dem „echten“ Bergsteigen. Bei Bergtouren ist der Gipfel, also das Ziel, stetig vor Augen und sehr präsent. Wir wollen das atemberaubende Gefühl eines manchmal bedrohlichen, manchmal wunderschönen Panoramas in Mitten einer faszinierenden Bergregion so realitätsnah wie möglich vermitteln. Das bedeutet, dass trotz eines Level basierten Spieles, die gesamte Welt visuell immer zur Verfügung steht. Dies inkludiert auch die Vergangenheit. Nicht nur „The Sacred One“, der heilige Berg den es zu erklimmen gilt, sondern auch das gesamte Tal und die bereits erreichten Stationen sind für den Spieler stets sichtbar.

Wii Insider:
Was können wir im Bereich Sounddesign erwarten? Auf welche Art und Weise wird hier insbesondere die Stimmung erzeugt?

Marin Gazzari:
Als Entwickler ist uns Sound sehr wichtig, da wir davon überzeugt sind, dass Audio einen sehr großen Beitrag zur Atmosphäre eines Spieles leistet, umso mehr bei einem Horror-Spiel. Cursed Mountain wird daher über einen sehr reichen Sound sowie authentisches Sounddesign der Himalaja Region verfügen, die sehr dramatisch zum Spielgeschehen beitragen werden. Ich denke die Spieler können sich auf eine sehr spannende Soundkulisse freuen.

Wii Insider:
Wann ist „Cursed Mountain“ in den Ladenregalen zu erwarten?

Marin Gazzari:
Wir kommunizieren zurzeit 2009. Tut mir leid, aber spezifischer werden wir im Moment nicht.

Wir bedanken uns bei Marin Gazzari und Deep Silver Vienna für das Interview.

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